Eröffnung der letzten Ausstellung im Jahr 2022 – WALTER ROSAR die II. im KUNST-GESCHOSS Werder

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Werder, Kunst-Geschoss. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, wären wir im Jahr 2020, da hing zeitgleich die Ausstellung von Walter Rosar mit monochromen und analogen Fotografien schon ein mal in der Galerie. Corona hatte uns einen fetten Strich durch das Ausstellungskonzept gemacht und diese Ausstellung durfte, obwohl sie fix und fertig hing, wegen Schließverordnungen nicht gezeigt werden.
Als Ausstellungsersatz gab es

täglich ein Foto der Ausstellung in einem “Adventskalender” auf unserem Galerie-Blog und einen Film mit Rundgang durch die Galerie.

Die Situation war damals insgesamt recht angespannt, die Gier nach Toilettenpapier hatte sich in Deutschland gelegt und die Menschen hatten durch Heimarbeit und Schließungen mehr Zeit als vorher und nutzten sie auf individuelle Art und Weise …

Just schneite kurz vor Weihnachten eine anwaltliches Schreiben auf den Schreibtisch des Kurators, mit dem Vorwurf pornographische Inhalte in einem Film zu verbreiten und diesen sofort zu löschen, andernfalls würde die Blog-Seite der Galerie zwangsweise gesperrt. Ich hatte den Film dann an einer Sequenz als zensiert gekennzeichnet und stoisch weiter laufen lassen.

Zeit zurück drehen würde rückblickend auch heißen, wir könnten einige unangenehme Ereignisse korrigieren. Schön wär es. Es wäre auch schön, wenn wir wenigsten aus Fehlern der Vergangenheit lernen würden. Aber da ist der Wunsch der Vater des Gedankens.

Wir drehen jedenfalls mal etwas zurück und zeigen mit zwei Jahren Verspätung die Ausstellung im zweiten Anlauf, komplett und durch einige neuere Fotografien ergänzt. Sie können in der Ausstellung das Bild suchen, welches als pornographisch deklariert wurde, die Verwunderung ist dann auf Ihrer Seite. Mit seinen monochromen und analogen Fotografien wird Walter Rosar zum  Berichterstatter des ganz normalen Berlin.

Die Fotografie hat Walter Rosar (*1946) seit seiner Jugendzeit fasziniert. An Digitalkameras war damals nicht zu denken. So nutzt er noch heute das Medium, welches ihn immer umgab, die analoge Fototechnik. Diese klassische Fotografie, mit Negativfilm, Belichtungsmessung und die Kenntnis vom Zusammenspiel der Blende mit Belichtungszeit und Filmempfindlichkeit gehörte zum normalen fotografischen Alltag. Die Beschränkung auf die Bildanzahl einer Filmrolle verlangte einen bewussten Umgang mit dem Motiv und dem Auslösen einer fotografischen Aufnahme. Arbeitsergebnisse ließen sich nicht sofort überprüfen. Erst im langwierigen Entwickeln der Filmspule und der Herstellung von Abzügen im Fotolabor wurden die Ergebnisse sichtbar. Im geschulten Zusammenspiel aller Gegebenheiten, vom Auslösen bis zum fertigen Bild  besteht die hohe Schule der Fotografie.

Für uns erscheint das heute wie eine fossile Welt. Allein im Jahr 2017 wurden weltweit mehr digitale Fotografien „geknipst“ als seit der Erfindung der Fotografie vor über 150 Jahren produziert wurden. Wir haben einen Bild- und Informationsüberfluss, nur mehr Qualität haben wir nicht. Eine entwickelte Negativrolle lässt sich, gegen das Licht gehalten und im Umkehrdenken von Negativ zu Positiv als Bild erkennen. Wir liefern heute Millionen von fotografierten Nichtigkeiten und speichern diese auf externen Medien, schicken sie per Internet und geeigneten Portalen um die Welt. Gesehen oder nicht und ab in das digitale Nirvana. Wir brauchen immer ein Speichermedium, ein digitales Lesegerät, ein Programm, Strom und im Endeffekt sogar die Ruhe, um uns mit dem Bildüberfluss zu befassen. Der gute alte Schuhkarton voller Familienfotos, der an Winterabenden hervorgeholt wurde und der in einer geselligen Runde für Gesprächsstoff sorgte hat ausgedient. In dieser „fossilen“ Welt der Fotografie bewegt sich Walter Rosar. Er hatte einfach nicht das Verlangen sich mit digitaler Fotografie zu beschäftigen.

Die ständige Nutzungsmöglichkeit des Fotolabors der Volkshochschule Salzgitter schafft diesbezüglich Bequemlichkeiten.

Walter Rosar liebt es, auf ausgedehnten Fototouren durch Berlin, den Menschen und dem urbanen Umfeld zu Begegnen. Seit 1997 dokumentiert er auf dieser Weise den städtischen Raum und die darin lebenden Menschen. Die bewusste monochrome Reduktion auf Grauwerte zwischen Schwarz und Weiß empfindet er als förderlich. Farbliche Nebensächlichkeiten oder Dominanzen haben somit keinen Einfluss auf die inhaltliche Komposition seiner Fotografien.

Es fällt im Grunde schwer, solche Art der analogen und monochromen Fotografie mit dem heute gebräuchlichen Wort „Streetfotografie“ zu belegen. Für die ständige Bewegung im Straßenbild und die digitale Bildinflation ist es eine gebräuchliche Bezeichnung geworden.

Situationsfotografie wäre eine sinnvollere Bezeichnung für die Arbeitsweise von Walter Rosar. Die in der Ausstellung gezeigten Werke sind vom Fotografen limitierte Silbergelatine Abzüge von je drei Exemplaren. In einigen Fällen sind die Fotografien unwiederbringliche Unikate und als solche gekennzeichnet. Durch Missgeschick sind die Negative vernichtet worden bzw. verloren gegangen und es existiert nur dieser eine hier gezeigte Abzug.

Fotografie hatte es lange Jahre schwer, als künstlerisches Medium akzeptiert zu werden. Erst ab den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts kam die kunstwissenschaftliche Anerkennung. Alle aufgeführten Fakten und die Fotografien von Walter Rosar selbst offenbaren uns den Wert seiner Arbeit. Die Fotografien gehen, mit allen Besonderheiten analoger Fotografie, über die normale Ablichtung der großstädtischen Situation hinaus.

WALTER ROSAR die II.
BERLIN monochrom und analog von 1997 bis heute

Eröffnung Mittwoch, 7. Dezember 2022, um 19 Uhr
Ausstellung vom 8.12. bis 15.1. 2023, immer Donnerstag, Samstag und Sonntag von 13-18 Uhr geöffnet

ACHTUNG geänderte Öffnungszeiten während der Feiertage!
NICHT GEÖFFNET am 24.12. und 31.12. und 1.1. 2023,
GEÖFFNET an den zwei Weihnachtsfeiertagen, Sonntag 25. und Montag 26.12. und natürlich am Donnerstag zwischen Weihnacht und Neujahr,
Ansonsten gelten die normalen Öffnungstage.

Stadtgalerie KUNST-GESCHOSS
Uferstraße 10
14542 Werder (Havel)

Aktuelle Informationen immer auf unserem Galerie-Blog
https://kunst-geschoss.tumblr.com

(Frank W. Weber – Kurator der Stadtgalerie)

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