Nicole Stroncik

Schenkenberg: Für Radwege und besseren ÖPNV – Nicole Stroncik ist Grüne Direktkandidatin im WK 16

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Schenkenberg. Nicole Stroncik lebt ihre Überzeugung. Die Wärmepumpe an ihrem Einfamilienheim sorgt im Winter für Wärme und im Sommer für Kühlung. „Beim Bau hat sich noch mein Mann durchgesetzt, der eine Gasheizung haben wollte, inzwischen ist er eines Besseren belehrt, die Wärmepumpe ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch eine bessere Lösung“, hat Stroncik ausgerechnet. Mit ihrem Elektroauto ist das Paar schon über 100.000 Kilometer gefahren. Gerade sind die beiden von einer 4.000 Kilometer-Tour durch Skandinavien wieder gekommen.

Nicole Stroncik„Kein Problem, in Skandinavien kann man sogar sehr preiswert Strom tanken“, hat sie festgestellt. Die eigene Wall-Box wird sonst für das Tanken genutzt. Am Gartenzaun gibt es eine Bienenweide. Die 56jährige promovierte und habilitierte Geochemikerin war bis Ende 2022 am Geoforschungsinstitut in Potsdam tätig, jetzt arbeitet sie am Helmholtz-Zentrum in Berlin. Sie wurde von Bündnis90/Die Grünen als Direktkandidatin im Wahlkreis 16 nominiert. Stroncik wohnt seit sechs Jahren m Groß Kreutzer Ortsteil Schenkenberg und ist dort Gemeindevertreterin.

In einem Gespräch mit Zauche 365 berichtet sie über ihre Motivation und ihre Ziele:

Andreas Koska: Nicole Stroncik, Sie kandidieren im Wahlkreis 16 für ihr Bündnis 90/Die Grünen bei der Landtagswahl im September diesen Jahres. Weshalb tun Sie sich das an?

Nicole Stroncik: Ich trete im Wahlkreis 16 an, der ja sehr landwirtschaftlich geprägt ist, mit viel Wald, mit viel Moor, mit viel Fläche, aber mit wenig Stadt. Hauptsächlich sind wir hier auf Dörfern unterwegs. Grade hier sind umweltpolitische Themen besonders wichtig. Ich möchte dafür kämpfen, dass diese Thematik wieder auf ein sachliches Fundament gestellt wird, um diese Themen mit allem, was dazu gehört, bei den Menschen hier wieder zu verankern. Es muss jedem klar sein, dass letztendlich auch unser Wohlstand davon abhängig ist, dass wir die Kuh vom Eis kriegen, was die Themen Umweltschutz und Klimawandel angeht.

Andreas Koska: Gibt es da spezielle Themen? Sie hatten die Moore angesprochen, also Wiedervernässung als Beispiel? Aber auch die Energiewende scheint ein wichtiges Thema zu sein oder welche Themen sind es besonders?

Nicole StroncikNicole Stroncik: Also für mich sind die Themen, die mich in erster Linie bewegen, die Themen, die mit Umweltschutz zu tun haben, die mit Grundwasserneubildung zu tun haben und mit Energiegewinnung. Das hängt natürlich auch mit meinem beruflichen Werdegang zusammen. Das sind die Themen, die ich am besten beurteilen kann. Ich bin ja Geologin und habe lange als Wissenschaftlerin gearbeitet unter anderem zu Themen der Paläoklimaforschung. Da weiß ich natürlich das, was derzeit bei uns passiert, ganz gut einzuschätzen. Zu der ganzen Thematik gehören für mich sowohl der Energieumbau, der Mobilitätsumbau als auch, wie wir Landwirtschaft betreiben, dazu. Das alles ist eng miteinander verknüpft und muss zusammen gedacht werden. Das ist ein Gesamtpaket, an dem wir alle arbeiten müssen.

Andreas Koska: Da hätte dann Brandenburg zumindest eine gute Fachkraft im Landesparlament, die solche Themen angehen kann. Jetzt direkt zum Wahlkreis. Wir hatten über den Wahlkreis 16 gesprochen, der sich über die Gemeinden Groß Kreutz, Kloster Lehnin, Wusterwitz, Beetzsee, Ziesar und das Amt Brück erstreckt. Eine recht große Fläche mit recht wenigen Menschen. Sie wohnen jetzt seit sechs Jahren im Wahlkreis. Wie gut kennen Sie diesen Wahlkreis?

Nicole Stroncik: Den kenne ich schon ganz gut, denke ich. Ich bin viel mit dem Rad unterwegs, da ich gerne Sport treibe, und ich habe ja auch beim Kommunalwahlkampf mitgeholfen – da sieht man viel und man gewinnt viele Eindrücke. Neben der Tatsache, dass ich auch aus beruflichem Interesse den Landkreis gut in Zahlen kenne, also zum Beispiel wie viel landwirtschaftlich genutzte Fläche haben wir, oder wo kriegen wir unser Wasser her.

Andreas Koska: Sie hatten ja schon einige Probleme angesprochen, unter anderem auch die Verkehrswende. Wir wissen ja, dass bei uns in den ländlichen Gebieten gerade der öffentliche Personennahverkehr durchaus nicht so gut ausgestattet ist, wie er eigentlich sein müsste. Was würden sie sich für so entlegene Regionen wie Buckau, Ziesar, Beetzseeheide wünschen, damit die Menschen dort von A nach B problemlos ohne ein eigenes Fahrzeug kommen?

Nicole Stroncik: Besserer ÖPNV muss sein, das ist ja logisch. Natürlich haben Verkehrsbetriebe immer noch den Anspruch, wirtschaftlich zu arbeiten. Aber für mich gehört ÖPNV zur Daseinsvorsorge. Das heißt, da muss man als Land schon Geld bereitstellen, um den ÖPNV auszubauen. Wenn ich die Diskussion im Bund ums 49-Euro-Ticket höre, ob man es weiter finanzieren kann oder nicht, dann bin ich gelinde gesagt beschämt. Die Länder müssen hier ihren ganzen Einfluss geltend machen.

Nicole StroncikIch denke, wenn man auf die Subventionspolitik schaut und wie Subventionen verteilt werden, kann man an viele Dinge ein großes Fragezeichen machen. Da hätte man dann genügend Gelder, um den ÖPNV vernünftig zu finanzieren, es ist nur eine Frage des Willens. Es ist eine Frage, mache ich Klientelpolitik für eine bestimmte, kleine Klientel, oder mache ich Politik für alle Bürger in unserem Land? Die meisten Bürger in unserem Land oder viele Bürger in unserem Land sind auf ein Funktionieren des ÖPNV angewiesen. Das ist Daseinsvorsorge. Wenn ich auf dem Dorf bin und zum Arzt muss und vielleicht kein Auto habe oder kein Auto mehr fahren kann – ja irgendwie muss ich da hinkommen, oder wenn ich mal in die Stadt will, um ins Kino zu gehen oder was auch immer. Es gehört einfach dazu und ist extremst wichtig.

Man kann natürlich auch ÖPNV anders denken und solche Sachen wie Rufbusse oder Mitfahrbänke gezielt ausbauen. All diese schönen Sachen gibt es ja schon erfolgreich in anderen Bundesländern in ländlichen Regionen. Da muss man nicht das Rad neu erfinden, sondern es einfach auf Brandenburg übersetzen. Viele im Land sind doch so auf das Auto fixiert, weil kein anderes Angebot da ist. Damit ist unser Land auch gar nicht attraktiv für den Zuzug von jungen Fachkräften, die wir dringend brauchen.

Andreas Koska: Na wunderbar, sie haben auf jeden Fall eine ganze Menge tolle Ideen zur Mobilität, aber dazu gehört auch das Fahrrad, das Sie ja selbst gern nutzen, wie Sie sagten. Als Gemeindevertreterin in der Gemeinde Groß Kreutz wissen Sie sicher, dass Radwege immer wieder überall gewünscht werden, wo sie nicht vorhanden sind. Wäre es auch eine Möglichkeit, das Radwegenetz auszubauen, um dann die Mobilität auf der Strecke von fünf bis zehn Kilometer ohne Auto zu ermöglichen?

Nicole Stroncik: Ja. Da sage ich eindeutig ja zu. Ich bin selber betroffen. Ich fahr nicht mit dem Auto nach Wannsee zur Arbeit, sondern ich nehme jeden Tag den Zug und fahre meistens mit dem Rad von meinem Zuhause nach Götz zur Bahn. Und da haben wir keinen Radweg. Wir haben nur einen Fußgängerweg, den wir mitbenutzen dürfen als Radfahrer, der aber in einem erbärmlichen Zustand ist. Wenn ich das Rad auf der Straße fahre, dann darf ich mich mit Autofahrern rumschlagen, die sich ein Sport daraus machen, möglichst nah an mir vorbeizukommen, obwohl es gar kein Problem wäre zu überholen, wenn niemand von vorne kommt. Insofern sage ich Ja, wir brauchen ein gutes Radwegenetz.

Ich kenne auch zahlreiche Eltern, die sich ein gutes Radwegenetz wünschen, weil sie dann nämlich das Vertrauen hätten, ihre Kinder auch mit dem Fahrrad wieder loszuschicken, statt Elterntaxi zu spielen. Das muss man alles im Gesamtzusammenhang sehen. Wenn mir jemand erzählt, Radwegenetz bringt ja nichts, kostet nur Geld, denkt er das für mich nicht zu Ende. Es hilft der Gesundheit, der Umwelt, und es entlastet Eltern und spart letztlich Geld. Viele Dinge sind eng mit einander vernetzt – ohne Energie und Mobilitätswende kann kein Umwelt- und Klimaschutz gelingen, und so vernetzt müssen die Sachen auch angegangen werden – eben Resort übergreifend.

Andreas Koska: Also ich merke, sie sind voller Energie und voller Ideen. Ich danke für das Gespräch.

Nicole Stroncik: Danke schön.

(Der Wahlkreis 16 umfasst u.a. diese Städte und Gemeinden: Brandenburg an der Havel, OT Görden, Brandenburg an der Havel, OT Plaue, Groß Kreutz (Havel), Kloster Lehnin, Beetzsee, Beetzseeheide, Havelsee, Päwesin, Roskow, Borkheide, Borkwalde, Brück, Golzow, Linthe, Planebruch, Bensdorf, Rosenau, Wusterwitz, Buckautal, Görzke, Gräben, Wenzlow, Wollin, Ziesar)

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