Vor-dem-Einkaufszentrum in Przemysl (c) Stadt Werder (Havel)

Werder hilft – erfolgreiche Fahrt nach Przemyśl

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Werder (Havel). Der Leiter des Hilfskonvois, Stefan Marten, atmet am Freitag durch. In der Plessower Feuerwache herrscht endlich wieder die alte Ordnung:

„Alles hat geklappt, alle sind heil zurück. Und wir haben noch ein ganzes Stück mehr hinbekommen, als wir anfangs dachten.“

Am Dienstagabend hatte sich ein kleiner Hilfskonvoi mit Spenden von Werderaner Bürgern, Ärzten und Apothekern von Plessow aus auf den Weg nach Przemyśl gemacht. In der Nacht zum Donnerstag traf er wieder in Werder (Havel) ein, und zwar nicht leer.

Lange Tankpause in Krakau

Der Konvoi in den Südosten Polens bestand aus zwei voll beladenen Lkw und zwei Begleitfahrzeugen der Feuerwehr, vier Lkw-Fahrern, zwei Feuerwehrleuten, dem Stadtverordneten Timo Ritter, einem Sprachmittler und einer Sprachmittlerin. Jeder Einzelne sollte auf dieser 36 Stunden langen Tour gefordert werden.

Nach Prüfung und Sicherung der Ladung und dem Anschluss der mobilen Kaffeemaschine ging es direkt auf die Autobahn in Richtung Frankfurt (Oder). „Die erste größere Pause haben wie um 6 Uhr in Krakau eingelegt“, erzählt Stefan Marten:

„Nach einer Information, dass Diesel im Grenzgebiet schwer verfügbar ist, haben wir nochmal alle Tanks und Kraftstoffkanister befüllt.“

Auf der gut ausgebauten A4 habe sich der Konvoi dann weiter in Richtung Przemyśl bewegt. Die 60.000-Einwohner-Stadt ist nur wenige Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt und einer der wichtigsten ersten Anlaufpunkte für ukrainische Flüchtlinge in Polen.

Die Präsidenten kehren aus Kiew zurück

Auf der Autobahn herrschte alles andere als der übliche Verkehr. „Wir haben Hilfskonvois aus Großbritannien, Frankreich und Belgien aber auch aus vielen deutschen Bundesländern gesehen, Katastrophenschutz und Feuerwehrfahrzeuge, aber natürlich auch viel Militär“, erzählt Stefan Marten.

Kurz vor der Ankunft sei ihnen eine Kolonne aus 25 Fahrzeugen – gepanzerte Luxuslimousinen, Mercedes-Kleinbusse mit Blaulicht und Polizei – entgegengekommen:

„Ich denke, da sind die Präsidenten aus Polen, Tschechien und Slowenien aus Kiew zurückgekehrt.“

Gegen 11.30 Uhr dann endlich die Autobahnabfahrt von Przemyśl – das Ziel war allerdings noch nicht ganz erreicht:

„Im ersten Logistiklager waren vor direkt uns zwei riesige Lastzüge aus Spanien eingetroffen, die Kisten waren einzeln auf den 60-Tonnern.“

Von den Mitarbeitern wurde dem Trupp aus Werder signalisiert, dass der Tag an diesem Standort gelaufen war.

Die Medizin aus Werder ging gleich in die Ukraine

Abladen im Logistikzentrum (c) Stadt Werder (Havel)
Abladen im Logistikzentrum (c) Stadt Werder (Havel)

Die Sprachmittler recherchierten in der Kommune den Standort eines weiteren Logistiklagers für Spenden. „Dort abgekommen wurden die medizinischen Hilfsgüter aus Werder gleich für den Transport nach Kiew vorbereitet“, erzählt Stefan Marten:

„Alles andere kam zum Einsortieren auf die Laderampe.“

Dann folgte der zweite, ungewissere Part des Konvois: Die Werderaner wollen einige Flüchtlinge mit zurück nach Deutschland nehmen. Die ukrainischen Flüchtlinge reisen zu Zehntausenden in Przemyśl an und werden zunächst im Bahnhof der Stadt und in einem leergeräumten Einkaufszentrum aufgenommen und registriert. An beiden Standorten werden sie vom polnischen Grenzschutz und der Polizei beschützt.

„Während die Lkw-Fahrer Pause machen konnten, sind wir mit den beiden Mannschaftstransportwagen der Feuerwehr zu dem Einkaufszentrum gefahren. Man muss sich das wie den Werderpark ohne Waren vorstellen“, sagt Stefan Marten:

„Die Polen haben das dort hervorragend organisiert und tun auch alles, damit die Ukrainer nicht nach den Kriegsergebnissen auch noch zum Opfer von Menschenhändlern werden.“

Das Einkaufszentrum als Aufnahmelager

Die Atmosphäre im Einkaufszentrum sei dennoch angespannt und bedrückend:

„Man spürt, dass ein paar Kilometer weiter Krieg herrscht.“

Andererseits sei die Hilfsbereitschaft groß, auf dem Parkplatz dufte es nach den Schnellküchen von Indern und Spaniern. Ein verbreiteter Snack auf dem Gelände seien getrocknete Maiskörner mit Salz, „vielleicht auch, um den Stress abzubauen“.

In den Schaufenstern des Einkaufszentrums gibt es keine Auslagen:

„Da hängen jeweils die ausgedruckten Fahnen europäischer Länder. Die Flüchtlinge können mit dem Laden entscheiden, ob sie nach Spanien, in die Niederlande oder nach Deutschland wollen, und verbringen erstmal ihre Transitzeit in dem entsprechenden Geschäft.”

Der Trupp aus Werder erklärte mit Hilfe der Sprachmittler im „deutschen Laden“, dass Flüchtlinge mitgenommen werden können und in Werder medizinische Versorgung und Unterkunft besteht. Eine sechsköpfige Familie aus Odessa, seit zehn Tagen auf der Flucht, meldete Interesse an, außerdem eine alleinstehende Frau und eine Mutter mit zwei Kindern.

Vor dem Einkaufszentrum in Przemysl
Vor dem Einkaufszentrum in Przemysl

Ein kleiner Knirps sorgt für gute Laune

Die gründliche Registrierung der betreffenden Flüchtlinge wie auch der Werderaner durch die polnischen Sicherheitskräfte sollte dann aber noch einige Zeit in Anspruch nehmen. „Nach etwa vier Stunden konnten wir uns am Mittwochnachmittag auf die Rückreise begeben“, erzählt Stefan Marten. Der dreijährige Knirps aus der Familie aus Odessa war von dem roten Feuerwehrauto begeistert und sorgte auf der Fahrt für gute Laune.

Währenddessen wurden in Werder die Unterkünfte bei zwei Privatleuten und auf dem Blütencamping Riegelspitze klargemacht, die Willkommensmappen mit ukrainischer Übersetzung bereitgelegt und Brötchen geschmiert. Gegen zwei Uhr trafen zunächst die beiden Mannschaftstransportwagen mit den Flüchtlingen bei der Feuerwehr Plessow ein, eine halbe Stunde später die Lkw.

Wenige Stunden später waren die Flüchtlinge sicher in Werder untergebracht. „Die Teilnehmer des Konvois machten sich nach den anderthalb Tagen erstmal in die Federn“, so Stefan Marten.

Bürgermeisterin Saß: Werder hilft geht weiter

Bürgermeisterin Manuela Saß und der 1. Beigeordnete, Christian Große, dankten den Werderanern für ihre große Spendenbereitschaft und allen an der Aktion Beteiligten für ihren Einsatz. „Von der Vorbereitung mit der polnischen Botschaft und der Kommune Przemyśl über das Einsammeln der Spenden bis hin zur Fahrt, der Organisation vor Ort und der Rückfahrt war das eine Klasse Leistung“, so Manuela Saß.

Christian Große nannte beispielhaft für die Unterstützung die Firma L.S Sicherheitsdienst GmbH aus Werder, die bis zur Abfahrt die Spenden in der Feuerwache Plessow gut bewacht hat – kostenlos, um die Aktion zu unterstützen. Oder die Firma Haveltrans aus Werder, die zwei Lkw und vier Kraftfahrer für die Aktion bereitstellte.

Manuela Saß abschließend:

„Ein starkes Zeichen der Werderaner Hilfsbereitschaft ist es, dass der Konvoi nicht leer nach Werder zurückgekehrt ist. Die Stadt wird weitere ukrainische Flüchtlinge aufnehmen, auch die Aktion ,Werder hilft‘ wird also weitergehen.“

(Pressemitteilung der Stadt Werder (Havel) | Henry Klix | Artikelfoto: Vor-dem-Einkaufszentrum in Przemysl (c) Stadt Werder (Havel))

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