Ferch, Museum der Havelländischen Malerkolonie , Magnus Zeller, Helga Helm, Dominik Bartmann

Das Museum der Havelländischen Malerkolonie erinnert an den Jahrhundertkünstler Magnus Zeller

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Ferch. Am kommenden Sonnabend um 11 Uhr eröffnet das Museum der Havelländischen Malerkolonie in Ferch eine ganz besondere Ausstellung. Unter dem Titel „unbeirrt durch den Wechsel der Ströme“ erinnert es an den Maler Magnus Zeller (1988 bis 1972), den selbst viel mit dem Schwielowsee verbindet, da er ab 1937 in Caputh wohnte und arbeitete.

Die Ausstellung ist eine eher seltene Gelegenheit, dem Künstler zu begegnen. Eine letzte große Respektive gab es anlässlich des 30. Todestages im Stadtmuseum Berlin. Damals konnten erstmals die Zeller-Werke aus dem Westen (vor allem das Frühwerk) und aus dem Osten (Spätwerk) zusammen ausgestellt werden. Der damalige Kurator Dominik Bartmann hat auch die jetzige kleinere Ausstellung kuratiert.

Beide Ausstellungen basieren auf einem umfangreichen Werkverzeichnis, das die Tochter Zellers, Helga Helm, anfertigte. Es umfasst 404 Ölgemälde, 635 Aquarelle, 602 Zeichnungen, 88 Radierungen und 60 Lithografien. Helm hatte auch jetzt gemeinsam mit Steffie Marquardt, die sich beim Museum engagiert, die Initiative zur Ausstellung ergriffen. Aber auch die nächste Generation beteiligte. Enkelin und Restauratorin Katrin Ziems hat einige Werke wieder hergestellt.

Aufgehängt wurden die Bilder durch die Ausstellungsgestalter Freybeuter um Björn Gripinski aus Groß Kreutz. Sie hatten das Haus des Museums schon als Baustelle betreut. Für die jetzige Ausstellung haben sie sich einen kleinen Trick einfallen lassen. Damit man nicht zuerst den Titel liest und danach das Bild schon voreingenommen betrachtet, haben die Gestalter die Bildtitel und begleitende Texte etwas abseits aufgehängt:

„Erst soll das Bild wirken. Es ist für uns eine Ehre, Magnus Zeller zu präsentieren.“

Für Kurator Bartmann war die Ausstellung eine gewisse Herausforderung:

„Es ist ein schönes, aber begrenztes Haus.“

Nach der Devise „weniger ist mehr“ ist Bartmann trotzdem eine großartige Ausstellung über den „Jahrhundertkünstler“ gelungen, über den „E. T. A. Hoffmann der Mark“. Bartmann konzentrierte sich auf Themen, ohne die Chronologie aus den Augen zu verlieren:

„Es zieht sich etwas Mystisches, Geheimnisvolles durch sein ganzes Werk.“

Dabei bezog Zeller immer Haltung und ahnte viel Unheilvolles wie zum Beispiel den 2. Weltkrieg voraus. Er malte „Der totale Staat“, „Blumen für den Diktator“ mit Totenköpfen statt Blüten, eine überaus düstere „Zukunftslandschaft (50 Jahre später)“, den Zyklus „Christus in der Hölle“ sowie 1914 „Die apokalyptischen Reiter“ und  1964 „Tod auf Raketen“. „Die apokalyptischen Reiter“ werden die Ausstellung dominieren. Unter der Decke sollen sie an einem Balken hängen. Vom oberen Stockwerk betrachtet entfalten sie so eine fast sakrale Wirkung. Bartmann sieht in Zeller einen

„visionären Künstler, der angesichts des Ukraine-Krieges sehr aktuell ist.“

Aber es gibt auch Bilder, die viel mit der Landschaft am Schwielowsee zu tun haben. Überhaupt war Zeller ein vielseitiger und kreativer Künstler. Als er einmal für das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke in einem großen Wandgemälde die Labore malen sollte, empfand er diese als zu steril. Er fragte, ob er auch etwas Eigenes malen dürfe. Das Aquarell dazu – „Alchimistenküche“ – ist in der Ausstellung zu sehen.

Bilder werden immer wieder neu interpretiert, so selbstverständlich auch die von Zeller. Manchmal hat er es selbst gemacht. In dem Bild „Der totale Staat“ hat er mutmaßlich erst nach dem Krieg die Hakenkreuze in die roten Fahnen eingefügt. In dem Bild die „Trauernden“, das auf den erzwungenen Selbstmord von Generelfeldmarschall Erwin Rommel anspielt, fügte er die Figuren von Hitler, Göring und anderen Nazigrößen ebenfalls erst nach dem Krieg hinzu.

Bei dem Bild „Greisenspiele“ geht es selbst seiner Tochter so, dass sich die Sicht auf das Bild mit der Zeit veränderte. Helm erzählt, dass sie früher darin immer alte Menschen sah, die wieder kindisch geworden sind:

„Heute sehe ich Rentner, die frei sind, ihren Vergnügungen nachzugehen.“

Die Ausstellung, die vom 30. April 2022 bis zum 28. August im Museum der Havelländischen Malerkolonie in der Beelitzer Straße 1 in Ferch zu sehen ist, sollte man sich nicht entgehen lassen.

(Artikelfoto: Helga Helm und Dominik Bartmann an dem Gemälde „Die apokalyptischen Reiter“ von Helms Vater, Magnus Zeller)

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