Zukunftshaushalt Werder

Videokonferenz zum Zukunftshaushalt in Werder (Havel) mit Teilnehmern aus ganz Deutschland

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Werder (Havel). Werders Zukunftshaushalt war für Kinder und Jugendliche in der Stadt ein Lernfeld für Demokratie. Keines der Ziele, die mit dem Projekt verfolgt wurden, sei so gut erreicht worden wie dieses, sagt der Referent für Einwohnerbeteiligung, Dr. Linus Strothmann:

„Aus meiner Sicht haben wir das Thema sogar übertroffen.“

Kinder und Jugendliche hätten erlebt, wie es ist, aktiv in ihrer Stadt mitzumischen. Sie mussten eigene Prioritäten setzen, Mehrheiten akzeptieren und hätten im Zukunftsrat Eigenverantwortung für den Wahlprozess übernommen.

Linus Strothmann war Hauptreferent einer Videokonferenz, zu der das Kompetenzzentrum für Kinder- und Jugendbeteiligung des Landes Brandenburg am Mittwochabend eingeladen hatte.  Thema: „Der Zukunftshaushalt Werder (Havel): Ergebnisse und Erfahrungen aus einem neuen Format zur Kinder- und Jugendbeteiligung.“ Fast 80 Gäste nahmen daran teil. Neben vielen Werderanern interessierten sich auch Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und Wissenschaft aus ganz Deutschland – von Flensburg bis München – für Ergebnisse und erste Schlussfolgerungen aus diesem Experiment.

Das Interesse ist, wie sich zeigte, auch deshalb so groß, weil Werders Zukunftshaushalt eine Premiere ist: Es handelt sich um einen Bürgerhaushalt, bei dem alle Einwohner Vorschläge einreichen können. Was davon umgesetzt wird, haben aber allein die 1800 teilnehmenden Kinder und Jugendlichen bei den Wahlen an den neun Werderaner Schulen entschieden. Die 200.000 Euro, die die Stadtverordneten für den Zukunftshaushalt bereitstellten, reichten am Ende für zwölf der 43 eingereichten Projektideen aus. Von einem „unglaublichen Betrag für eine Kleinstadt“ war bei der Konferenz die Rede.

Bemerkenswert war aus Sicht von Linus Strothmann, dass durchaus nicht nur Projekte gewählt wurden, die explizit an Wünschen von Kindern und Jugendlichen ausgerichtet waren, wie beispielsweise die gewählte Graffitiwand, ein E-Sports-Turnier oder ein Bolzplatz im Stadtwald. Auch neue Bänke im Stadtwald und im Stadtgebiet, größere Mülltonnen oder ein seniorengerechter Treff am Havelufer der Luisenstraße schafften es in die Top-12. Nur ein Drittel dieser Auswahl betraf ausschließlich Kinder und Jugendliche.

Sophia und Levi waren zwei der 23 Mitglieder des Zukunftsrates. Der Zukunftsrat war an der Wahlvorbereitung beteiligt, beispielsweise indem er Vorschläge zusammenfasste, über die Zahl der abzugebenden Stimmen entschied und über das Layout für eine Wahlbroschüre. Auch ein Videoclip für das „Wahlvolk“ wurde gedreht. Dabei ging das Interesse zur Teilnahme zunächst nicht von den Kindern und Jugendlichen aus: Der Zukunftsrat kam durch eine Zufallsauswahl zustande, die Mitglieder wurden aus dem Einwohnerregister gelost.

Dass sie unter den Ausgelosten war, fand Sophia, nachdem ihr klar geworden war, worum es ging, „richtig cool“. Auch Levi hatte sich gefreut, dabei zu sein. Im Zukunftsrat habe man darüber gesprochen, wie die Vorschläge so aufgeschrieben werden, dass sie von allen  Kindern gut verstanden werden. „Manche Texte waren einfach zu lang“, erinnerte sich Sophia. Die Hashtags, die man dann unter die Vorschläge geschrieben habe, seien dafür, dass auch viele Kinder mitgemacht haben, „ganz gut“ geworden, fand Levi. Beiden waren auch froh mit den Projekten, die am Ende gewählt wurden.

Der Leiter des Kompetenzzentrums für Kinder- und Jugendbeteiligung, Dominik Ringler, nannte den Werderaner Zukunftshaushalt „eines meiner Lieblingsprojekte“:

„In Fachkreisen wird schon länger diskutiert, was da in Werder gemacht wird.“

Er beglückwünschte die Stadt für die Premiere, die selbst unter den erschwerten Corona-Bedingungen gelungen sei:

„Ich fand besonders toll, dass Erwachsene hier ohne jedes Hintertürchen ein Teil ihrer Macht an Kinder und Jugendliche abgegeben haben.“

Mit der seit zweieinhalb Jahren geltenden Pflicht zur Kinder- und Jugendbeteiligung in den Kommunen habe der Landtag das Ziel verfolgt, Kinder und Jugendliche stärker im kommunalen Willensbildungsprozess zu berücksichtigen und dadurch deren Interesse an kommunalen Geschehensabläufen zu wecken. „In Werder ist dieser Perspektivwechsel mit dem Zukunftshaushalt hervorragend gelungen“, so Dominik Ringler. Wichtig sei nun noch die Rückmeldung zur Umsetzung der Projekte – die von der Stadtverwaltung auch geplant ist.

Alle zwei Jahre soll der Zukunftshaushalt künftig abgestimmt werden. Die Einreichphase soll, wie Linus Strothmann ankündigte, künftig etwas länger dauern, schon Anfang nächsten Jahres soll es damit losgehen. Der grundsätzliche Ablauf mit Onlinevorschlägen, Zukunftsrat und der Wahl an den Schulen bleibe bestehen, wobei noch enger mit den Lehrern zusammengearbeitet werden soll:

„Das Thema ließe sich vielleicht auch in den Unterricht einbinden.“

Auch der Austausch zwischen Zukunftsrat und Politik, der sich Corona-bedingt dieses Mal auf zwei Besuche der Bürgermeisterin beschränkte, solle ausgebaut werden.

Bürgermeisterin Manuela Saß dankte bei der Videokonferenz dem Kompetenzzentrum für die fachliche Unterstützung, den Stadtverordneten, die an der Konzeption beteiligt waren und sich auf dieses Experiment eingelassen haben, den Verwaltungsmitarbeitern, die die Vorschläge weiterentwickelt haben, den Schulen für die Unterstützung und besonders den Werderanern und den Kindern und Jugendlichen fürs Mitmachen. Besonders die Mitglieder des Zukunftsrates hätten viel Zeit und Arbeit in dieses Projekt gesteckt und die Ideen so aufgearbeitet, dass sie ein Gesicht bekamen. „Das Experiment“, so die Bürgermeisterin, „ist rundum gelungen.“

Mehr Informationen unter www.zukunftshaushalt.de

(Pressemitteilung der Stadt Werder (Havel) | Henry Klix | Artikelfoto: Broschüre zur Abstimmung des Zukunftshaushaltes, (c) Stadt Werder (Havel) / hkx)

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