Beelitz. Der alte Rucksack hat ausgedient: Die Achtklässler der beiden weiterführenden Schulen in Beelitz setzen im Alltag jetzt eigene Trends – mit selbst entworfenen und handgefertigten Umhängetaschen aus fairem Handel. Im Unterricht hatten die Jugendlichen ihre Ideen skizziert und zusammengetragen, genäht wurden die Taschen in Südafrika. Das Projekt unter Federführung und Finanzierung der Stadt Beelitz fand im Zuge des laufenden Bewerbungsverfahrens um den Titel „Fair Trade Town“ statt. Dazu gehört auch Bildungs- und Informationsarbeit zum Thema „Fairer Handel“. Und die ist besonders nachhaltig, wenn die Schüler das praktische Beispiel jeden Tag mit sich tragen, sagt Projektkoordinator Michael Steinland.
Jetzt sind die Taschen über den langen Seeweg vom Kap der Guten Hoffnung nach Deutschland in Beelitz angekommen. Während jene des Sally-Bein-Gymnasiums einheitlich in den Schulfarben Blau, Rot und Weiß gehalten sind, bestechen jene der Solar-Oberschüler durch viele verschiedene Farben und mit dem sichtbaren Schriftzug der Schule auf dem Überschlag. Welches Fach wo sitzen muss und was hineinpassen soll, hatte man sich im Vorfeld gut überlegt.
Gefertigt wurden die Umhängetaschen aus Werbebannern, die vor allem im Zuge der Fußball-WM 2010 in Südafrika zu Hauf angefallen sind. „Ein so umfassendes Recycling-System wie bei uns gibt es dort nicht, dennoch sind die Planen kein Abfall, sondern ein Rohstoff“, erläuterte Steinland die Idee hinter dem Projekt den Schülern. Eine weitere ist die Unterstützung der armen Bevölkerung in dem wirtschaftlich immer noch gespaltenen Land, denn die Taschen sind in den Townships von Kapstadt von freiberuflichen Näherinnen hergestellt worden, die mit der Arbeit ihren und den Lebensunterhalt ihrer Familien bestreiten.
Wie das Projekt vor Ort zustande kam, erfuhren die Schüler aus erster Hand – per Videotelefon-Verbindung nach Kapstadt. Dort hat der gebürtige Potsdamer Peter Kirsten das Label „Re-Load. Bags for the World“ bereits vor mehreren Jahren etabliert. Das unterstützt – auch mit dem Erlös der Beelitzer Taschen – den Bau eines Kindergartens. Fünf Näherinnen sowie zwei weitere Mitarbeiterinnen für Zuschnitt und Reinigung sind mit der Produktion beschäftigt, berichtete Kirsten den Schülern. Pro Woche könnten so bis zu 120 Taschen hergestellt werden. Die Arbeitszeiten sind klar geregelt, pro Tag verdient eine Näherin – auch das wollten die Schüler wissen – zwischen 20 und 30 Euro, was für dortige Verhältnisse relativ viel sei.
Die Schüler indes sind in erster Linie stolz auf ihre eigene Designer-Arbeiten. Der Fair-Trade-Gedanke, also Ressourcen zu schonen und Produzenten auch in ärmeren Ländern an wirtschaftlichen Erlösen zu beteiligen, schwingt dabei aber immer mit. Zumal neben den Taschen selbst auch Grüße von den Herstellerinnen in Beelitz angekommen sind – per „What’s App“: „Sheila, Beverly, Lorna, Wasiema und ich, Vanessa, sind stolz und glücklich, dass unsere Arbeiten bei Euch angekommen sind. Mit Eurer Bestellung habt Ihr mit dafür gesorgt, dass unser Leben und das unserer Enkel besser wird.“
(Thomas Lähns)
Das Artikelfoto zeigt die Beelitzer Schülerinnen Lea, Leni und Anna vom Sally-Bein-Gymnasium mit ihren neuen Taschen aus fairem Handel.
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