Oberjünne. Wenn die Tür zum ehemaligen Heuboden offen steht kann man die Inschrift: „Museum geöffnet“ lesen. Dann ist jeder Besucher willkommen. Das ist zumindest zwei Mal im Jahr, wenn Betreiber und Besitzer Norbert Fröhndrich zum Museumstag einlädt, der Fall.
Fröhndrich ist Chronist, war Ortsvorsteher von Oberjünne. Unter seiner Leitung wurde 2006 das 225. Jubiläum der Büdnerkolonie begangen. Das Dorf war geschmückt, vor den Häusern wurden alte Gerätschaften aufgebaut, die noch in den Scheunen und auf den Höfen schlummerten. Fröhndrich gab damals eine kleine Dorfchronik heraus, und die Idee einer Dauerausstellung reifte in seinem Kopf.
„Ich baue mir ein Museum“, sagte er zu seiner Frau Veronika, die in der typisch brandenburgischen, stoischen Art „Du spinnst“, entgegnete. Fröhndrich hatte nicht gesponnen, er verfolgte sein Ziel, das er rund fünf Jahre später erreichte. Der Heuboden wurde freigeräumt und damit die erste räumliche Voraussetzung geschaffen. Ein Butterfass, Nähmaschine, Harke, Sense, eine Schulbank und ein Hundewagen bildeten den Grundstock der Sammlung. „Ich habe ein Video von der Eröffnung gefunden, es war kaum was da, aber ich ganz stolz“, lächelt Fröhndrich im Gedanken daran.
Das Museum befand sich auf rund 25 Quadratmetern Fläche. Heute ist der Raum viermal so groß, die Exponate sprengen trotzdem die räumlichen Verhältnisse, „Die Menschen vertrauen mir, sie bringen immer wieder neue Ausstellungsstücke, ich bin baff und begeistert“, berichtet der Enthusiast. Er hat versucht die Tenne thematisch zu ordnen. Wohnen, Hauswirtschaft, Handwerk, Feldarbeit und Schule sind die Themen. So lernt man, dass Stube beheizt war und Kammer nicht. „Ich könnte inzwischen zu jedem Handwerkszweig ein eigenes Museum eröffnen, es sind viele Werkzeuge dazugekommen, bei einigen Geräten weiß ich nicht wofür sie genutzt wurden, da wäre es schön, wenn es mir jemand sagen würde“, appelliert er an die Besucher und Interessierte.
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Fröhndrich liebt sein Dorf. Seine Familie ist seit 1792 in dem ehemaligen Vorwerk von Cammer bezeugt. Das Haus, in dem er wohnt und in dem sich das Museum befindet, wurde 1850 erbaut, wie eine kleine Gedenktafel berichtet, 1998 wurde es umgebaut. Der 63jährige ist jetzt im Ruhestand, und neben der Zeit mit seiner Frau und den Enkelkindern, die er gern gemeinsam verbringt, trifft man ihn häufig in Archiven Die Kirchenbücher hat er schon durchgesehen, die Grundbücher im Brandenburgischen Landeshauptarchiv studiert und auch das Geheime Preußischer Staatsarchiv hat er schon aufgesucht. Jetzt schreibt er die Geschichte der Oberjünnschen Büdner auf. Es zeichnet sich ab, dass es mehr als ein Band wird. Allein die Geschichte der Schüler und der Schule hat schon mehr als 100 Seiten.
Wer sich ein Bild vom Leben in der vergangenen Jahrhunderten in einem kleinen Dorf machen will, sollte unbedingt das Museum besuchen und sich durch Fröhndrich führen lassen. Dann merkt man ihm die Begeisterung für das Thema an, Fröhndrich entführt einen förmlich in die vergangenen Tage und stellt den Bezug zu unserem heutigen Leben her. Ein Erlebnis.
(Artikelfoto: Norbert Fröhndrich im Büdnermuseum in Oberjünne)
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