Albert Schubert

Beelitz: Nach fast 40 Jahren zurück auf’s Dach

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Beelitz. Manchmal fallen einem Dinge in die Hände, die einfach zu schade sind zum Wegwerfen. Man weiß zwar noch nicht so richtig, wofür man sie braucht, hebt sie aber erst einmal auf. So ging es Albert Schubert 1981: Der Beelitzer Maurer gehörte damals zu einem Bautrupp, der das Stadthaus in der Poststraße 19 nach langem Leerstand wieder bewohnbar machen sollte.

Beelitz, Poststraße 19, historisch
Poststraße 19, historisch

Aus Kostengründen wurde die historische Außenhülle nicht rekonstruiert, sondern abgetragen und durch Rauputz ersetzt, anstelle des Satteldaches kam ein flacheres auf den Bau. „50 000 Mark, mehr durfte es nicht kosten“, erinnert er sich. Zu den Schmuckelementen, die weichen mussten, gehörten auch zwei steinerne Pylonen auf der Gaube im Dachgeschoss:

„Fast hätten wir die einfach runtergeworfen – aber dann habe ich gesagt: Nein, ich nehme die mit.“

Knapp 40 Jahre haben die gut einen Zentner schweren Blickfänger in der Garage von Familie Schubert überdauert. Auf die Pfeiler an der Hofeinfahrt wollten sie damals nicht so richtig passen und in der Sitzecke hinter dem Haus wirkten sie nicht so dekorativ, wie Herr Schubert es sich vorgestellt hatte. „Und so standen sie immer in der Ecke, dienten hin und wieder als Ablage“, berichtet der 80-Jährige.

Nun gelangen die beiden Pylonen, die von ihrer Form her an Bauernfiguren eines Schachspiels erinnern, an ihren Ursprungsort zurück. Denn zurzeit wird wieder gebaut an dem Haus im Herzen der Beelitzer Altstadt, in dem ab 1891 der Kliemchen-Verlag sein Domizil hatte. Robert Kliemchen hatte unter anderem die Beelitzer Zeitung herausgegeben, die bis in die 1930er Jahre in Beelitz und weit darüber hinaus erschien. Nachdem das Gebäude Anfang der 1980er im Auftrag der Beelitzer Geflügel- und Schafproduktion als Mitarbeiterwohnung hergerichtet wurde, stand es in den letzten Jahren komplett leer.  Die Stadt lässt es nun sanieren und schafft eine Gewerbefläche im Erd- und zwei kleinere Wohnungen in den Obergeschossen. Und dieses Mal soll das Haus auch sein historisches Gesicht zurückerhalten.

Albert Schubert
Albert Schubert, Poststraße 19 im Bau

Dass das überhaupt erst möglich wird, ist den Pylonen von Albert Schubert zu verdanken: Die Untere Denkmalbehörde hatte einer originalgetreuen Rekonstruktion nämlich zunächst eine Absage erteilt. Erst jetzt, da die ursprünglichen Schmuckelemente aufgetaucht sind, gibt es grünes Licht aus Bad Belzig. „Es ist also gleich in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall für unsere Stadt“, sagt Bürgermeister Bernhard Knuth. Er hatte erfahren, dass bei Albert Schubert die beiden historischen Pylonen lagern und ihn darauf angesprochen:

„Es zeigt, wie eng manch ein Bürger mit unserer Stadt verbunden ist. Ich bin Herrn Schubert sehr dankbar – weil er die Pylonen gerettet hat und weil er sie nun auch für die Rekonstruktion zur Verfügung stellt.“

In diesem zentralen Bereich in der Altstadt ist so Einiges im Werden: Während die Arbeiten am früheren Verlagshaus laufen, soll demnächst auch mit dem Neubau für die Beelitzer Sparkassenfiliale in der Baulücke direkt nebenan begonnen werden. Auch dieses Vorhaben setzt die Stadt um – in enger Zusammenarbeit mit dem späteren Nutzer. Auf der anderen Seite soll der Lückenschluss bis zum Rathaus in den nächsten Jahren erfolgen. Für die Bebauung des „Rathausecks“ hatte es im vergangenen Jahr einen Planungswettbewerb gegeben, an dem sich elf Architekturbüros aus ganz Deutschland beteiligt haben. Die Entwürfe sind noch bis Ende März im Rathaus zu sehen.

Der Siegerentwurf, der ebenfalls mit Mitteln aus der Städtebauförderung umgesetzt werden soll, sieht einen zweiteiligen Bau vor, der die Fassadengestaltung des Rathauses aufnimmt modern interpretiert. Untergebracht werden sollen in dem Gebäude unter anderem das Einwohnermeldeamt und die Kämmerei. Bis wann hier die beiden Vorgängerbauten standen, ist nicht mehr genau verbrieft. Der Beelitzer Albert Schubert, der als Kind mit seiner Familie 1945 aus Schlesien in die Region kam, kann sich jedenfalls nicht mehr daran erinnern, wie er sagt. Mehr als alte Ansichtskarten wird von den Häusern auch nicht mehr übrig sein – obwohl man ja in Beelitz nie genau wissen kann, ob nicht jemand noch irgendetwas aufgebhoben hat.

Straßenansicht-Poststraße 19 bis 20, Entwurf des Architekturbüros Thon
Straßenansicht-Poststraße 19 bis 20, Entwurf des Architekturbüros Thon

(Thomas Lähns)

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