Von dem Beobachtungsturm bei Freienthal am Rande der Belziger Landschaftswiesen sind in der Ferne Großtrappen als weiße Punkte in der Ferne auszumachen, die auch in der abendlichen Dämmerung weithin leuchten. Die ersten Großtrappenhähne fangen an, sich aufzuplustern. Im Spektiv sind ihre leuchtenden Federbüsche gut zu erkennen. Mitte April wird die Balz der Großtrappen in vollem Gange sein. Norbert Eschholz, Leiter der Naturschutzstation Baitz, und seine Mitstreiter bieten zu dieser Zeit Führungen auf den Aussichtsturm an.
Früher wurde die Großtrappe auch „Märkischer Strauß“ genannt und lebte in so großer Zahl in der Mark Brandenburg, dass man 1753 mit Genehmigung Friedrichs II. dazu überging, die Trappen zu bekämpfen. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mancherorts im Winter Schulkinder zum Vertreiben der großen Trappenscharen auf die Felder geschickt. Heute ist die Großtrappe extrem selten und weltweit von Aussterben bedroht. Aber nach dem Tiefpunkt vor zwanzig Jahren mit nur noch 57 Tieren gibt es heute immerhin wieder 259 Exemplare in Deutschland, vor allem in Brandenburg und in Sachsen-Anhalt. Im Havelländischen Luch wurden 93 Exemplare gezählt, im Fiener Bruch 91 und auf den Belziger Landschaftswiesen 75, wie Marcus Borchert, der Vorsitzende des Fördervereins Großtrappenschutz, weiß.
Torsten Langgemach vom Brandenburger Landesamt für Umwelt schwärmt am Rande der Großtrappenkonferenz:
„Eine Großtrappe wird fast so schwer wie ein Reh. Sie ist der schwerste flugfähige Vogel überhaupt. Der Unterschied zwischen Henne und Hahn ist so groß wie bei keiner anderen Vogelart. Das Balzverhalten ist weltweit einzigartig.“
Torsten Langgemach über die Großtrappe
Großtrappenherde (Foto: Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg)
Trotz dieser Vervierfachung des Bestandes bleibt die Art bedroht. Deshalb tagten in der letzten Woche in Kuhlewitz die Experten aus 13 Ländern, um über Strategien zum Schutz der Großtrappe zu beraten. Ein großes Problem stellt die intensive Landwirtschaft dar. Großtrappen sind auf weite, unbebaute und vor allem ungestörte Landschaften sowie auf eine große Artenvielfalt angewiesen, wie es sie nur in der extensiven Landwirtschaft gibt. In seinen ersten beiden Wochen benötigt ein Großtrappenküken immerhin etwa zehntausend große Insekten. „Die Landwirte bleiben die wichtigsten Verbündeten beim Schutz der Trappen“, stellt daher die Umweltstaatssekretärin Carolin Schilde auf der Pressekonferenz anlässlich der Tagung fest.
Eine andere große Gefahr für die Großtrappen bedeuten die Beutegreifer wie Marder, Waschbär, Mink und vor allem der Fuchs. „In freier Natur wird die Großtrappe nicht überleben“, ist sich Langgemach sicher und ergänzt:
„Sicher ist es gut, dass wir die Tollwut ausgerottet haben. Aber auf der anderen Seite fehlt jetzt ein Regulativ für den Fuchs.“
Es bleibt deshalb eine Aufgabe des Menschen, bei der Aufzucht der Küken zu helfen. Eine Maßnahme dabei ist es, in umzäunten Gebieten Schutz zu bieten. Der wird erstaunlicherweise auch von freilebenden Hennen angenommen, ja sogar von anderen Vogelarten. Offenbar spüren die Tiere instinktiv die Ruhe und Sicherheit, die diese Räume bieten. Wie wichtig diese Rückzugsräume sind, zeigt die Tatsache, dass außerhalb dieser Einzäunungen im Jahr 2015 nur zwei Jungvögel flügge geworden sind.
Während in Spanien immerhin noch 30.000 Exemplare leben und in Österreich, Ungarn und Deutschland sich die Bestände stabilisiert haben, gehen die Zahlen anderswo drastisch zurück, insbesondere in Rußland und in der Ukraine. Ursache ist dort ebenfalls die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft. Immerhin gibt es – anders als auf politischer Ebene – inzwischen Beratungen mit den russischen Behörden, freut sich Borja Heredia vom Büro der Bonner Konvention zum Schutz wandernder, wild lebender Tierarten auf der Pressekonferenz.
Wer einmal das Glück hatte, eine Balz der Großtrappen zu beobachten, der wird sicher Torsten Langgemach vom Brandenburger Landesamt für Umwelt zustimmen, der am Rande der Großtrappenkonferenz meinte:
„Es ist ein unglaubliches Glücksgefühl, dass es gelungen ist, diese Art zu retten.“
Titelfoto: Hahnengruppe zu Beginn der Balzzeit (Foto: Norbert Eschholz)
Großtrappen im Land Brandenburg
Trappenschutz in Sachsen-Anhalt
Großtrappenbalz-Beobachtung
Anmeldung unbedingt erforderlich. Anmeldung unter 033848-60004.
Naturwacht Baitz
03.04. 17.00 Uhr
05.04. 17.00 Uhr
07.04. 07.00 Uhr
08.04. 17.00 Uhr
15.04. 07.00 Uhr
15.04. 17.00 Uhr
21.04. 17.00 Uhr
22.04. 07.00 Uhr