Krahne. „23 Tonnen“, rief Heiko Meinke aus seinem Führerhaus. Der Kranführer hatte gerade seine Arbeit erledigt und den „Roten Stein“ aus seiner Kuhle herausgehoben und an dem endgültigen Platz am Wanderweg zwischen dem Zauche-Dorf und dem „Blauen Stein“ abgelegt. Seine Instrumente zeigten ihm das Gewicht an. Kurz zuvor wurde noch darüber spekuliert, die auf die Frage des Ortsvorstehers Reinhard Siegel zugerufenen Schätzungen bewegten sich zwischen 16 und 40 Tonnen.

Rund eine halbe Stunde dauerte es, bis der Stein platziert werden konnte. André Siegel befestigte kurz vor 16.00 Uhr am 19. Juni 2024 die Gurte um den Findling. 16.20 Uhr setzte Meinke den Stein sanft wieder ab. Die Befürchtungen der rund 120 Krahner, die sich zum Spektakel eingefunden hatten, dass die Gurte reißen könnten, erfüllten sich nicht. Der Kran der Firma BMK aus Brandenburg hielt ebenfalls dem Gewicht stand.
Über den Fund im September 2022 berichtete Zauche 365 mit folgenden Worten:
„Steinreich ist der karge Boden der Mark, das wissen die Landwirte zu berichten, die aus den gesammelten Steinen große Lesesteinhaufen am Rande der Äcker formen. Genau an so einen Stein dachte der Traktorfahrer der Agrargenossenschaft „Thomas-Müntzer“ aus Krahne als er ein metallisches Geräusch hörte. Die Pflugschar war über einen Stein geschliddert. „Schon wieder“, dachte er fluchend und stieg vom Trecker herab, um den Stein aus dem Wege zu räumen. Wie er feststellen musste vergebens, denn es war kein kleiner Stein, sondern ein Findling. Nach und nach wurden die Ausmaße deutlich. Etwa 2m x 3.50 Meter ist die freigelegte Grundfläche, die jetzt noch sichtbar ist. Denn die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft haben den Stein zwei Meter tief freigelegt, wie weit er im Boden steckt, konnte noch nicht ermittelt werden, es werden sicher ebenfalls mindestens weitere zwei Meter sein.“
Nun kennt man die Ausmaße genauer, der Stein ist 4 x 3,5 x 1,5 Meter groß. Die Hebung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kloster Lehnin und der Agrargenossenschaft ist die letzte Aufgabe des scheidenden Ortsvorstehers Reinhard Siegel. „Wir haben mit unserem letzten Schritt einen ersten Schritt zur neuen Entwicklung geleistet, der neue Ortsbeirat wird die Arbeit sicher fortführen“, sagte Siegel nachdem der Stein abgelegt worden war.
In einem Gespräch mit Zauche 365 erläutert Siegel das Vorhaben:
Heute, am Mittwoch, 19. Juni 2024, wird der „Roter Stein“ gehoben und an einer anderen Stelle wieder aufgestellt. Die Idee dazu hatte der Ortsbeirat. Der Ortsvorsteher Reinhard Siegel erklärt, wie es damals dazu kam.
Andreas Koska: Wie wurde der Stein gefunden?

Reinhard Siegel: Im September ’22 bei Vorarbeiten ist die Agrargenossenschaft mit dem Pflug hängengeblieben. Und dann haben sie versucht, den Stein freizulegen. Wir hätten nicht gedacht, dass er so groß ist. Und dann kam ich dazu und schlug vor, daraus eine touristische Attraktion zu machen, weil wir schon einen „Blauen Stein“ haben. Und die Vorgeschichte mit dem Riesen. Und das wollen wir jetzt vervollkommnen.
Andreas Koska; Das heißt, der Riese hat nicht nur damals den Blauen Stein hierher geschmissen, sondern auch den Roten möglicherweise hinterher?
Reinhard Siegel: So dachte man noch im 17. und 18. Jahrhundert. Später wusste man, dass die Riesen das nicht sein konnten, und das die Eiszeit im Spiel war.
Andreas Koska: Da, wo der Stein jetzt liegt, gibt es eine überdachte Sitzgelegenheit, es wird eine Erklärungstafel dazu kommen und eine kleine Attraktion für Besucher und Krahner erschaffen werden. Eine Aufgabe, die dann der neue Ortsbeirat haben wird?
Reinhard Siegel: Richtig.
Andreas Koska: Und was erhofft er euch davon?
Reinhard Siegel: Wir sind ja genau an dem Wanderweg zum Blauen Stein. Das passt richtig zusammen. Und das ist eine touristische Attraktion, von unserem Riesen, am „Roten Stein“ vorbei bis zum „Blauen Stein“, ein kleiner, rund zwei Kilometer langer Spaziergang. Also herzlich willkommen!
Andreas Koska: Und falls die Gaststätte wieder öffnen sollte, könnte man dort ein erfrischendes Getränk zu sich nehmen.
Reinhard Siegel: So ist der Wunsch.
Andreas Koska: Wunderbar. Da wünsche ich, dass es gelingt.
Reinhard Siegel: Danke.
Dass die Findlinge in Krahne wichtig sind, merkt man am Marborner Platz im Zentrum des Dorfes. Hier steht der „Riese von Krahne“. Er und seinesgleichen sollen der Sage nach von den Briesener Bergen, in denen sie lebten, die Riesensteine auf Krahne geworfen haben. Der Blaue Stein sollte den Kirchturm treffen, verfehlte ihn aber. Daran erinnert eine kleine Tafel an der Riesenskulptur. „Es scheint so, dass der Rote Stein der erste Wurf des Riesen war, der nur knapp den Kirchturm verfehlt hatte, bei dem Blauen fehlte ihm dann die Kraft“, erklärte Siegel lächelnd in seiner kurzen Ansprache.
Neben dem vollständig angetretenen alten Ortsbeirat mit Reinhard Siegel, Jens Perle und Marco Tabbert, war auch das neue Mitglied André Siegel vor Ort. Mit Uwe Brückner, Bürgermeister der Gemeinde Kloster Lehnin, Famulus Oliver Notzke, dem Geistlichen der evangelischen Kirchengemeinde sowie Uwe Weiß, dem Chef der Agrargenossenschaft, sind auch die Verantwortlichen da gewesen. Die Genossenschaft ist der Pächter der Fläche, die Kirche der Eigentümer, und die Gemeinde hat sich an den Kosten der Bergung beteiligt.
Views: 244