Christian Wessel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Beelitz: Klimaschutz, Mobilität und Wirtschaft – Christian Wessel weiß was er will

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Beelitz. Zu unserem Treffen in Beelitz kommt der 58jährige Christian Wessel mit dem Fahrrad, es ist sein Hauptbewegungsmittel. Sport ist ihm wichtig, und der Mittelstreckentriathlon, zwei Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 20 Kilometer laufen, gehört zu seinem Repertoire. Wessel kandidiert für den Landtag Brandenburg zum einen auf Listenplatz acht der Bündnisgrünen und als Direktkandidat im Wahlkreis 18. Seit 2012 wohnt er mit seiner Familie in Caputh. Dort hat die Familie ein Holzhaus, gedämmt mit Zellulose, erbaut. Solarthermie, Abluftwärmepumpe, Warmwasserspeicher, Fußbodenheizung und Kamin gehören zum Bau. Der Wirtschaftsingenieur ist als Unternehmer und Unternehmensberater tätig, arbeitet zusätzlich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TH Wildau und ist ehrenamtlich im Landesvorstand des ADFC und als Gründer und Vorstand der Klima-Initiative Schwielowsee aktiv.

Mit Wessel sprach Fläming 365 über seine Kandidatur, die Ziele und Hoffnungen:

Andreas Koska: Christian Wessel, Sie sind vielfach beschäftigt und sind dreifacher Vater. Jetzt  kandidieren Sie auf Listenplatz 8 von BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN und im Wahlkreis 18 als Direktkandidat für den Landtag Brandenburg. Herr Wessel, weshalb tut man sich das an?

Christian Wessel: In der Tat, die Frage stellt man mir oft, denn ich mache ja sonst auch schon viel – und das jetzt noch on top? Meine Antwort ist darauf, dass ich es wichtig finde, dass man Verantwortung übernimmt, gerade bei Fragestellungen, die nicht so direkt vor der Nase liegen, sondern die langfristig eine große Rolle spielen. Mich interessierte die Fragestellung: Was ist das eigentliche Problem? Worum sollten wir uns eigentlich kümmern? Neben dem Alltäglichen, was es so gibt, was natürlich auch wichtig ist. Aber für mich ist das dann immer wieder das Thema Klimaschutz: Wie kriegen wir die Kurve und laufen nicht in die ganz große Klimakrise noch viel weiter rein. Und das war für mich so ein Punkt, wo ich 2020 entschieden habe, da müssen wir drüber reden, wir müssen den vielfältigen Klimathemen eine Bühne geben.

Bei der Klima-Initiative Schwielowsee haben wir das dann so formuliert: informieren, sensibilisieren, diskutieren, handeln – gemeinsam. In diesem Bogen haben wir uns überlegt, wollen wir ins Handeln kommen. Das klappt jetzt zum Beispiel beim Moorschutz am Caputher See sehr gut.

Parallel wurde ich über den ADFC, wo ich im Landesvorstand bin, angesprochen, ob ich beim Mobilitätsgesetz mitverhandeln möchte, mit dem Brandenburger Verkehrsministerium Verhandlungen führen möchte. Es hat drei lange Jahre gedauert, seit Januar 2024 haben wir jetzt aber ein gutes Mobilitätsgesetz in Brandenburg. Im vergangenen Jahr wurde ich dann von den Bündnisgrünen angesprochen, ob ich denn auch Interesse hätte, dieses Thema weiter zu tragen, das Mobilitätsgesetz nicht nur zu formulieren, sondern auch bei der Umsetzung aktiv mitzuwirken. Und das in der Rolle als Landtagsabgeordneter. Diese Chance möchte ich natürlich nun nutzen und kandidiere daher für den Landtag. Somit zurück zu Ihrer Frage, warum ich mir die Kandidatur und die viele Arbeit, die damit zusammenhängt, antue: Ich sehe die Chancen und Herausforderungen und möchte das dann natürlich umsetzen, mitgestalten, natürlich immer in einem breiten Team von engagierten Mitstreitern und Mitstreiterinnen.

Christian Wessel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Christian Wessel, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Andreas Koska: Zwei Ziele habe ich schon rausgehört. Das einer wäre der Klimaschutz, das andere die Mobilität. Und nicht nur ADFC, heißt nicht nur Radwege und Radfahren, sondern auch ÖPNV, SPNV, und ähnliches. Gibt noch weitere Ziele, die Sie gern verfolgen würden?

Christian Wessel: Ganz kurz noch zu dem Radverkehr in Verbindung mit dem ÖPNV. Das sind zwei Dinge, die muss man unbedingt zusammen gestalten. Man fährt mit dem Rad zum Bahnhof, stellt es dort ab und fährt dann im Zug oder im Bus weiter. Daher sind sichere Abstellmöglichkeiten ein ganz wichtiges Thema, mein Rad soll ja auch noch dastehen, wenn ich vom ÖPNV zurückkomme. Und ich bin ja auch als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Radverkehrsprofessur an der TH Wildau tätig, die heißt genau genommen „Radverkehr in intermodalen Verkehrsnetzen“, also das Intermodale ist ganz wichtig. Der Fahrradverkehr gehört unbedingt mit dem ÖPNV zusammen, so wie der Fußverkehr auch.

Und das dritte Thema, für das ich mich interessiere, wo ich Ziele habe, ist das Thema Wirtschaft. Und da setze ich insbesondere auf die Entwicklung der mittelständischen Wirtschaft. Aus zwei Gründen. Zum einen habe ich beruflich viel auch in Süddeutschland gearbeitet, vor allen Dingen in Baden-Württemberg. Dort gibt es einen ganz starken, kulturell, historisch lange entwickelten Mittelstand, der die ganze Wirtschaft mitträgt, neben den Großunternehmen, die es dort gibt. In Brandenburg gibt es auch noch große Potenziale, die mittelständische Wirtschaft, kleine, mittlere Unternehmen zu unterstützen, zu entwickeln. Das ist die eine Richtung, aus der ich komme. Und die andere Richtung, weswegen mir die mittelständische Wirtschaft wichtig ist, ist, dass Unternehmer, die kleinen und mittelständischen Unternehmen eine ganz wichtige Rolle für das gesellschaftliche Miteinander vor Ort spielen. Die mittelständische Wirtschaft ist vor Ort verankert, engagiert sich vor Ort, zahlt hier Steuern und sorgt mit für die Grundlage, dass die soziale Infrastruktur in Zukunft finanziert und erhalten bleibt beziehungsweise sich entwickelt, also Schulen, Kitas und mehr.

Andreas Koska: Und sie schaffen vor Ort die Arbeitsplätze.

Christian Wessel: Genau, die Arbeitsplätze vor Ort schafft, Löhne und Gehälter an die Menschen vor Ort zahlt, Arbeitsplätze länger hält und nicht wieder als globaler Player weiterzieht, wenn die Förderperiode vorbei ist. Ich bin daher ein großer Fan davon, die mittelständische Wirtschaft zu unterstützen. Natürlich brauchen wir auch große Unternehmen in der Region, aber ich rede besonders gerne mit Unternehmern und Unternehmerinnen, die Ihre Entscheidungen hier vor Ort treffen.

Andreas Koska: Jetzt kandidieren Sie im Wahlkreis 18, der recht groß ist, vom erweiterten Speckgürtel Berlins bis in die Peripherie an die Grenze Sachsen-Anhalts. Wie gut kennen Sie diesen Wahlkreis?

Christian Wessel: Ich kenne meinen Wahlkreis aus mehreren Gründen ganz gut. Die Zahlen sagen schon einiges: Schwielowsee und Michendorf haben mehrere 100 Einwohner pro Quadratkilometer. Wiesenburg, Niemegk und Treuenbrietzen hingegen haben weniger als 20 Einwohner pro Quadratkilometer.

Aber ich kenne die Gegend auch vor Ort schon längere Zeit relativ gut, weil ich leidenschaftlicher Radfahrer bin und auch gerne im Rennrad unterwegs bin. Meine Radtouren aus dem Speckgürtel heraus führen schon immer nach Süden und Westen, weil, da kann man toll Radfahren und ich tanke hierbei als Ausgleich zur Arbeit Energie. Dort habe ich dann immer öfter erlebt, dass, wenn ich meine Wasserflaschen auffüllen wollte, keine Geschäfte, nichts mehr da war. Ich werde nie vergessen, wie ich endlich am Gartenzaun eine ältere Dame traf, die ihren Garten gemacht hat und sie mir dann erzählt hat, dass sämtliche Infrastruktur abgewandert ist, und sie mir dann auch erzählte: Ja, die Vier-Seiten Höfe sind jetzt für wenig Geld zu haben und da ziehen jetzt die Rechten ein. Und dann kippt das Dorfklima, die Kultur und alles geht verloren. Sei das jetzt Niemegk, sei es Treuenbrietzen, sei es jetzt alles, was wirklich raus ist aus dem Speckgürtel, und da muss man ja eine Weile fahren, diese ländlichen Räumen gilt es zu entwickeln. Hier in Beelitz sind wir ja noch im Speckgürtel. Aber wenn man dann noch mal ein Stück weiter rausfährt, dann wird’s echt dünn, von der Infrastruktur her, von den Angeboten wie Einkaufstätten, Ärzten, Apotheken her. Mein Ziel ist es, und das kann man jetzt hier an unserer Region ganz gut zeigen, wenn man über den RE7 in Richtung Dessau fährt, Bad Belzig, in Wiesenburg, in Medewitz: Die ländlichen Regionen anbinden und entwickeln, das ist mein Ziel für den Landtag.

Und mir ist es ganz wichtig, dass Politik ausgleichend wirkt. Ein großes Thema, was den Wahlkreis 18 betrifft und diskutiert wird: Der geplanten Industriestandort, das Gewerbegebiet im Landschaftsschutzgebiet Potsdamer Wald- und Havelseen, Gewerbegebiet Seddiner See genannt. Da wäre ich vielmehr daran interessiert, das nicht dort umzusetzen, sondern zu diskutieren, wie können wir die Wirtschaftsentwicklung zwischen Speckgürtel und ländlichen Raum entzerren und viel mehr die Wirtschaft außerhalb des Speckgürtels fördern. Mit dem RE7 haben wir die Infrastruktur schon weitgehend. Ich möchte die Nutzung der Bahnanbindung entgegengesetzt zu den bisherigen Pendlerbewegungen entwickeln. Das würde die zu große Dynamik im Speckgürtel etwas bremsen. Dort wird das Leben verdammt teuer. Die Bodenrichtwerte in Caputh zum Beispiel sind in den letzten zwölf Jahren von unter 100 Euro auf 550 Euro je Quadratmeter gestiegen. Da kann sich keine normal aufgestellte Familie mehr ein Eigenheim leisten. Und weit draußen fehlt vieles. Deswegen würde ich da gerne ausgleichen. Ich würde gerne die Wirtschaft dazu anhalten, motivieren, unterstützen, sich weiter draußen anzusiedeln, um das Ganze ein Stück weit zu entzerren.

Andreas Koska: Dabei viel Erfolg. Danke für das Gespräch-.

Christian Wessel: Danke auch.

(Christian Wessel ist Kandidatin der GRÜNEN für den Brandenburger Landtag im Wahlkreis 18 (Beelitz, Bad Belzig, Michendorf, Seddiner See, Treuenbrietzen, Mühlenfließ, Niemegk, Planetal, Rabenstein/Fläming, Schwielowsee, Wiesenburg))

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