Glindow. Die Grafikerin und Plastikerin Carmen Stahlschmidt aus Oppenheim sah gestern Vormittag aufgeregt vom Rundgang des Hoffmannschen Ringofens in der Glindower Zieglei zu, wie Brennmeister Jens Zwiezscher Ziegel um Ziegel von der Mauer zur Brennkammer entfernte, in der ihre Fontane-Büste gebrannt worden war.
„Es ist ein für mich fremder Ofen“, erklärte sie ihre Aufregung, „da weiß ich nicht, ob es nicht Risse im Ton gibt.“
Als die Brennkammer frei war, sah man zunächst nur einen umgestürzten Ziegelstapel. „So etwas kommt immer mal vor“, erklärte der Geschäftsführer der Neue Ziegel-Manufaktur Glindow GmbH, Harald Dieckmann, den Anwesenden. Oft reichen die kleinste Ungenauigkeit oder der geringste Luftzug aus, um die Lage des Brennguts zu verändern. Dieckmann verwies auch darauf, dass Fontane den Ofen als Sparofen beschrieb. Er kam mit weniger Energie als seine Vorgänger aus:
„Das ist der Grund, warum sich der Hoffmannsche Ringofen so schnell über die ganze Welt verbreitete.“
Dann die Erleichterung. Die Fontane-Büste stand auf der anderen, nicht eingestürzten Seite der frisch gebrannten Ziegel. Nur etwas Staub musste Zwiezscher noch entfernen. Dann war die Büste bereit zum Abtransport in die Petzower Kirche. Dort wird das Kunstobjekt Bestandteil der Ausstellung „Fontane+“ sein, die am 30. Juni 2019 um 14:00 Uhr eröffnet werden wird.
Die Ausstellungseröffnung ist Teil der zentralen Festveranstaltung zu „Fontane am Schwielow“. Neben der Büste werden auch Stoffbanner von Stahlschmidt und Fotografien von Andriotta A. Wodak zu sehen sein, die ebenfalls bei der Herausholung der Büste dabei war. Dazu wird Hildegard Enders spielen und liesen, wie Kurator Frank W. Weber berichtete. „Wir wollten Fontane einmal ganz anders erlebbar machen“, sagte Weber. „Fontane+“ meint, Fontane und etwas Besonderes dazu.
Für die Büste hatte sich Stahlschmidt extra 80 Kilogramm Glindower Ton nach Oppenheim bringen lassen:
„Das war mir ganz wichtig, den Ton von hier zu verwenden.“
Hintergrund ist, dass sich Fontane selbst sehr ausführlich über das Brennen von Ton in Glindow geäußert hat. Insgesamt fünf Tage, schätzte die Künstlerin, hat sie an Fontanes Büste gearbeitet:
„Natürlich nicht hinter einander, der Ton musste zwischendurch immer wieder trocknen.“
Neben der jetzt gebrannten Büste hat sie noch zwei weitere angefertigt, als Reserve. Bei hohlen Büsten kann es während des Brennvorgangs leicht zu Rissen kommen. Zwei Wochen blieb die Büste insgesamt in dem Ringofen. Der Brennvorgang selbst dauerte 24 Stunden. Für drei Stunden wurde der Ton 1070 °C ausgesetzt.
Stahlschmidt hatte sich außerdem extra noch einmal mit dem berühmten Schriftsteller beschäftigt und in seinen Texten gelesen. Für ihre Büste hat sie sich für eine Kombination aus dem Abenteurer Fontane und dem gealterten Schriftsteller Fontane entschieden. Die Büste ist nach der Ausstellung käuflich erwerbbar.
Vita Carmen Stahlschmidt |
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1956 |
geboren in Trier |
1978-83 |
Studium der Kunsterziehung in Mainz |
1987-88 |
Aufenthalt in Paris. Radierung und Zeichnung bei M. Chot-Plassot |
1996-99 |
Aufenthalt in Grenole, Atelier Elag |
ab 2008 |
plastisches Arbeiten bei E. Linke |
Lehrtätigkeit im Bereich Zeichnung und Skulptur (Kunsterz.-Fortbildung in BW, Kunstvereine, Schulen RLP, Linke-Stiftung, privat) |
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Sonstiges |
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1986 |
Eisenturmpreis der Stadt Mainz |
2006 |
Katalog aus öffentlichen Fördermitteln |
2004 und 2008 |
Stipendium Montpellier (St. Mathieu) |
2009 und 2011 |
Stipendium Kunstförderverein Donnersbergkreis „Ländliche Begegnungen“ |
2010 |
Katalog Schwarz und Rot zur Ausstellung in Montpellier |
Ausstellungen 2017 (Auswahl)
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Einweihung der Kunst-am-Bau zum Rathaus der VG Osthofen. 12 Zeichnungen auf Polyester – 500x150cm) in der evang. Kirche Jugenheim zur 1250 – Jahrfeier. Vernissage einer Skulpturenausstellung in Dirmstein (Beteiligung). Einladung zum Pleinair in Werder(Havel). „Kunst in der Stadt“ Mainz Römerpassage. Ausstellung in Guebwiller im Musée Théodore Deck. Bau einer analemmatischen Sonnenuhr (hoffentlich Fertigstellung) in Vollmersweiler. |
2016-2010 |
Einladung zu „Les Vendémiaires“ Saint Mathieu (Montpellier) / Einladung zu „Vereinigung Pfälzer Kunstfreunde“ in Mussbach/ Kunst am Bau Grundschule Hahnheim / Kunst am Bau Rathaus Ribnitz-Damgarten / EKV regionale Künstlermitglieder des KSB Berlin e.V. / Akademie der Wissenschaften Mainz Ausstellungsprojekt „tierisch- menschlich“ / Galerie Mainzer Kunst: Natur pur/ Werder-Havel Stadtgalerie (Linke+Stahlschmidt)/ Bildhauersymposion Hemsbach/Pfälzische Sezession Speyer/ Hofgut Guntershausen/ Metall und Form Heidelberg/ Bruckner-Projekt Katharinenkirche Oppenheim/KSB Krieg und Frieden, UferHallen Berlin/Marcigny – La Maison d’Art Bourgogne du Sud/ Ingelheim, EKV „Die Kunst der Zeichnung – The Art of Drawing“/ Pleinair Werder-Havel/Erlöserkirche MZ-Kastel – Galerie Mainzer Kunst/ Teilnahme „Figurativ, Skulptur in Keramik“ Keramikmuseum Westerwald/ Teilnahme Bildhauersymposium Eisenberg/ Pfälzische Sezession Germersheim/ Teilnahme am Bildhauersymposium Hemsbach/ Teilnahme Güstrow Wollhalle/Rockenhausen Kahnweilerhaus/Schumann-Projekt Zwickau Galerie am Dom/ Ausstellung Maison de Heidelberg in Montpellier/Maison de France Mainz: Satie Projekt „Kunst, Musik, Literatur“/ Landtag Rheinland-Pfalz, Mainz „Himmel Erde“ |
Zahlreiche Arbeiten in öffentlichem Besitz. Mitglied im „Künstlersonderbund in Deutschland e.V.“, Mitglied im BBK, Essenheimer Kunstverein , Pfälzische Sezession, Kunstverein Donnersbergkreis |
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