Beelitz. Die Eltern von Sonja Güldner waren noch gar nicht lange verheiratet gewesen, als ihrer Mutter ein tragisches Missgeschick passierte: Wahrscheinlich nach dem Händewaschen rutschte ihr der Ehering vom Finger, fiel in die Toilette und war weg:
„Das hat sie mir damals erzählt. Sie war untröstlich, hat den Verlust sogar gemeldet.“
Es muss Ende der 1940er Jahre gewesen sein: Damals lebte Familie Herzog, das war der Mädchenname von Sonja Güldner, in der Mühlenstraße 10 in Beelitz. Sie selbst war noch ein Kind, hatte im gleichen Jahr das Licht der Welt erblickt, in dem ihre Eltern geheiratet hatten: 1940. Dass der Ring jemals wieder auftauchen würde, daran hatte niemand mehr geglaubt.
„Was nicht in Vergessenheit hätte geraten dürfen ging verloren. Geschichte wurde zur Legende, Legende wurde Mythos“, heißt es im Prolog zu Tolkiens berühmter Romantrilogie „Herr der Ringe“. Ein bisschen erinnert die Geschichte des Rings von Margarete Herzog daran. Denn auch ihr Ring ist jetzt wieder aufgetaucht, fast 80 lange Jahre später. Und wie sich herausgestellt hat, war er nie weit weg gewesen.
Hobby-Archäologen, die mit dem Metalldetektor kürzlich auf dem für die Landesgartenschau freigelegten Gelände der alten Wassermühle und in der unmittelbaren Umgebung unterwegs waren, haben allerlei Dinge zutage gefördert, unter anderem einen golden schimmernden Ring, auf dem die Initialen H.H. und das Datum 30.3.1940 eingraviert sind. Zusammen mit anderen Fundstücken ist der Ehering zum Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege nach Wünsdorf geschickt worden, wo man ihn katalogisiert, auf einen möglichen musealen Wert untersucht und dann zurück nach Beelitz geschickt hat.
Hier landete er im Rathaus – und weckte den Forscherdrang im Standesamt. Anhand der wenigen Angaben konnte ermittelt werden, dass Hans Herzog und Margarete Fechner das einzige Paar waren, das sich an jenem Tage, der auf dem Schmuckstück eingraviert worden ist, hat trauen lassen. Im Jahr 1940 war es die 32. Eheschließung, die vorgenommen wurde. Anhand des Melderegisters wurde dann auch klar, dass die beiden Töchter nach wie vor in der Spargelstadt Beelitz leben. Doris Kneller und Sonja Güldner. Letztere ist sichtlich überrascht, dass sie den Ring ihrer Mutter nun wiederbekommt. „Damit hätte ich niemals gerechnet“, sagt sie. Ihre Mutter ist 1996 im Alter von 87 Jahren gestorben, ihr Vater bereits neun Jahre zuvor. Die beiden können die Freude also leider nicht mehr teilen.
Der genaue Fundort des Rings ist die Streuobstwiese in der Treuenbrietzener Straße, direkt neben der Wassermühle, gewesen. Wie er dort hinkam, dafür hat Sonja Güldners Mann Siegfried eine nachvollziehbare Erklärung: Das Abwasser wurde damals aus den Häusern der Altstadt zu einer Pumpenstation in der Mauerstraße, dort, wo sich heute die öffentliche Toilette hinter der Alten Posthalterei befindet, geleitet. Der Klärschlamm wurde von hier aus ausgefahren und auf den Äckern in der Umgebung verteilt. So landete der Ring von Margarete Herzog dann höchstwahrscheinlich dort, wo er Jahrzehnte später gefunden wurde.
(Thomas Lähns / Artikelfoto: Die Nahaufnahme zeigt den Ring.)
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