Vom Suppentag bis zur Gans „to go“ – Beelitzer Restaurants und Herbergen in der Schließzeit

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Stadt Beelitz. Einmal mehr müssen Restaurants und Herbergen mit der angeordneten Schließung aufgrund der Corona-Eindämmung zurechtkommen. In Beelitz bieten viele wieder Außer-Haus- und Lieferservices an – eine Notlösung, um wenigstens einen Teil der Einnahmen zu retten. Was bleibt ist die Hoffnung auf Finanzhilfen – aber vor allem auf die Treue der Kundschaft.

Vom Suppentag bis zur Gans „to go“

Ein paar Monate Fahrt aufnehmen, dann wieder ab in den Lockdown: Schon zum zweiten Mal mussten Gaststätten und Hotels in diesem Jahr dicht machen, um die weitere Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. „Das ist heftig“, sagt die Wirtin des Cafés zum Kirschbaum in Körzin, Marianne Lehmann. Lehmann bietet zwar Kaffee und Kuchen sowie warme Gerichte außer Haus an. Anders als im ersten Lockdown würden bei dem oft grauen Novemberwetter aber nun weniger Ausflügler kommen und das Essen auf einer Parkbank oder sonst wie im Freien essen. Sie rechne mit Umsatzrückgängen um die 90 Prozent.

http://www.cafezumkirschbaum.de/

Auch bei der italienischen Trattoria Due Fratelli in Beelitz-Stadt ist das Geschäft eher mau. „Wir sitzen den ganzen Tag da und haben nichts zu tun“, seufzt Pepino Merdjani, der Vater der beiden Merdjani-Brüder, die das Restaurant betreiben. Es würden sehr wenige Essen abgeholt – weniger als im Frühjahr und Sommer.

https://www.duefratellibeelitz.de/

„Man gibt sich so unglaublich viel Mühe – und muss dann doch schließen. Das ist frustrierend.“

Mitinhaberin Ariane Strauß vom Restaurant Lokal Genial ist im Nachhinein erleichtert, dass sie keine Heizpilze und Plexiglasscheiben angeschafft haben, damit die Gäste länger draußen sitzen können. Tische raus, Abstände einhalten – der Aufwand, die Gaststätte Corona-konform zu gestalten, war auch so enorm. Und jetzt doch wieder die Schließung. „Das ist frustrierend, man gibt sich so unglaublich viel Mühe“, sagt Strauß. Ganz zuzumachen, sei für sie und ihre Mitstreiter aber nicht in Frage gekommen:

„Der Vermieter will seine Miete haben, der Versorger die Stromrechnung.“

Das derzeitige Außerhaus-Angebot werde gut angenommen, so Ariane Strauß. Das Restaurant liefert auch aus, in zwei Touren können sich die Beelitzer ihr Mittagessen bestellen, abends gibt es Gerichte à la carte. Dennoch laufen die Geschäfte weniger gut als im ersten Lockdown. „Viele sind nicht mehr im Homeoffice“, sagt Strauß.

https://lokal-genial-beelitz.de/

„Eine Weile stehe ich es noch durch, aber irgendwann sind die Reserven aufgebraucht.“

Auch bei der Lindenschenke in Elsholz ist ein guter Teil des Umsatzes weggebrochen. Busreisen, Feiern seien jetzt nicht mehr möglich, sagt Wirt Lutz Bastian:

„Eine Weile stehe ich es noch durch, aber irgendwann sind die Reserven aufgebraucht.“

Immerhin hätten ihm die Stammkunden die Treue gehalten und würden Essen außer Haus abholen. Allein am ersten Wochenende des neuen Lockdowns haben Bastian und seine Angestellten knapp 180 Essen ausgegeben. Jemand habe auf Facebook geschrieben, „Ihr wart so lange für uns da, jetzt geben wir Euch etwas zurück“, berichtet Bastian gerührt.

http://www.lindenschenke.de/

„Ein Außerhaus-Geschäft lohnt sich nicht.“

Andere haben erst gar nicht aufgemacht. „Ein Außerhaus-Geschäft würde sich nicht lohnen“, sagt Annette Wiesatzki vom Restaurant Balkan. Sie hat am letzten Wochenende vor der Schließung extra noch einmal ihre Stammkunden dazu befragt, die im „Balkan“ 90 Prozent der Kundschaft stellen. Viele würden ja gerade zu ihr kommen, um einen schönen Abend im Restaurant und am Kamin zu verbringen. Ray Sämann vom Landgasthaus Beelitz hat sich vorgenommen, in der Zeit den Gastraum neu zu streichen und die Weihnachtsbeleuchtung noch weiter auszubauen.

https://www.restaurant-balkan-beelitz.de/herzlich-willkommen

Für Catering-Unternehmen wie das Beelitzer Team von Kochgenuss & Feinkost ist vor allem die Zeit der Feierverbote einschneident.„Für uns war es – wie auch für alle anderen – kein einfaches Jahr“, sagt Steffi-Verona Exner von dem Beelitzer Familienbetrieb. Dennoch ist man auch hier innvoativ: Ab dem 28. November wird vor dem Firmensitz in der Karl-Marx-Straße 12 nahe des Edeka eine Weihnachtshütte aufgebaut – mit Verkauf von selbstgemachten Marmeladen, Chutneys und kleinen Geschenkideen. Mittwochs ist zudem „Suppentag“: Von 11.30 bis 14.30 Uhr gibt es eine warme Mahlzeit zum Mittnehmen. Am Freitag und Samstag ist von 15 bis 18 Uhr geöffnet, an den Advents-Samstagen gibt es zudem Glühwein und im Wechsel Bratwurst und Crêpes, ebenfalls alles „to go“.

https://www.kochgenussundfeinkostbeelitz.de/

Spargelhöfe

Geschlossene Gasträume und Stornierungen auch bei den Spargelhöfen. Der neuerliche Lockdown treffe die ganze Branche hart, sagt Jürgen Jakobs von den Jakobs-Höfen in Beelitz und Schäpe. Ein Großteil der 50 Beschäftigten sei in Kurzarbeit. Immerhin konnten die Jakobs-Höfe wie auch viele andere Gastronomen im Sommer etwas Boden gutmachen, zumal viele Menschen zum Urlaub in Deutschland geblieben sind. „Beelitz ist beliebt“, sagt Jakobs. Die beiden Höfe hätten mehr Geschäft gehabt als sonst im Sommer. Insgesamt rechnet Jakobs über das Jahr hinweg aber mit Umsatzeinbußen von einem Viertel in der Gastronomie-Sparte.

http://www.jakobs-hof.de/

Auch der Spargelhof Buschmann & Winkelmann in Klaistow war im Sommer gut besucht. Dennoch erwartet Antje Winkelmann in der Gastrosparte für das gesamte Jahr 30 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. „Das Frühjahr fehlt uns, das holen wir nicht wieder auf.“

https://www.spargelhof-klaistow.de/unser-hof/

„Die Schließung trifft nicht nur die Betreiber. Da hängen noch ganz viele andere Leute dran.“

Das Restaurant Landmahl hat ebenfalls von dem guten Sommer profitiert. „Die Mehrwertsteuersenkung hat uns in die Karten gespielt“, sagt Inhaber Matthias Wildemann. Er konnte sich so einen kleinen Puffer zulegen – man habe ja schon gewusst, was noch kommen könnte. „Der Winter ist aber noch lang“, warnt Wildemann. Er legt Wert auf die Feststellung, dass eine längere Schließzeit nicht nur ihn als Restaurantbetreiber treffe, sondern auch seine sechs Angestellten und die Lieferanten

„Da hängen ganz viele Leute dran.“

http://landmahl-restaurant.de/

„Es ist schön ruhig.“

Mit den Einschränkungen haben auch die Hotels zu tun. Die Inhaberin der Pension Pauline, Marion Pelz, nimmt es mit Galgenhumor:

„Es ist schön ruhig.“

https://www.pension-pauline.de/

In der Woche gehe es noch, da die Beherbergung von Handwerkern und anderen Geschäftsreisenden erlaubt ist. Ab Donnerstag werde es aber still. Das Hotel Stadt Beelitz hat immerhin noch 70 Prozent der Zimmer in der Woche mit Geschäftsreisenden belegt, berichtet Geschäftsführer Anton Sajatz. Komplett leer dürften viele Ferienwohnungen stehen, zumindest an Urlauber dürfen die Inhaber nicht vermieten. „Durch das Beherbergungsverbot sind alle Buchungen storniert worden, wir stehen bei Null“, sagt Dirk Fieml vom Hof Cassiopeia in Wittbrietzen.

https://www.hotel-stadt-beelitz.de/

https://www.hof-cassiopeia.de/

Eine Hilfe ist, dass der Staat den Betrieben drei Viertel des entgangenen Umsatzes erstattet. Viele Gastwirte wollen sich aber nicht darauf verlassen. In der Praxis herrscht auch eine gewisse Unsicherheit, ob und wann die Gelder fließen und was gegebenenfalls abgezogen wird. „Es bleibt wahrscheinlich wenig übrig“, vermutet Annette Wiesatzki vom Restaurant Balkan.

Viele Gastwirte richten sich darauf ein, dass der Teil-Lockdown im Dezember weitergeht und das Weihnachtsgeschäft ebenfalls unter starken Einschränkungen steht. Ohnehin sind schon im Vorfeld viele Weihnachtsfeiern von den Kunden abgesagt worden. Das Lokal genial werde aber an den Weihnachtsfeiertagen „definitiv liefern“, zum Beispiel ganze Enten, sagt Ariane Strauß. 1000 Freilandgänse hat der Spargelhof in Klaistow aufgezogen. Man könne Gänse bestellen oder abholen – frisch oder schon vorgegart, sagt Antje Winkelmann. Zu Hause müsse man die dann nur nochmal 20 Minuten zum Knuspern in den Ofen stecken. „Das wird gut angenommen“, so Antje Winkelmann. Gänse zum Abholen oder mit Lieferung gibt es auch bei Jakobs. Dennoch erreiche man damit nur einen Bruchteil des Umsatzes in normalen Zeiten, sagt Jürgen Jakobs. Eine „Gans to Go“ sei eben nicht dasselbe, als seine Gans im Gastraum bei Kerzenschein und Rotwein zu verzehren.

Die Außer-Haus– und Lieferangebote stehen hier: beelitz.de/lieferservices

(Antje Schroeder | Artikelfoto: „Due Fratelli“ (c) Thomas Lähns)

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