Gömnigk. Am 13. Juli 2024 fand unter der Flagge des Feuerwehr- und Traditionsvereins Gömnigk/Trebitz e.V. das erste Benefizturnier in Gömnigk statt. Damit erfüllte sich der Vereinsvorsitzende Tino Jahn seinen Wunsch, einmal denen zu helfen, denen es nicht so gut geht wie den meisten von uns, und zugleich denen, die wertvolle Arbeit dafür im Hintergrund leisten.
Die Rede ist hier von Menschen mit schweren, Lebenszeit limitierenden Erkrankungen und den dahinter palliativmedizinisch engagierten Menschen. Liebevolle Ärzte, Pfleger und ehrenamtliche Helfer, die sich Leidenden widmen und deren noch verbleibende Zeit so angenehm wie möglich zu gestalten.
Mit einem lockeren Freizeitturnier, gepaart mit Infoständen rund um das Thema der Palliativversorgung, mochte Tino Jahn dazu beitragen, das Thema aus einer dunklen Ecke mehr heraus ins Licht zu transportieren. In angenehmer, gelassener Atmosphäre und bestem Wetter konnte man so Geselliges mit Ernstem verbinden. Für das leibliche Wohl war selbstverständlich ebenso gesorgt. Die Erlöse der erfolgreichen Aktion gehen abzüglich der Kosten vollständig an die Palliativstation des Klinikums Ernst von Bergmann in Potsdam (EvB). Dank zahlreicher Unterstützer zur Verwirklichung der Benefizveranstaltung aus der Region sowie unzähligen Spendern kann sich das Team der Palliativstation nach ersten Einschätzungen über eine Finanzspritze im mittleren vierstelligen Bereich freuen.
Jetzt mögen sich wohl einige fragen, wie der Organisator Tino Jahn auf das Thema gekommen ist. Die Antwort liegt ziemlich nahe. Das Dörfergespann Gömnigk und Trebitz beheimatet die in der Region mittlerweile sehr gut bekannten und geschätzten Ärztinnen Dr. Eva-Maria Schulze-Köhn und Dr. Marita Stuhlmann sowie die Schwester Sabrina Schulze von der Palliativstation im EvB. Ihr unermüdliches Wirken zu fast jeder Tages- und Nachtzeit imponierte den Vereinschef. Gleichzeitig unterstützten diese ihn selbstredend dabei, eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
Doch was genau bedeutet Palliativmedizin bzw. –versorgung?
Abgeleitet vom lateinischen Wort „palliare“, welches soviel wie „mit einem Mantel umhüllen, schützen“ bedeutet, kann man es sich bildlich genau so vorstellen, dass man in seiner vermeintlich aussichtslosen und schmerzgeplagten letzten Lebensphase mit einem Mantel voller Liebe, Geborgenheit und Hilfe umhüllt wird und seinen letzten Weg nicht alleine, sondern begleitet in Ruhe und Entspannung geht.
Die Palliativversorgung ist dabei von einer aktiven, ganzheitlichen Behandlung der fortgeschrittenen, nicht mehr heilbaren Erkrankung geprägt und umfasst die Beherrschung von Schmerzen und anderen physischen, psychischen und emotionalen Krankheitsbeschwerden.
Die Leidenszeit ist oft ein komplexes, schmerzgeprägtes und emotionales Ereignis, nicht nur für den kranken Menschen, sondern auch für deren Angehörige. Und genau dort bringen die Ärzte und Pfleger von sogenannten Palliativ Care Teams (PCT), spezialisierten ambulanten Palliativversorgungen (SAPV) oder Palliativstationen wärmendes Licht in das Dunkel. Sie setzen dort an, wo die klassische ärztliche Versorgung nicht mehr ausreicht und bieten, was dem Patienten gut tut und diesem ein guter Umgang mit der Situation gelingt.
„Der Tod lächelt uns alle an, das einzige was man machen kann, ist zurückzulächeln.“ – äußerte einst Marc Aurel, römischer Kaiser, Feldherr und Philosoph, um sich die Angst vor dem nahenden Tod zu nehmen und ihm den Mittelfinger zu zeigen. Leicht fällt es nicht, immer dem Tod mutig entgegen zu lächeln. Insbesondere nicht denen, die noch viel zu früh Begegnung mit ihm machen sollen. Denen starke Schmerzen, beängstigende Symptome und emotionale Instabilität das Lachen buchstäblich vergehen lassen. Das Lächeln übernehmen dann rührige Ärztinnen wie Frau Dr. Eva-Maria Schulze-Köhn, Frau Dr. Marita Stuhlmann sowie Frau Astrid Tributh und ihr Team vom Palliativ Care Team Potsdam und Umgebung oder liebevolle Schwestern wie Sabrina und Julia vom Team Palli, der Palliativstation im Krankenhaus Ernst von Bergmann in Potsdam.
Dr. Eva-Maria Schulze-Köhn verwendet in der Beschreibung dieser Arbeit gerne ihren eigenen Slogan – sie möchte gerne „das Leben vor dem Tod schöner machen“ und damit aktiv wegrücken vom noch weit verbreiteten Image der „Sterbeärztin“. Während ihrer Medizinerlaufbahn merkte sie bei einem eher zufälligen Intermezzo auf einer Pallitivstation, dass sie unheimlich beruhigend auf solche Patienten, die mit den Problemen ihrer bedrohlich nahenden Endlichkeit kämpften, wirkte und einen weit tieferen Sinn in dieser Arbeit empfand. Sah sie doch einst ihren sterbenden Großvater hilflos, schwer leidend dahinscheiden. Ähnlich wie Schulze-Köhn kamen die meisten durch eine Erfahrung im familiären Umfeld in die palliative Arbeit.
Ständige Wiedereinweisungen durch den Notdienst ins Krankenhaus bei gerade entlassenen, unheilbaren Patienten mit für sie unklaren Beschwerden führten Dr. Marita Stuhlmann in die ambulante palliative Arbeit. Hand in Hand mit den Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten versucht sie nunmehr seit fast 15 Jahre Leidenden das Hin und Her ohne großartige Besserung ihrer Lebensqualität zu ersparen, in dem sich durch rechtzeitigen Informationsaustausch zur Krankheit nebst Begleitsymptomen die Arbeit verzahnt und der Patient zu Hause, in seinem gewohnten Umfeld zur Ruhe kommen kann. Und damit dem Leben nicht nur noch mehr Tage, Wochen oder gar Jahre zu geben, sondern den Tagen, Wochen und Jahren mehr Leben.
Schwierigere oder komplexere Fälle empfiehlt es sich jedoch auf einer Pallitivstation wie der im EvB anzugehen und auf ein handhabbares Level einzustellen. Auch hier arbeitet die Pallitivstation mittlerweile mit dem Palliativ Care Team Potsdam und Umland GbR hervorragend zusammen. Ans Koordinierungsbüro des PCT in Bad Belzig können sich mittlerweile Betroffene auch direkt wenden. Hier helfen ihnen spezialisierte Pflegekräfte freundlich und unbürokratisch bei der Lösungsfindung – von der Abstimmung mit dem Haus- oder Krankenhausarzt über Pflegedienst bis hin zu zusätzlichen Möglichkeiten persönlicher Vorsorge für die letzte Lebensphase. Dabei wird auf den Umweg über die Kassenärztliche Vereinigung verzichtet und auf Verträge direkt mit den Leistungsträgern, den Krankenkassen, gesetzt. Obwohl 1988 die Hospiz- und Palliativberatung durch die Krankenkassen im §39b SGB V gesetzlich festgeschrieben wurde, bleibt es für die breite Bevölkerung noch eine recht dunkle Nische, an der sich bis jetzt noch nur wenige rantrauen. Es ist jedoch zu bemerken, dass sich das Dunkel langsam lichtet, aber das Thema in der großen, komplexen Welt der medizinischen Versorgung in Deutschland noch ein zartes Pflänzchen bleibt, welches gehegt werden muß.
Und genau da setzen solche kleinen Aktionen wie das Benefiz-Fussballturnier in Gömnigk ideal an, um das Thema einer breiteren Bevölkerung zugänglich zu machen.
Im übrigen traten acht Mannschaften beim Turnier an und spielten um die gusseisernen Trophäen. Mit dabei waren u.a. der Brücker Angelverein in Gummistiefeln, Biernot um zahlreiche Frauen sowie diverse Fußballer aus Vereinen der Region, die sich in den Mannschaften organisierten.
Der Organisator bedankte sich herzlich für die Unterstützung bei Sabrina Schulze und Dr. Eva-Maria Schulze-Köhn sowie der DLRG Ortsgruppe Borkheide e.V. für die Sanitätsabsicherung vor Ort. Ebenfalls ging ein großer Dank an die Kuchendamen, den Grillmeister, den Schankkräften, den weiteren Organisatoren und Helfern sowie den Mannschaften, den Schiedsrichtern Jens Granat und Mike Prudlik sowie an Michael Klenke für Technik und Moderation. Nicht zu vergessen an die vielen Gäste, die alle die Spendenboxen fleißig befüllten. Den Turniersieg sicherten sich die alten Herren von Brück, während Sabrina Noeltge den Torjägerpokal als geschweißtem Ball entgegennehmen konnte. Sebastian Klein wurde von den Kapitänen aller Mannschaften knapp zum besten Torwart gewählt. Über den Pokal für den besten Spieler konnte sich der im Stechen um die Torjägerkrone unterlegene Nico Lassek freuen.
Weitere Informationen zum Palliativ Care Team Potsdam und Umland erhalten Sie hier: https://www.sapv-potsdam-umland.de/
Und zur Pallitivstation im EvB: https://www.evb-gesundheit.de/klinikumevb/haematologie-onkologie-palliativmedizin/palliativmedizin
Nachfolgend eine Bildergalerie mit E indrücken des beeindruckenden Tages.
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Eine Antwort
Hallo , ich habe über das Benefizturnier gelesen und finde es eine tolle Sache was ihr auf die Beine gestellt habt.
Ich arbeite ehrenamtlich beim Wünschewagen und wir sind oft auf Veranstaltungen zu finden wo wir uns präsentieren.
Das wäre auch was super zu euch passt.
Also wenn ihr nochmal so was plant meldet euch beim
ASB Wünschewagen
Eva Götze
Gute Veranstaltung
K.Losensky