Zauche und Fläming: Nahversorgerzukunft als Automatenladen – 20. Forum der LAG

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Zauche und Fläming. Immer mehr Nahversorger, Bäckereien und Fleischereien im ländlichen Raum schließen. Häufig ist das Nachfolgerproblem der Grund. Die Betreiber wechseln in den Ruhestand, und niemand will übernehmen. Das Problem hat auch die Lokale Aktionsgruppe Fläming-Havel (LAG) erkannt und hatte am 24. März 20025 unter dem Motto „Nahversorgung auf dem Land – Automaten, Gemeinschaft oder Ehrenamt, welche Lösungsansätze gibt es?“ zum inzwischen 20. Forum für den ländlichen Raum in die Heimvolkshochschule Seddin eingeladen.

Ein Thema, das offenbar einen Nerv getroffen hat, denn rund 50 Interessierte aus dem Raum zwischen Wiesenburg, Görzke und Potsdam waren gekommen.

Emmas Kaufhalle
Emmas Kaufhalle

Besonders aufmerksam hörten alle den Ausführungen von Patrick Scheuermann zu. Er hat gemeinsam mit Mitstreitern „Emmas Kaufhalle“ in Teschendorf gegründet. Das 800-Seelendorf im Löwenberger Land hatte nur noch einen Bäcker, die alte Konsum-Kaufhalle stand leer und verfiel. Um eine Nahversorgung zu gewährleisten, entwickelte man ein Konzept für einen Automatenladen. Rund 650 bis 700 Artikel, sowohl Lebensmittel als auch Drogerieartikel werden bereitgehalten. Man arbeitet mit regionalen Anbietern und so sind auch frische Waren dabei. Der Kunde ordert die Waren an einem Display, bezahlt per Karte und die Waren werden über ein Kassenband in wenigen Minuten angeliefert. Auch Vorbestellungen sind möglich und dann wird über einen QR-Code das Bestellte zu einem Warenpaket zusammengefasst und herausgegeben.

Dafür das alles funktioniert sorgen rund 14 Systemschränke im hinteren Teil der Kaufhalle. Scheuermann zeigte sich darüber begeistert, dass gerade ältere Bürger das Angebot gern annehmen. Der Erfolg hat dazu geführt, dass demnächst eine Filiale in Sommerfeld eröffnet werden soll. Offenbar amortisiert sich die Investition, die nach Scheuermanns Auskunft im sechsstelligen Bereich liegt.

Ingo Kaplick
Ingo Kaplick

Ingo Kaplick ist Fleischermeister in Alt Bork. Dort betreibt er eine Hoffleischerei mit Schlachthaus. Seine Produkte werden im Hofladen angeboten und über Automaten vertrieben. Gerade vor kurzem hat er seinen dritten Automaten vor der Gaststätte „Schützenhaus“ in Brück aufgestellt. Daneben gibt es Automaten in Linthe und Buchholz bei Treuenbrietzen. Überall wird der Kauf bargeldlos abgewickelt. „Dadurch und durch die Nähe zu den Gaststätten ist das Risiko des Aufbrechens geringer“, weiß er inzwischen aus leidvoller Erfahrung.

Eine dritte Möglichkeit der Nahversorgung ist ganz sicher der Dorfladen in Seddin. Er wurde vor inzwischen elf Jahren von engagierten Bürgern mit Unterstützung der Gemeinde eröffnet, Angeschlossen sind ein Café, ein Mehrzweckraum sowie ein Garten. Hier sind jetzt drei Vollzeit- sowie drei Teilzeitstellen entstanden. Das Kapital wurde durch die Einlage von 138 Bürgern als stille Gesellschafter, die Gemeinde und Gesellschafter aufgebracht. Der Laden der DORV-Bewegung floriert. DORV steht für Dienstleistung, Ortsnah, Rundum, Versorgung.

Borkwalde wächst. Noch vor wenigen Jahren wohnten 1.500 Menschen in der Waldgemeinde, heute sind es weit über 2.000 Bürger. Seit vielen Jahren versucht man Nahversorger für die Siedlung zu begeistern, bislang ohne Erfolg. Deshalb hörte Philipp Konopka interessiert zu. Der Brücker Amtsausschussvorsitzende berichtete danach über die Versuche in der Gemeinde, etwas an der Situation zu ändern. Eine Automatenlösung würde er durchaus begrüßen, könnte sich aber ebenso wie bei einem DORV-Laden die Mitwirkung der Gemeinde an den Kosten kaum vorstellen. Allerdings durchaus bei der Grundstücksuche und den notwendigen Anschlüssen. Trotzdem versucht Bürgermeister Egbert Eska weiterhin, einen Nahversorger für seinen Ort zu begeistern.

Einer der Teilnehmer war Frank Ringel. Der Ortsvorsteher des Werderaner Ortsteils Töplitz, sucht ebenfalls einen Marktbetreiber, denn der „Konsum“ auf der Töplitzer Insel ist ebenfalls zu. In einer Mitteilung berichtet er auf der Internetseite des Dorfes von seinen Bemühungen, die er auch bei der Veranstaltung äußerte.

Anne Käding möchte lieber einen personengeführten Tante-Emma-Laden. Als Frau der Tat hat sie vor einigen Monaten in Phöben einen „Konsum“ eröffnet und ist bislang zufrieden.

Für den Geschäftsführer der LAG, Heiko Bansen, war es eine gelungene Veranstaltung, die einige Ansätze aufzeigt, wie die Nahversorgung auf dem Lande in Zukunft aussehen könnte. Man sah die Teilnehmer nachdenklich und rege diskutierend noch einige Zeit beieinanderstehen. Ob es einen Nachahmer für Emmas Kaufhalle oder noch mehr Automaten im ländlichen Raum geben wird, wird die Zeit zeigen.

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