Beelitz. Seit vielen Jahrzehnten schon klafft neben dem Beelitzer Rathaus mitten in der Altstadt eine Baulücke. Wo bis in die 1950er Jahre noch zwei Stadthäuser standen, befinden sich heute lediglich eine Grünfläche und Stellplätze für den Fuhrpark der Verwaltung. Das soll sich in den nächsten Jahren ändern: Der Planungswettbewerb für die Bebauung des sogenannten „Rathausecks“ ist abgeschlossen – und es gibt einen Siegerentwurf.
Insgesamt elf Architekten und Planungsbüros aus ganz Deutschland hatten sich an dem im vergangenen Jahr von der Stadtkontor-Gesellschaft ausgelobten Wettbewerb beteiligt. Alle Entwürfe wurden anhand eines umfangreichen Kriterienkataloges geprüft – neben städtebaulichen Aspekten spielten auch Funktionalität und Realisierbarkeit eine Rolle – und von einer Jury ausgewertet. Zum Preisgericht gehörten mit Stimmrecht drei Mitglieder der Potsdamer Architektenkammer sowie zwei Vertreter der Beelitzer Stadtverwaltung, einer davon Bürgermeister Bernhard Knuth.
Der Siegerentwurf stammt vom Aachener Büro „Fischerarchitekten Partnerschaft mbB“ und sieht ein dreigeschossiges Gebäude vor, das sich trotz seiner modernen Architektur ins Stadtbild einfügt und sowohl an das Haus in der Poststraße 19 als auch an das Rathaus anschließt. Mit letzterem wird es im Obergeschoss auch durch einen Gang verbunden sein – was für die künftige Nutzung durch die Stadtverwaltung ein erheblicher Vorteil ist. „Außerdem ist es der einzige der Entwürfe, der die historische Architektur des Rathauses aufgreift“, erklärte Bürgermeister Bernhard Knuth. Die Bänder und Sockel des Verwaltungssitzes setzen sich in modifizierter Form an dem Neubau fort, auch die Sprossenfenster finden sich wieder, wenn auch die Fenster des neuen Gebäudes wesentlich höher sind. Auch die Geschosshöhe entspricht der des Rathauses, sodass durchaus repräsentative Räume entstehen.
Zwar gab es im Vorfeld die Überlegung, das Rathauseck auch in Zukunft einfach frei zu lassen, allerdings hat es vonseiten der Stadtkontor GmbH und anderen Planern die ausdrückliche Empfehlung gegeben, die Lücke zu schließen. Zudem würde das Land in diesem Falle auch für einen Neubau Städtebaumittel zur Verfügung stellen. Eine Voraussetzung ist allerdings eine hundertprozentige kommunale Nutzung. Für die Verwaltung ergibt sich dadurch die Möglichkeit, das Raumkonzept des Rathauses auch langfristig anzupassen – denn spätestens mit der weiteren Entwicklung der Beelitzer Heilstätten als Wohnstandort wird die Einwohnerzahl steigen. Und damit auch der Personalbedarf in der Stadtverwaltung.
Erste Überlegungen sehen vor, im Erdgeschoss, das von der Berliner Straße aus durch den Haupteingang erreichbar ist, das Einwohnermeldeamt unterzubringen. Durch das helle und verglaste Foyer gelangt man auch auf den Innenhof. Ein weiterer Raum stünde als Briefwahllokal zur Verfügung. Im zweiten Geschoss gibt es ausreichend Platz für die Büros der Kämmerei, die dann komplett hier untergebracht werden soll. Zudem könnte auch ein Bereich für den Landkreis zur Verfügung gestellt werden. Der möchte nach der geplanten Zusammenfassung der Kreisverwaltung an zwei Standorten – Bad Belzig und Beelitz Heilstätten – Service-Center in den Mittelmark-Kommunen einrichten, um für die Bürger erreichbar zu bleiben. Im Obergeschoss schließlich könnten Aufenthalts- und Besprechungsräume für die Verwaltung entstehen. Beides fehlt im Moment gänzlich im Rathaus. Das komplette Haus soll barrierefrei erreichbar werden, ein Fahrstuhl ist Teil der Planungen. Im Obergeschoss werden sich dann auch die öffentlichen Toiletten befinden sowie ein Wickelraum.
Die Entwürfe des Planungswettbewerbes, der komplett aus Städtebaumitteln finanziert wurde, werden in den nächsten Wochen im Obergeschoss des Rathauses, Berliner Straße 202, zu sehen sein. Die Ausstellung wird am morgigen Mittwoch um 14 Uhr eröffnet.
(Thomas Lähns)
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