Beelitz. Gina-Luise Schrey hat ihren Traumjob gefunden: Wenn sie Kindern etwas erklären und ihnen bei kniffligen Aufgaben helfen kann, wenn die Kleinen es dann verstehen und sich darüber freuen, ist es ein tolles Gefühl, sagt sie. Im Moment kann die 20-Jährige das täglich erleben: im Rahmen eines Freiwilligen Sozialen Jahres an der Grundschule Fichtenwalde begleitet sie den Unterrichtsalltag. Den Berufsweg möchte sie, da sie ihr Abi in der Tasche hat, unbedingt weitergehen. Doch bevor es ans Studieren geht, wartet eine mindestens genauso schöne und spannende Aufgabe auf sie: Gina-Luise ist die neue Beelitzer Spargelkönigin.
Anfang März ist die Fichtenwalderin vom Vorstand des Spargelvereins ins Amt gewählt worden. Mitbewerberinnen hatte es zwar keine gegeben, aber das war auch nicht weiter schlimm – denn Gina-Luise hat voll überzeugt. „Sie ist sehr aufgeschlossen, ist in unserem Spargelanbaugebiet aufgewachsen und eng mit Beelitz verbunden“, sagt Vereinschef Jürgen Jakobs. Und tatsächlich merkt man sofort, dass ihre Heimat der neuen Hoheit sehr am Herzen liegt. „Ich liebe es, auf dem Lande zu leben“, sagt sie:
„Es ist einfach schön hier – und das möchte ich nicht nur den Leuten zeigen, die Beelitz ohnehin schon kennen, sondern auch jenen, die von woanders hier her kommen und die Stadt mit anderen Augen sehen.“
Dass sie auf Menschen zugehen und sie mitreißen kann, merkt man sofort.
Aufgewachsen ist Gina-Luise in Busendorf, direkt neben den Spargelfeldern. Der Beelitzer Ortsteil, der mit seinen Gemeindeteilen Kanin und Klaistow aufgrund der besonderen Geschichte als „die drei sächsischen Dörfer“ gilt – bis 1815 gehörten die Orte zum sächsischen Territorium – liegt an einem ausgedehnten Spargelgebiet. Hier befindet sich auch der Spargel- und Erlebnishof Klaistow, auf dem die junge Frau seit mehreren Jahren jobbt – im Servicebereich des Hofrestaurants und im Kletterwald „Climb up!“. Auch da hat sie viel mit Kindern zu tun, kann ihnen den Parcours erklären, vielleicht die ein oder andere Angst nehmen – und sich mit ihnen freuen, wenn sie stolz von der erfolgreichen Klettertour zurück kommen.
Dass das Ehrenamt der Spargelkönigin eine Menge Aufwand bedeutet, ist ihr klar, betont Gina-Luise. Spätestens mit der Eröffnung der Saison, die in diesem Jahr am 7. April auf dem Josef Jakobs Spargelhof in Schäpe stattfindet, wird ein Termin den nächsten jagen: Auf den Höfen, überall in der Stadt und weit darüber hinaus. Aber da das Berufsfindungs-Jahr Ende März abgeschlossen ist und das Studium erst im Herbst beginnt, hat sie die Zeit. Und selbst danach wird es passen, ist Gina-Luise sich sicher. Bewerben wird sie sich für das Grundschulpädagogik-Studium in Potsdam und Berlin, am liebsten in den Fächern Deutsch und Mathe. Leipzig und Dresden wären auch noch Optionen, „aber ich hänge an meiner Heimat und an meiner Familie und möchte deshalb nicht zu weit weg.“
Die Familie hat sie übrigens sofort bei ihrem Plan unterstützt, Spargelkönigin zu werden. „Meine Eltern sind schon stolz und freuen sich darauf. Und vor allem meine Oma wird mein größter Fan sein“, lacht sie. Spätestens wenn sie Kleid und Krone tragen darf, wird es ein großes Hallo geben. Und auch der Freundeskreis hat auf ihre Bewerbung hin gefiebert, unter anderem auch die amtierende Spargelkönigin Kristin Reich. Die beiden kennen seit langem und Kristin war es, die aus eigener Erfahrung den Anstoß geben konnte:
„Mach es, die Erfahrung lohnt sich.“
Und so wird Gina-Luise in den nächsten zwölf Monaten Botschafterin der Stadt und ihres Hauptanbauproduktes sein. Den Erfolg des Beelitzer Spargels begründet sie – neben dem frischen Geschmack – mit der engen Verbindung zur Region selbst, den buchstäblichen Wurzeln im Beelitzer Sander. „Das eine ist ohne da andere nicht vorstellbar“, sagt sie – und freut sich schon auf die nächsten Wochen, wenn sie dafür in Kleid und Krone werben darf. Und wenn es endlich wieder Spargel gibt, am liebsten mit Schnitzel und Sauce Hollandaise.
(Thomas Lähns)
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