400 Hektar Wald

Reckahn: Wald oder Industriegebiet? – Bürgerinitiative wehrt sich gegen Planung der Stadt Brandenburg und der Gemeinde Kloster Lehnin

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Reckahn. Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg, Steffen Scheller, und Bürgermeister der Gemeinde Kloster Lehnin, Uwe Brückner, sind sich einig über die Vorteile eines großflächigen gewerblich-industriellen Vorsorgestandortes (GIV) für die Region. Das 400 Hektar große Areal zwischen Göttin, Krahne, Rotscherlinde und Paterdamm wurde als Standort „GIV Paterdamm-Krahne“ mit einem hohen Entwicklungspotenzial für industrielle und gewerbliche Bereiche, positiv bedingt durch die nahegelegenen Autobahn A 2, gesehen, bewertet und als geeignet bezeichnet.

Wären da nur nicht die zirka 500.000 Bäume.

400 Hektar Wald
500.000 Bäume müssten Platz machen für den GIV Paterdamm-Krahne

„Wald ist nicht einfach nur Wald. Er ist Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Wir wollen unseren Kindern und Enkelkindern eine Umwelt hinterlassen, die lebenswert ist“, erzählte Vereinsmitglied Nico Seeger der „Göttiner Bürgerinitiative für die naturnahen Orts- und Stadtteile der Stadt Brandenburg“ (GbnO). „Es ist nicht nachvollziehbar. Unsere Gesellschaft soll klimaneutral werden und CO2 soll reduziert werden, aber dann wird die Abholzung von 400 Hektar Wald für ein Industriegebiet geplant?! Das widerspricht sich“, sagte Spediteur Peter Pfaffe.

Sie trafen sich kürzlich spontan vor dem Feuerwehrgerätehaus in Reckahn, als kurzfristig bekannt wurde, dass sich dort die Bürgermeister, der Landrat Marko Köhler und andere in die Planung involvierten Personen zu einem gemeinsamen Gespräch trafen. Uwe Brückner ließ sich entschuldigen und war nicht zugegen. Mit mehreren kleinen und großen Fahrzeugen, plakatiert mit Forderungen für den Erhalt des 400 Hektar großen Waldgebietes, empfingen sie die Repräsentanten von Stadt und Gemeinde.

„Wir wollen beteiligt werden, die Bevölkerung aufklären und auf die schlechtere Lebensqualität aufmerksam machen, die damit sicherlich einhergehen wird“, erklärte Vereinsvorsitzender Andreas Steffen:

„Wir legen sehr großen Wert auf Flächenrecycling. Wir haben genug Brachflächen in der Nähe, aber die sind nicht gewollt. Das ist nicht nachvollziehbar.“

Abgesehen von den wichtigen Funktionen des Waldes, wie die Filterung der Luft von Abgasen und Staub, die Eindämmung von Lärm und Geräuschen und die Aufnahme von CO2 sieht der Verein auch ein bekanntes Seeadlerpärchen, die Brutplätze von Kranichen und die Absenkung des Grundwasserspiegels in Gefahr. Dieser könnte weiterhin erheblichen negativen Einfluss auf das nahegelegene Naturschutzgebiet „Bruchwald Roßdunk“ haben.

Großes Unverständnis zeigte sich bei den Mitgliedern der Bürgerinitiative. „Wir dürfen nicht mehr heizen wie wir wollen, wir sollen Wärmepumpen betreiben, aber dieses große Waldgebiet soll platt gemacht werden. Unser Waldbesitz ist seit 120 Jahren in Familienbesitz. Ich werde definitiv nicht verkaufen“, sagte Nico Seeger überzeugend.

„Ich verstehe grundsätzlich, wenn sich Bürgerinitiativen gründen, die für oder gegen eine Sache sind. Wir leben in einer Demokratie und das ist ein legitimes Mittel“, so Landrat Marko Köhler nach der Besprechung im Feuerwehrgerätehaus. „Bei einem Diskurs, egal bei welcher Sache, ist es wichtig, dass immer eine vernünftige Abwägung getroffen wird, dass die Diskussion auf Augenhöhe passiert und dann kommt man schlussendlich auch zu guten Ergebnissen“, äußerte sich Köhler positiv.

„Zum Vorhaben kann ich nichts sagen. Wir sind als Landkreis nicht Teil des Vorhabensträgers. Wir sind zum Schluss die Genehmigungsbehörde in rechtlicher Hinsicht. Ob die rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind oder nicht, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen. Hier wurden heute keine Entscheidungen getroffen. Die Entscheidungen, was hier möglicherweise entstehen könnte, treffen die Stadt Brandenburg an der Havel und die Gemeinde Kloster Lehnin, weil die die Planungshoheit haben.“

„Eine Beteiligung der Öffentlichkeit in Form einer Bürgerinformation wird es geben. Noch ist es zu früh. Man denkt darüber nach, dort etwas zu machen, aber weiter ist noch niemand“, erklärte Landrat Marko Köhler abschließend.

(Artikelfoto: Andreas Steffen, Peter Pfaffe und Nico Seeger der Bürgerinitiative fordern den Erhalt von 400 Hektar Wald)

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3 Antworten

  1. Unglaublich, Wälder abzuholzen um ein Industriegebiet zu bauen, ich fass es nicht. Ständig wird über Klimaschutz, Umweltschutz und Artensterben geredet, aber die Zerstörung geht weiter. Nur Reden, keine Taten, ich könnte im Strahl kotzen.

    1. Köhler: „Bei einem Diskurs, egal bei welcher Sache, ist es wichtig, dass immer eine vernünftige Abwägung getroffen wird…“
      Das Schlimme ist, dass die Abwägungen bisher nur zugunsten des Investors getroffen werden. Gewichtige Gründe, die absolut dagegen sprechen, wurden nicht abgewogen, sondern „weggewogen“.
      Mit dieser Praxis muss endlich Schluss sein – Finger weg von diesem Wald!

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