Begriffe wie „Feuer-Hölle“ oder „Flammen-Inferno“ haben im Bericht einer Feuerwehr nichts zu suchen. Es wäre aber gelogen zu behaupten, der Einsatz bei Frohnsdorf wäre harmlos gewesen.
Durch das Stichwort „BSE“ (siehe Infokasten im Bericht zum Brand bei Fichtenwalde) ist uns schon bei der Alarmierung klar, dass es um etwas Größeres geht. Wir eilen nach Brück-Rottstock, um dort ein Löschfahrzeug zu besetzen, von dort geht es weiter zum Einsatz. Sammelplatz ist der Sportplatz von Frohnsdorf, dort, wo die örtliche Feuerwehr auch ihre Veranstaltungen abhält.


Es dauerte auch gar nicht lange, bis unser Zug vollständig ist – los geht’s. Ein Kradmelder führt uns in den Wald rein und an der Feuerfront vorbei. Eine Linie mit etwa ein Meter hohen Flammen frisst sich durch den Wald. Wir fahren gefühlt um das Feuer herum. Am Rand einer abgeholzten Fläche mitten im Wald sammeln wir uns. Links ist der Wald, in dem das Feuer gewütet hat, rechts die freie Fläche. An deren anderen Ende steigen immer wieder dichte Qualmwolken auf, dort scheint es heftig zu brennen. Die Ecke ist schwer erreichbar, zudem ist wenig Löschwasser vorhanden: alles muss angefahren werden, und die erste Priorität liegt mit Sicherheit auf dem Schutz Frohnsdorfs, das ist an der anderen Seite des Brandes. Ab und zu frischt der Wind auf: die aktuelle Hitzeperiode soll heute oder morgen durch eine Kaltfront beendet werden. Der Wind facht allenthalben die Glut im eigentlich schon abgebrannten Wald wieder an, und auf einmal lodern zwei Meter hohe Flammen in unserer unmittelbaren Nähe auf. Überall stehen Löschfahrzeuge, aber kaum jemand hat Löschwasser zur Verfügung. Ein schnelles Fortkommen wäre jetzt schwierig. Zum Glück dreht der Wind wieder und schwächt ab. Doch die nahende Kaltfront wird uns am Abend und in der Nacht noch öfter gefährliche Windböen besorgen.


Nach einiger Zeit nimmt der Wind stark zu, die qualmige Ecke hinter der Neuanpflanzung ist nicht mehr zu sehen. Es wird beschlossen, die Einsatzstelle zu verlegen. Über Waldwege gelangen wir auf der Höhe von Tiefenbrunnen auf die B 102. Hier werden bereits die Bewohner evakuiert. Dass das keinen Moment zu früh war, sehen wir, als wir versuchen, über die Bundesstraße zurück zum Sammelplatz in Frohnsdorf zu kommen. Kurz hinter dem Abzweig nach Bardenitz liegt eine undurchdringliche Qualmwand auf der Straße. Augenscheinlich hat das Feuer die B 102 bereits überquert – Durchkommen unmöglich. Also machen wir wieder kehrt und noch bevor wir nach einer neuen Order fragen, meldet der Funk:
„Alle Kräfte, die irgendwie verfügbar sind, sofort nach Klausdorf verlegen!“
Der Ort liegt direkt an dem Wald, durch den sich das Feuer nach Überqueren der Bundesstraße frisst, die Bäume stehen bis an die Gartenzäune.


Auch gilt es zuerst, eine Wasserversorgung aufzubauen, denn weder die Hydranten noch der Dorfbrunnen sind ausreichend, um einen Flächenbrand im Wald zu bekämpfen. Gleichzeitig wird auch hier evakuiert. Die Polizei geht von Haus zu Haus und stellt sicher, dass niemand zurückbleibt.
Bisher hatten wir einen südlichen Wind, der dafür sorgte, dass das Feuer eher parallel zur Dorfstraße Richtung Norden zog, doch durch die sich nähernde Kaltfront drehte der Wind auf Nordwest und bläst jetzt Feuer und Qualm genau auf das Dorf zu. Inzwischen ist es dunkel geworden, links hinter uns hängt ein roter Feuerschein über den Baumwipfeln. Wirklich beruhigend ist das nicht, zumal der Wind immer noch genau aus der Richtung bläst. Irgendwann bekommen wir dann den Auftrag, eine Position im Wald einzunehmen, auf einer Waldwegkreuzung etwa einen halben Kilometer vom Rand der Ortsbebauung entfernt. Zusammen mit Kameraden aus Borkheide, Wusterwitz, Lehnin und Zossen verhindern wir auf „unserem Streifen“ ein Vordringen des Feuers Richtung Klausdorf. Immer wieder bläst der Wind Funken aus dem brennenden Wald in unseren Bereich, immer wieder entzünden sich Stellen im Waldboden.
Frischt der Wind auf, bläst er neben den Funken auch immer wieder dichten Qualm zu uns. Wer gerade im Löscheinsatz näher ans Feuer ran muss, kann dies nur mit Atemschutzmasken machen.
Gegen zwei Uhr nachts werden wir von Kameraden aus Wustermark (HVL) abgelöst. Für uns ging es erst zurück ins Dorf und nach kurzer Lagebesprechung ins Lagezentrum in Frohnsdorf. Dort gab es eine Kleinigkeit zu essen. Danach zurück nach Hause, in Brück wurde das Fahrzeug wieder einsatzfähig gemacht, das bedeutet: alle benutzten Schläuche und Atemschutzmasken wurden durch neue ersetzt, leere Wasserflaschen –jeder von uns hat bestimmt drei bis sechs Liter Wasser getrunken- wurden entsorgt und zum Schluss wurden wir noch zu unserer Wehr gebracht. Um 3 Uhr gehen wir nach Hause.
Kai Fröhlich
Freiwillige Feuerwehr Gömnigk
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Eine Antwort
Danke für den Bericht. Vor allem Danke für den Einsatz und die viele geopferte Freizeit.