Friedensglocke, Gömnigk, Glockenguss, Glockengießermeister Peter Glasbrenner

Schwerter zu Pflugscharen – In Gömnigk wurde eine Friedensglocke aus Munition gegossen

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Gömnigk. Pünktlich zum Guss der Friedensglocke erklingen im Hintergrund die Glocken der Gömnigker Kirche. Gleich wird die geschmolzene Kriegsmunition in die vorbereitete Form fließen.

Ein Wahnsinsvorhaben des Friedensglockenvereins

Das Ereignis, bei dem alte Kriegsmunition zu einer Friedensglocke wird, zieht zahlreiche Besucher an. Sicher wären noch viel mehr gekommen, hätte Corona nicht der Teilnehmerzahl enge Grenzen gesetzt. So saßen viele am Smartphone oder vor dem heimischen PC und verfolgten das Ereignis via Zoom.

Eingeladen hatte der bundesweite Verein „Friedensglocken e.V.“, der sich im Jahr 2025 mit eben dieser, etwa 70 Kilogramm schweren Glocke und in Pferdewagen auf den Weg nach Jerusalem machen möchte. Die kürzeste Route wäre immer noch 4.100 Kilometer lang und würde 160 Tage dauern. Etwa 35 Kilometer pro Tag sollen geschafft werden. Diese Route, die einzige komplette Landroute unter drei Varianten würde auch durch die Türkei, durch Syrien und durch Jordanien führen. Die universelle, aber hier christlich geprägte Botschaft müsste den Weg zudem durch muslimische Länder und möglicherweise den Krieg finden.

Der Verein schätzt die Kosten dieses Vorhanbens auf 1,5 Mio. Euro. Um die Idee bekannt zu machen und um Spenden zu sammeln, soll es ab diesem Jahr bis 2024 in mehreren dreiwöchigen Touren durch Deutschland gehen. Die erste, die Nordtour, soll in diesem Herbst von Hamburg nach Marienflies führen.

Gute Worte zum Gelingen der Friedensglocke

Doch zunächst muss die Glocke erst einmal gegossen werden. Den durchaus nicht einfachen Guss begleiten viele mit guten Worten. Der Ministerpräsident des Landes Brandenburg, Dietmar Woidke, hat ein Grußwort geschickt, in dem es heißt:

„Seit 75 Jahren haben wir Frieden. Dieser Frieden ist eine Verpflichtung – eine immerwährende Aufgabe. Denn auch bei uns gibt es Entwicklungen, gegen die wir uns wehren müssen: Der Rechtsextremismus ist erneut eine der größten Bedrohungen unserer Zeit. Juden in Deutschland haben wieder Angst, auch Jahrzehnte nach der Shoah.“

Dietlind Tiemann, Friedensglocke
Dietlind Tiemann

Die Bundestagsabgeordnete Dietlind Tiemann (CDU) findet es „verrückt, was man sich da vorgenommen hat.“ Dennoch ist sie vom Gelingen überzeugt. Sie ist stolz,

„dass die Vision von ‚Frieden und Versöhnung’ gerade von Bürgern aus unserer Region ausgeht.“

Als ehemalige Oberbürgermeisterin von Brandenburg a.d.H. erinnert sie an die Euthanasieverbrechen der Nazis in ihrer Stadt.

Landrat Wolfgang Blasig (SPD) würdigt vor allem die Symbolik des Glockengusses von Gömnigk:

„Immer wieder wurden Glocken in Kriegszeiten eingeschmolzen, um Waffen herzustellen. Umso richtiger ist es, heute aus Kriegsschrott eine Glocke, eine Friedensglocke zu gießen.“

Auch der Brücker Bürgermeister, Matthias Schimanowski, ließ es sich nicht nehmen, bei dem Ereignis dabei zu sein:

„Schwerter zu Pflugscharen – das Ziel muss man unterstützen, weshalb sich Brück im Rahmen seiner Möglichkeiten beteiligt hat.“

Karl-Dietmar Plentz, Friedensglocke
Karl-Dietmar Plentz

Bäckermeister Karl-DietmarPlentz, der schon auf dem Treck nach Weliki Nowgorod dabei war, hat wieder ein Friedensbrot gebacken und findet:

„Es ist eine große Freude, Teil dieser verrückten Aktion zu sein.“

Überraschend war auch Jochen Feilcke von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft gekommen.

Die Friedensglocke

Schon seit über einer Stunde schlagen die Flammen aus dem Kessel. Ab und zu ist ein Grollen zu hören. Dann drückt der Wind die Luftzufuhr ab. Als die nötige Temperatur von 1100 Grad endlich erreicht ist, bringen drei junge Menschen zu Pferde die Kriegsmunition auf das Gelände:

  • eine Granathülse 88 mm einer Flakgranate (Deutschland, 1937)
  • eine Granathülse 57 mm Flakgranate S60 (Sowjetunion, CSSR, 1958) und
  • eine Granathülse 122 mm Haubitze H38 (Sowjetunion, 1967).

Während der Veranstaltung bringen weitere Besucher spontan noch mehr Metall für den Guss weiterer Glocken mit. Glockengießermeister Peter Glasbrenner muss viele Fragen beantworten.

Die aus dem Militärschrott geschmolzene Glocke wird an der dicksten Stelle 45 mm dick sein, an der dünnsten 15 mm. Beherzt befördert Glockengießermeister Peter Glasbrenner die Munition in den Kessel.

Burkhard Haeseloff
Eine Glocke für Burkhard Haeseloff

Am Rande des Glockengusses bekam Burkhard Haseloff von den “Titanen der Rennbahn” von Pfarrer Kautz und Friedbert Enders, dem Cheforganisator des Titanentour nach Russland und des neuen Vorhabens, eine kleine Glocke überreicht. Höchste Zeit, wie Pfarrer Kautz befand.

Die Glocke wird das Bibelzitat tragen:

„Jaget dem Frieden nach mit Jedermann“.

Sie wird außerdem geziert von Picassos Friedenstaube, dem Kreuz des christlichen Glaubens und dem Wort Frieden in zwölf Sprachen. Eingraviert ist auch das große Ziel des Vereins:

“Jerusalem 2025”.

Der Guss der Friedensglocke

Nach dem Segen des Pfarrers übergibt dieser alles weitere in die Hände von Glockengießermeister Peter Glasbrenner. Sorgsam löst er die Schrauben, die den Kessel mit dem Metall und neigt ihn behutsam in Richtung auf die Form. Ein dünner, glühend heißer Strahl ergießt sich in die Form und füllt diese zur Freude des Glockengießers vollständig aus. Dass einige Spritzer darüber hinaus gehen, bringt ihn nicht aus der Ruhe. Der kleine Brand ist schnell gelöscht.

Die Zeremonie dauert nur wenige Minuten, dann verkündet Glasbrenner, dass der Guss zu 95 Prozent geschafft ist. Ob der Guss auch zu 100 Prozent gelungen ist, zeigt sich erst am Sonntag, wenn die Glocke aus der Form geholt wird. Und ja, es hat vollständig geklappt. Militärschrott wurde zu Friedensklang.

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