Borkwalde, Borkheide. Und wieder blicken uns wenig bekannte Gesichter der Direktkandidaten von den Laternen an, meist flankiert von den Spitzenkandidaten der zur Landtagswahl am 22. September antretenden Parteien. Die einen sagen was sie wollen, die anderen, was sie nicht wollen. Aber es fragt niemand, was eigentlich die Wähler wollen, die am vierten Sonntag im September abstimmen sollen. Wir haben es versucht und das Gespräch mit drei Seniorinnen gesucht – und drei durchaus unterschiedliche Ansichten erhalten.
Renate Müller aus Borkwalde ist mit ihrem inzwischen 80 Jahre währendem Leben zufrieden. Aus einem kleinen Wintergarten blickt sie in ihren Garten. Sie ist seit über 60 Jahren verheiratet und immer noch glücklich. „Insgesamt sind wir zufrieden“, sagt sie auch deshalb. Die große Politik, egal ob Bund oder Land, berührt sie eher weniger, ihre Wünsche sind lokal verortet.
Der Ausbau der Borkwalder Sandstraßen gehört sicher dazu. Allerdings ist ihr klar, dass sie die 90 Prozent Ausbaubeteiligung nicht leisten will. Wünschen würde sie sich einen Grundversorger. Borkwalde ist in den letzten Jahren stark gewachsen, einen Einkaufsmarkt gibt es aber immer noch nicht. Auch andere Versorger fehlen, so zum Beispiel eine Poststelle, obwohl diese in dem Ort inzwischen verpflichtend wäre, da Borkwalde über 2.000 Einwohner hat. Die aktive Dame, die beim Seniorentanz dabei ist und auch sonstige Angebote gern wahrnimmt, würde sich auch etwas mehr Seniorenarbeit vor Ort wünschen und hofft, dass im neuen Gemeindezentrum mehr angeboten wird.
Als ehemaliger Gastronomin fehlt ihr ebenso eine Gaststätte in der Waldgemeinde. Bis vor einigem Jahren gab es drei Angebote. Die Wirte haben jedoch alle, aus unterschiedlichen Gründen, aufgegeben. Renate Müller sieht in den Wünschen jedoch eher ein Luxusproblem, denn sie ist zufrieden. Übrigens ist Frau Müller Mitglied der Lokalen Aktionsgruppe Fläming-Havel und engagiert sich sowohl für die Region als auch für Begegnungen mit Partnern in Polen und der Slowakei.
Ein Jahr älter ist Renate Bressel. Seit 15 Jahren leitet die ehemalige Borkwalder Gemeindevertreterin die Interessengruppe Borkwalder Senioren. Kümmert sich um Treffen, organisiert Ausflüge und vor allem die alljährliche Weihnachtsfeier. Renate Bressel hat Angst und diese Angst teilt sie mit ihrer Seniorengruppe. „Einige von uns haben noch den 2. Weltkrieg erlebt, wissen, wohin uns die braunen Machthaber geführt haben, und haben die Folgen zu spüren bekommen, sie wollen es nicht mehr und sehen tatsächlich in der AfD eine Wiederholungsgefahr“, sagt die Seniorin.
Sie ist sonst ein sehr positiver und fröhlicher Charakter, hilft den Nachbarn und setzt sich in der Waldgemeinde ein. „Ich wünsche mir von der Politik, dass sie darauf hinwirkt, dass wir friedlich miteinander auskommen und leben, die Politik sollte ausgleichend und nicht trennend wirken“, äußert sie ihren Wunsch. Neben dem genannten Engagement war Frau Bressel auch ein Partner der Polizei als wachsame Nachbarin.
Ruth Zeidler hat lange gegen die Windräder im Wald gekämpft und ist politisch interessiert. Die 75jährige Borkheiderin wünscht sich vor allem eine bürgernahe Politik. „Man sollte auch auf die Stimmungen achten und viel stärker die Wissenschaftler, das Fachwissen in die Entscheidungen einbinden“, ist einer ihrer Wünsche. Allerdings hat Frau Zeidler auch Forderungen an alle. „Natur achten, den ÖPNV verbessern, die Bürokratie abbauen und das Gesundheitswesen muss auf dem Land erreichbar sein“, so ihre wichtigsten Wünsche.
Drei Seniorinnen, drei Ansichten und drei Blicke auf die Politik, es bleibt abzuwarten, ob ihre Wünsche in Erfüllung gehen.
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