Daniel Powollik, Karsten Brätz, DAKAtec

Stadt Beelitz: Das Unternehmen hinter den Masken – Wie ein Importbetrieb für Autoteile eine ganze Stadt mit Atemschutz ausstattete

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Stadt Beelitz. Dass Tausende Menschen einer Lieferung entgegenfiebern, erleben Daniel Powollik und Karsten Brätz auch nicht alle Tage. Normalerweise importieren die beiden mit ihrer Firma DAKAtec Fahrzeugteile und versorgen damit vom Beelitzer Gewerbegebiet aus Großhändler in ganz Deutschland. Anfang Mai allerdings, als die Corona-Pandemie ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte, warteten sie nicht ohne Anspannung auf eine Bestellung ganz anderer Art: Mehrere Zehntausend Atemschutzmasken in zwei Containern, welche sie über ihre Geschäftspartner in China für Beelitz bestellt haben.

„Zu der Zeit waren Masken wirklich knapp gewesen, alle haben gleichzeitig in Asien bestellt und dementsprechend eng hatte es ausgesehen – auch beim Zoll“, berichtet Daniel Powollik, der die Einfuhr der Masken koordiniert hatte – größtenteils am Handy und Laptop von zu Hause aus. Denn auch bei DAKAtec war zu jener Zeit zum Teil Homeoffice angesagt. Per Luftfracht war die Bestellung zwar zügig im Land gewesen, allerdings hatte sich die Abfertigung immer wieder verschoben. Über Nacht wurde das begehrte Gut, nachdem es dann endlich eingetroffen war, in der Halle im Gewerbegebiet an der Treuenbrietzener Straße gelagert, ein bisschen unruhig sei man deshalb schon gewesen.

Es war eine Mischung aus Zufall und dem Wunsch, in der Krise zu helfen, der zu dieser Aktion geführt hatte. Bekannte von Daniel Powollik, die in einem Krankenhaus arbeiten, hatten ihm erläutert, wie knapp solche Atemschutzmasken auch im medizinischen Bereich geworden sind – und gefragt, ob er nicht an welche herankommt. Daraufhin telefonierten er und Karsten Brätz die Kontakte in Asien ab – und landeten einen Treffer. Der Bruder eines Geschäftspartners, mit dem der Betrieb schon länger zusammenarbeitet, leitet eine Maskenfabrik in China. Und so erweiterte sich das Portfolio der Firma DAKAtec von Lenkungsteilen und Fahrwerksfedern für PKWs plötzlich um zertifizierte FFP-2– und Einwegmasken. Auch die Stadt hatte man auf die Möglichkeit hingewiesen.

„Ich war unheimlich froh und erleichtert, dass wir diese Möglichkeit bekommen haben“, erinnert sich Bürgermeister Bernhard Knuth:

„Denn dass die Maskenpflicht kommt, darauf hatte einiges hingedeutet. Es ging dann schneller als erwartet, sodass viele sich fragen mussten, woher sie den Mund-Nasen-Schutz bekommen sollen.“

Bei den Fraktionsvorsitzenden hatte er sich telefonisch das Einverständnis geholt, um die Bestellung finanzieren zu können – und erhielt grünes Licht. So konnten jedem Bürger mehrere Masken als Grundstock kostenlos zur Verfügung gestellt werden:

„Wenn man erlebt hat, wie dankbar die Menschen in Beelitz waren, dann kann man nur Hochachtung empfinden für das Handeln dieses Unternehmens, das absolut selbstlos war. Letztendlich konnten auch viele Bürger in anderen Kommunen entlastet werden, die wir weitervermitteln konnten.“

DAKATec hat an der Aktion nicht verdient, die Masken wurden zum Selbstkostenpreis weitergegeben, der Betrieb hatte die Bestellung sogar vorfinanziert.

Wer hinter der Lieferung steckt, darüber war zunächst Stillschweigen vereinbart worden. „Wir wollten vermeiden, dass Leute plötzlich bei uns Schlange stehen“, erklärt Daniel Powollik. Das hätte nichts gebracht, denn das Unternehmen kann nur Großbestellungen ordern und hat nicht das Personal, um Masken auszugeben und zu verkaufen. Zudem ist es ja auch gar nicht das Kerngeschäft von DAKAtec.

Das dreht sich auch weiterhin um Auto-Teile – und läuft gut. Es sind ausschließlich Großhändler, die auf die Unterstützung von DAKAtec zurückgreifen: „Die Händler haben über eine Datenbank einen Überblick über unser Lager, können bestellen was gebraucht wird und sich das jeweilige Teil auf kurzem Wege liefern lassen“, erläutert Karsten Brätz. Während Online-Portale einen riesigen Kundenstamm haben, hat DAKAtec die Teile – und die entsprechenden Verbindungen nach Asien, um immer wieder Nachschub zu beziehen:

„Wir arbeiten dafür mit zertifizierten Firmen zusammen, die auch für die Autohersteller produzieren. Die Ersatzteile sind also keine anderen als jene, die auch in Neuwagen verbaut werden.“

Den Zulieferern halten sie auch die Treue. Während andere Importeure von einem Hersteller zum anderen springen, um immer das günstigste Angebot abzugreifen, setzt man hier auf Verlässlichkeit. Nur so hatte sich überhaupt auch die Chance mit den Masken ergeben. Auch in diesem Bereich hatte es mit Beginn der Krise Händler gegeben, die aufs Geratewohl Großbestellungen in China aufgegeben haben, ohne nach Qualitätskriterien oder Zertifikaten zu fragen. „Viele sind dann auf den Masken sitzen geblieben, weil niemand etwas damit anfangen konnte“, berichtet Daniel Powollik.

Der Garten von DAKAtec

Er und Karsten Brätz hatten bis vor zehn Jahren noch als Angestellte bei einer Firma gearbeitet, dann aber den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Zunächst mussten sie pendeln: Ihr erstes Lager befand sich im Bad Belziger Ortsteil Kuhlowitz, das Büro dagegen in Potsdam. 2015 folgte aufgrund des gestiegenen Auftragsvolumens der Umzug nach Beelitz – zunächst in eine der Kalthallen, bevor drei Jahre später ein eigenes Grundstück Im Schäwe aus dem Bestand der Stadt gekauft und mit einer Halle bebaut wurde. Heute arbeiten hier fünf Leute, ein weiterer ist im Außenbetrieb eingesetzt, einen IT‘ler hat man auch noch im Boot: Es wird eingelagert, katalogisiert, kommissioniert, weiterverschickt. Um sich und den Mitarbeitern auch eine Auszeit von den unzähligen Zahlen, mit denen sie zu tun haben, zu ermöglichen, wurde hinter der Halle ein Garten angelegt. An den Tomaten, Zucchini, Gurken und Kürbissen kann sich jeder Kollege bedienen, sein Frühstück aufwerten und hier draußen durchatmen. Manchmal wird auch gegrillt. Das Menschliche kommt nicht zu kurz – nicht im Firmenalltag, und erst recht nicht in der Krise.

(Thomas Lähns / Artikelfoto: Daniel Powollik (l.) und Karsten Brätz von DAKAtec)

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