Langerwisch. Mitte August konnte Annabell Krohn ihren 20sten Geburtstag feiern. Die ehemalige Sprecherin des Kreisschülerrates ist schon mit 15 Jahren bei der Jugendorganisation der FDP, den Jungen Liberalen eingetreten, ein Jahr später in die Partei selbst. Heute ist sie Vorsitzende der Jugendorganisation in Potsdam/Potsdam-Mittelmark. Krohn wohnt in der Stadt Teltow und studiert an der Humboldtuniversität Berlin Jura. Ihre Großeltern wohnen in Treuenbrietzen, deshalb fühlt sie sich der ländlichen Region in ihrem Wahlkreis verbunden. Besonders freut sie sich über die Unterstützung ihrer Eltern im Wahlkampf. Mitten im Wahlkreis, in dem Michendorfer Ortsteil Langerwisch sprach Zauche 365 mit der jungen Politikerin.
Andreas Koska: Annabell Krohn, Sie sind 20 Jahre jung, studieren Jura an der Humboldt Universität Berlin, wohnen in Teltow und kandidieren als Direktkandidatin für die FDP im Wahlkreis 18. Eine junge Frau, politisch interessiert und deshalb spannend zu fragen, weshalb tun Sie sich das an?
Annabell Krohn: Wenn man jemand ist, der etwas verändern möchte, dann glaube ich, fällt das ganz einfach, sich so etwas anzutun. Und wenn man politische Themen hat, die man voranbringen möchte, dann nimmt man gerne die Zeit in Kauf und sagt, ich habe die Idee und möchte sie umsetzen, und dann tut man sich das an.
Andreas Koska: Sie sind in der Familie politisch sozialisiert worden. War das einer der Auslöser? Seit wann sind Sie dann in der FDP?
Annabell Krohn: Ich bin in die FDP kurz nach meinem 16. Geburtstag eingetreten. Und wie gesagt, dadurch, dass meine Familie schon immer politisch diskutiert hat, mit mir auch sehr offen über politische Themen gesprochen hat, war für mich eigentlich immer klar, dass ich mich irgendwann politisch engagieren werde. Wenn man etwas machen will, dann schaut man sich die Parteien an. Ich habe mir dann auch die Zeit genommen, verschiedene Parteiprogramme gelesen, und dann fiel mein Blick relativ schnell auf die FDP. Und ja, dann bin ich eingetreten, und ich habe meine Entscheidung bisher nicht bereut.
Andreas Koska: Das hört sich gut an. Jetzt kandidieren Sie für den Landtag. Welche Ziele würden Sie gern im Landtag bearbeiten? Wo würden sie aktiv werden? Und was würden Sie gerne erreichen?
Annabell Krohn: Ich habe mir diese Frage natürlich ganz am Anfang auch erst einmal gestellt. Okay, was macht man denn? Oder was möchte man denn überhaupt machen? Und da habe ich mir gedacht, okay, ich nehm mir nicht zu viele Ziele vor, sondern genau zwei Ziele, die aber auch nicht einfach zu erreichen sind. Deshalb reicht das auch, dass das nur zwei sind.
Das erste Ziel ist, dass ich möchte, dass Brandenburgerinnen und Brandenburger stolz sein können auf die Ausbildung, die sie in Brandenburg genossen haben. Ich bin selber so jemand. Ich habe meine schulische Bildung in Brandenburg genossen und ich bin auch stolz darauf, ein Brandenburger Abitur zu haben. Doch gerade, wenn man mit Leuten aus anderen Bundesländern in Kontakt tritt, dann wird das immer so ein bisschen runter dekliniert. Na ja, Brandenburg. Das ist einfach so. Aber einerseits finde ich nicht, dass wir ein einfaches Abitur haben. Andererseits möchte ich nicht, dass das so wahrgenommen wird. Aber im aktuellen Bildungstrend sind wir wieder um einen Platz abgerutscht. Wir können nicht davon sprechen, dass wir eine sehr gute Bildung haben. Das haben die Brandenburgerinnen und Brandenburger deutlich anders verdient. Man kann dann natürlich sagen, das liegt am Osten. Doch Sachsen und Thüringen sind führende Bildungsländer. Es liegt also an Brandenburg. Und deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass wir eine gute Bildung haben, dass wir eine gute Ausstattung haben. Letzter Platz in der Digitalisierung, das ist definitiv nicht der Anspruch, den wir haben sollten. Und ich denke, da braucht es auf jeden Fall frischen Wind. Das sehe ich für die FDP und auch mich als Person als Möglichkeit, frischen Wind in die Debatte reinzubekommen.
Und mein zweites Ziel – jetzt kommt der große Themenbreak – ist die Pflege. Ich möchte, dass ältere Menschen in Brandenburg sagen können: Ja, hier kann ich sicher alt werden und hier kann ich auch ohne Ängste alt werden. Weil aktuell ist das Problem, dass ganz viele Leute nicht wissen, wie soll ich das denn später machen?
Wir investieren oft in Beratungsstrukturen viel Geld rein. Aber es fehlt nicht an der Beratung, es fehlt an der Umsetzung. Wir haben zwar den Pakt für Pflege, aber für die Pflege ist das nicht ausreichend. Da muss definitiv nachgeschärft werden, so dass wir am Ende sagen können, dass wir sichergestellt haben, dass die Menschen auch in ihrem Ort wohnen bleiben können. Ich habe selbst in der Familie erlebt, dass der Umzug in Stadt kam, und dass dann auf einmal die stationäre Pflege als letztes Mittel kam. Auch da haben wir aber nicht ausreichend Plätze. Wir selbst hatten damals Glück.
Ich habe auch an dem Programm von der “Pflege vor Ort” bei mir in der Kommune mitgearbeitet, und da kommt man mit ganz vielen Leuten in Kontakt. Ganz viele haben Angst, haben Sorge, sie wissen nicht, wie sie versorgt werden sollen. Das ist mir eine Herzensangelegenheit, den Leuten sagen zu können, ja, wir tun alles, damit sie versorgt werden. Und wenn ich sagen kann, wir haben sichergestellt, sie zu versorgen, dann bin ich glücklich. Das wird nicht einfach. Die Situation im Pflegemarkt ist schwierig, und das werden definitiv harte Jahre. Aber ich möchte das angehen, damit wir eine langfristig sichergestellte Versorgung haben.
Wenn ich diese beiden Ziele erreiche, dann bin ich wunschlos glücklich. Wenn die Leute sagen, ich weiß, was ich im Alter mache. Oder wenn ich mit den Leuten rede, die gerade einen Zehnte-Klassen-Abschluss oder auch das Abitur in Brandenburg machen, und die sagen, wir fühlen uns hier glücklich mit unserem Abitur. Wenn sie nach Berlin oder nach Bayern kommen und sagen, ich habe ein Brandenburger Abitur, und alle sagen, wow, Brandenburg Abitur!
Andreas Koska: Man merkt, dass sie dafür brennen. Ihre Augen leuchten und man merkt, dass sie da voller Energie in die Themen einsteigen wollen und sie auch vertiefen werden. Jetzt kandidieren Sie im Wahlkreis 18, der recht groß ist und tatsächlich vom erweiterten Speckgürtel bis in die Peripherie an die Grenze Sachsen-Anhalts reicht. Wie gut kennen Sie Ihren Wahlkreis? Und was würden Sie gern für den Wahlkreis erreichen?
Annabell Krohn: Ich kenne den Wahlkreis gut, obwohl ich nicht sagen würde, dass ich jede Ecke kenne, denn es ist ein sehr großer Wahlkreis. Und da bin ich dann auch immer noch manchmal überrascht und sage, ach, das zählt auch zum Wahlkreis. Wenn man sich das so auf der Karte ansieht, dann glaubt man, es ist einer der größten Wahlkreise, mit dörflichen Strukturen. Und dann ist natürlich ein sehr wichtiges Thema, das den Wahlkreis betrifft, die Infrastruktur. Jeder soll die Möglichkeit haben, mit dem Auto zu fahren, aber es soll seine Möglichkeiten sein und nicht seine Verpflichtung, weil der ÖPNV einfach nicht da ist. Da muss definitiv nachgebessert werden.
Was die digitale Ausstattung angeht ist Potsdam-Mittelmark doch ziemlich gut dabei. Auch wenn ich mich an meine Zeit als Kreisschülerrat erinnere, waren die immer im Verhältnis zu anderen Landkreisen gut vorne mit dabei. Daher will ich das hier gar nicht als primären Punkt sehen, sondern die pflegerische Versorgungsstruktur. Das ist Im Landkreis teilweise eine Katastrophe. Wenn jemand Dienst hat, der kann machen was er will. Man hört manchmal von Preisen, die die Pflegeanbieter aufrufen, die sind jenseits von Gut und Böse. Das wäre auf jeden Fall neben der Infrastruktur, die auch kommen muss, sehr wichtig.
Andreas Koska: Dann viel Erfolg dabei. Vielen Dank für das Gespräch.
Annabell Krohn: Vielen Dank!
(Annabell Krohn ist Kandidatin der FDP für den Brandenburger Landtag im Wahlkreis 18 (Beelitz, Bad Belzig, Michendorf, Seddiner See, Treuenbrietzen, Mühlenfließ, Niemegk, Planetal, Rabenstein/Fläming, Schwielowsee, Wiesenburg))
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