Diana Krüger, Maxi Weber, Anke Weber, Ingrid Rochlitz, Kleine Kunstscheune Kanin, Kanin

52 mal Zauche, Teil 10: Die vier Frauen von der “Kleine Kunstscheune Kanin”

Die Menschen

Anke und Maxi Weber, Ingrid Rochlitz und Diana Krüger haben sich über die Malerei gefunden. Seit etwa zwanzig Jahren malen sie gemeinsam, zunächst bei Oda Schielicke in Caputh, seit fünf Jahren auf sich selbst gestellt in Kanin.

Anke Weber
Anke Weber

Anke Weber aus Fichtenwalde, Jahrgang 1964, ist gelernte Dekorateurin. In diesem Zusammenhang wurde sie auch als Plakat- und Schriftmalerin ausgebildet. „Ich hatte schon immer gemalt, auch als Kind“, erklärt sie ihre Berufswahl. Als die Wende alles durcheinander wirbelte und sie ihren Job verlor, fing sie als Fleuristin mit einem eigenen Blumengeschäft in Fichtenwalde an. Seit nunmehr 25 Jahren betreibt sie dieses Geschäft. Als sie sich wieder intensiver mit der Kunst beschäftigen wollte, besuchte sie die Kurse bei Schielicke. Ihre Tochter Maxi nahm sie von Anfang an mit. „Ich war das einzige Kind dort“, sagt diese und hatte offensichtlich kein Problem damit.

Maxi Weber
Maxi Weber

Maxi Weber, 30 Jahre alt, kam so schon in jungen Jahren zur Kunst und konkret zur Malerei. Beruflich sorgt sie als Greenkeeper beim Golf- und Country Club Seddiner See dafür, „dass der Ball rollt.“ Zuvor hatte die gelernte Zierpflanzengärtnerin in einer Schmetterlingsfarm an der Ostsee gearbeitet:

„Aber bald wollte ich wieder in die Heimat, nach Hause.“

An ihrem jetzigen Job gefällt ihr die Vielfalt der Aufgaben. Es wird nicht einfach nur der Golfrasen gepflegt, sondern es werden auch Wiesen, Auen und sogar kleine Wälder angelegt. Neben dem Malen schreibt sie, „aber nur so für mich“, und interessiert sich für Geschichte. Es sind vor allem wie auf ihren Bildern Fantasie-Visionen:

„Was ich male schreibe ich auch, und umgekehrt.“

Außerdem fertigt sie gern Schmuck an.

Ingrid Rochlitz
Ingrid Rochlitz

Ingrid Rochlitz aus Caputh, Jahrgang 1962, hatte bereits mehrere Berufe. Ursprünglich gelernt hat sie Zootechnikerin. „Ich war so richtig im Kuhstall“, sagt sie, „und habe Kühe gemolken, bis 1996.“ Auch bei ihr erzwang die Wende eine neue berufliche Orientierung. Sie ließ sich zum Maler und Lackierer umschulen. In dieser Männerdomäne – „Ich war tatsächlich lange die einzige Frau.“ – blieb sie bis 2014. Seit sie gesundheitliche Probleme zwangen, den Beruf aufzugeben, arbeitet sie als Küchenhilfe. Befragt zu ihren Hobbys zählt sie gleich mehrere auf. Neben der Malerei ist es die Liebe zu Tieren, Backen und Kochen, Handarbeiten aller Art und das Basteln mit Perlen.

Diana Krüger aus Caputh, Jahrgang 51, hat bis zu ihrer Rente als Kindergärtnerin gearbeitet. Auch bei ihr brachte die Wende Veränderungen mit sich:

„Ich musste eine Angleichungsqualifizierung machen.“

Danach durfte sie Kinder und Jugendliche von null bis 18 Jahren betreuen. In der Kinderkrippe, im Kindergarten und im Hort musste sie auch künstlerisch Kreativ sein. „Zum Abschied habe ich den Krippenkindern immer ein selbstgemaltes Bild geschenkt“, freut sie sich noch heute über die kleine, nette Geste. Sehr gern verknüpft sie ihr anderes Hobby, die Fotografie mit der Malerei:

„Wenn wir unterwegs sind, sagt man mein Mann immer, wenn du ein tolles Motiv siehst, dann halten wir an.“

Später nimmt sie die Fotos als Malvorlage. „Aber natürlich nehme ich mir künstlerische Freiheiten“, sagt sie und zeigt ein Foto und das zugehörige Bild. Außerdem macht sie gern Handarbeiten und arbeitet mit Speckstein und mit Holz:

„Besonders das Schleifen macht mir Spaß, das Anmalen weniger.“

Ihr Mann hat ihr extra eine Dekupiersäge geschenkt.

Der besondere Ort

Kleine Kunstscheune Kanin, Kanin
Kleine Kunstscheune Kanin

Viele Maltechniken lernten die Frauen bei Schielicke kennen. „Einmal sollten wir ein Baby malen“, erzählt Anke Weber und ergänzt, „da schwitzt man Blut und Wasser.“ Inzwischen beherrschen sie eine große Bandbreite an Maltechniken. Sie arbeiten mit Pastell, Öl, Acryl, Aquarell, Feder und Tusche. Gern fertigen sie Collagen oder arbeiten mit Ton und Holz. „Mal spachteln wir auch ein Bild“, ergänzt Anke Weber, „oder arbeiten mit der Klatschtechnik.“ Bei letzterer werden kleine Tafeln mit Farbe auf das Bild geklatscht und wieder abgehoben. Inzwischen eigenen sie sich vieles selbst an. „Im Internet kann man viel lernen“, findet Rochlitz. „Natürlich gucken wir uns auch Sachen bei anderen ab, vor allem untereinander“, ergänzt Anke Weber.

Kleine Kunstscheune Kanin, Kanin
Kleine Kunstscheune Kanin

Der Lohn der eigenen Kreativität und der großen Anstrengungen sind zahlreiche Ausstellungen, z.B. im Gildehaus in Caputh, im Rathaus in Ferch, im Hans-Grade-Haus in Fichtenwalde und im Ärztehaus Beelitz. Regelmäßig sind sie auch beim Kunst- und Handwerkermarkt in Beelitz dabei. „Auch bei Regen und Hitze!“, wie alle vier betonen.

Inzwischen gestalten sie eigenen Ausstellungen auch in ihrer Kleinen Kunstscheune Kanin. Denn als Schielicke von Caputh nach Werder zog, war das für die Frauen zu weit zu fahren. Sie vermissten außerdem die Gemütlichkeit der bekannten Künstlergruppe. Da traf es sich gut, dass Maxi Weber inzwischen ein Haus in Kanin gekauft hatte. Ein Haus aus dem Jahr 1876 und mit viel Charme. „Seitdem renovieren wir“, sagt Maxi Weber. In der alten Waschküche richteten sich die vier Frauen ihren ganz privaten Malraum ein. Regale wurden aufgestellt und eine Heizung eingebaut. Hier treffen sie sich wie früher:

„Der Dienstag Abend ist bei uns allen fest eingeplant.“

Kleine Kunstscheune Kanin, KaninDie Scheune nebenan ist jetzt kalt, ungemütlich und vollgestellt. Nur die Leisten an den Wänden deuten auf ihre zweite Bestimmung hin. Sobald wieder eine Ausstellung ansteht, verwandelt sich die Scheune in eine kleine Galerie. „Sogar 130 Bilder, große und kleine, haben wir hier schon präsentiert“, erzählt Maxi Weber. Rochlitz ergänzt:

„Die Leute staunen dann immer über das Ambiente.“

Anke Weber, Kleine Kunstscheune Kanin, Kanin
Anke Weber

Der Schweinestall nebenan – man sieht sogar noch den Trog – wird inzwischen als kleines Café genutzt und, wie die Frauen berichten, sehr gut angenommen. Sogar so gut, dass inzwischen immer wieder mal jemand alte Sachen als Dekoration vorbeibringt. Eine Milchkanne, ein Spinnrad oder Geräte zum Schlagen der Sahne. „Ich staune immer wieder“, sagt Maxi Weber, „wieviele Sachen man ohne Strom machen kann.“

Wer die Kleine Kunstscheune Kanin einmal selbst erleben möchte, der kann am 4. und 5. Mai jeweils ab 13 Uhr an dem dunkelroten Haus mit der Nummer 4 in Kanin die kleine metallene Glocke am Tor bedienen. Die Frauen nehmen wie in den letzten Jahren wieder am Tag des offenen Ateliers teil. Weitere Gelegenheit bietet sich von Juni bis September jeden 1. Sonntag im Monat von 13 bis 17 Uhr.

Artikelfoto, v.l.n.r.: Anke Weber, Ingrid Rochlitz, Diana Krüger, Maxi Weber

Die drei Fotos der Kleinen Kunstscheune Kanin stammen von dieser selbst.

Die Reihe “52 mal Zauche” wird gemeinsam mit der “BRAWO/Ausgabe Bad Belzig” publiziert und stellt Menschen und ihre besonderen Orte vor Jetzt alle Artikel lesen!

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