Beelitz. Es ist viel stiller als sonst im Seniorenzentrum „Negendanksland“ Beelitz. Wo tagsüber unsere Senioren und Gäste im Gemeinschaftsbereich zusammen sitzen, gemeinsam essen, reden, spielen, Radio hören oder fernsehen ist es in diesen Tagen eher ruhig. Es fehlen die Angehörigen, die Musiker, die Märchenerzählerinnen und nicht zuletzt unser Therapiehund „Emma“. Auch das gemeinsame Singen mit Frau Stamnitz und der Gottesdienst zu Ostern im Gemeinschaftsraum mussten abgesagt werden. Ob wir unser Jubiläum im Juni zusammen mit dem Seniorenbeirat der Stadt feiern können steht noch in den Sternen. Am 27. März mussten wir dann auch unsere Tagespflege schließen und dürfen seitdem nur einer kleinen Zahl an Gästen eine Notbetreuung anbieten.
Ähnlich wie auf den Straßen unserer Stadt, ist es eine ungewöhnliche, ja eigenartige Ruhe. Seit über einer Woche gilt auch bei uns die Anordnung, dass keine Besucher ins Haus dürfen. Die Gefahr der Ansteckung unserer Senioren ist einfach zu groß. Wir sind froh, dass sich viele daran halten und den Abstand akzeptieren, so schwer es auch fällt. In einzelnen Fällen müssen wir uns aber leider auch unschöne Kommentare anhören und den Vorwurf, wir würden unsere Bewohnerinnen und Bewohner einsperren. Solche Sätze sind verletzend, weil uns als Mitarbeitern hier im Haus nichts ferner liegt als das. Unsere Betreuungskräfte nutzen in diesen ersten Frühlingstagen jede Möglichkeit, unsere Bewohnerinnen und Bewohner ins Freie zu fahren, einen kleinen Spaziergang auf unserem Gelände zu machen, oder die Fenster weit auf zu machen, wenn jemand bettlägrig ist. Natürlich immer mit den nötigen Schutzmaßnahmen, um niemanden unnötig zu gefährden. Auch unsere Pflegekräfte tun alles, damit der Tagesablauf, die Pflege und Hygiene auf bestmögliche Art aufrechterhalten bleibt.
Trotz aller Einschränkungen bringt diese Ausnahmezeit auch schöne und kreative Ideen hervor. So werden in diesen Tagenoft bunt gepackte Körbe und Taschen im Eingangsbereich abgestellt, liebevolle Grüße von Kindern und Enkeln, Ehepartnern und Freunden. Wir haben daher am Haupteingang, gleich hinter der Eingangstür einen Tisch aufgebaut, auf dem Taschen, Proviant und Grüße – bitte mit Namen versehen – abgestellt werden können. Unsere Mitarbeiter werden sie zeitnah auf die Zimmer in die Wohnbereiche und Wohnungen bringen. Vielen Dank dafür!!
Dass Not auch erfinderisch macht, zeigen einige Angehörige, die ihren Lieben ein Seil mitgegeben haben, damit sie es – wie Rapunzel ihr Haar – am Fenster herunterlassen können, um anschließend einen gefüllten Beutel nach oben zu ziehen. Hier erleben wir so viel Nähe, trotz Abstand!
Wir freuen uns mit allen, die unseren Bewohnern und Gästen auf diese Art, diese schwierige Zeit so schön machen, wie möglich und dadurch vor allem zeigen, dass wir trotz Corona füreinander da sind und aneinander denken.
(Markus Kolbe / Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums „Negendanksland“ Beelitz)
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