Lehniner Gespräch, Evangelisches Diakonissenhaus, Lehnin

Anregendes „Lehniner Gespräch“ über regionales ökologisches Handeln und weniger klimaschädliches Verhalten

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Lehnin. Was kann regional konkret gegen den menschengemachten Klimawandel getan werden? Wie kann klimafreundliches Verhalten gefördert werden? Was kann jeder Einzelne tun? Um diese Fragen dreht sich Dienstag Abend das zweite „Lehniner Gespräch for Future“ im Evangelischen Diakonissenhaus. Über 60 Menschen folgen der Einladung ins Elisabethhaus auf dem Gelände des Klosters und werden mit einer gleichermaßen hochkarätigen wie konkreten Debatte belohnt.

Lehniner Gespräch, Evangelisches Diakonissenhaus, Lehnin

Pfarrer Matthias Blume, Lehniner Gespräch, Evangelisches Diakonissenhaus, Lehnin
Pfarrer Matthias Blume

Pfarrer Matthias Blume präsentiert sichtlich stolz die kompetente Moderatorin. Monika Jones von der Deutschen Welle kennt sich in der Thematik hervorragend aus. So moderierte sie u.a. auf dem G-20-Treffen und auf der Klimakonferenz in Madrid. Sie versteht es hervorragend, eine eigene Haltung kenntlich zu machen und doch vor allem den Podiumsteilnehmern Darstellungsmöglichkeiten zu öffnen.

Monika Jones, Lehniner Gespräch, Evangelisches Diakonissenhaus, Lehnin
Moderatorin Monika Jones

Die vier Diskutanten halten sich nicht lange mit allgemeinen Appellen auf, sondern bleiben stets bei dem, was in der Gemeinde Kloster Lehnin, im Landkreis Potsdam-Mittelmark und konkret bei jedem zu Hause oder auf der Arbeit getan werden kann.

Bio-Landwirt Timo Wessels fühlt sich „in der Runde am direktesten betroffen“. Schon aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus hat er bereits den Schritt in die Bio-Produktion und in geschlossene Energiekreisläufe gewagt. In der bisherigen Landwirtschaft muss viel Technik eingesetzt werden, um mit billigen Importen insbesondere aus den USA mithalten zu können. Mähdrescher benötigen aber besonders reines Getreide, was sich nur mit Glyphosat und ähnlichen Mittel erreichen lässt.

„Das kann nicht mehr richtig sein“, sagt Wessels gleich mehrfach. Deshalb hat er seinen Betrieb zum größeren Teil umgestellt. Noch bewirtschaftet er Flächen auch noch konventionell,

„denn Bio war für mich auch ein Experiment, und ich bin auch für die Löhne meiner 50 Mitarbeiter zuständig.“

Zu schaffen macht ihm auch die Trockenheit der letzten Jahre. Nur noch mit Bewässerung kann er ausreichend Futter für seine Tiere produzieren. Um die Biogasanlagen vollständig auszulasten, reicht es trotzdem nicht mehr

Hans-Jürgen Hennig, Lehniner Gespräch, Evangelisches Diakonissenhaus, Lehnin
Geschäftsführer regiobus Potsdam-Mittelmark GmbH, Hans-Jürgen Hennig

Geschäftsführer regiobus Potsdam-Mittelmark GmbH, Hans-Jürgen Hennig, sieht sein Unternehmen „als Teil der Lösung statt Teil des Problems“. Immerhin ist Lehnin, so Hennig, zu einem „zu einem Hotspot des regiobus-Netzes geworden“. Er merkt den Klimawandel bereits ganz konkret:

„Früher waren die Busse im Winter voller. Und im Sommer kommen die Klimaanlagen bei 40 °C an ihre Grenzen.“

Hennig findet:

„Man macht etwas verkehrt, wenn man sich darauf verlässt, das anderswo ein Ausgleich entsteht.“

Sein Unternehmen setzt auf CO2-neutrale Mobilität, auch wenn er gestehen muss, dass sein Unternehmen immer noch auf Primärenergie angewiesen ist. Aus diesem Grunde leistet regiobus Ausgleichszahlungen. Gegenüber einer vollständigen Umstellung auf E-Mobilität ist er vorerst skeptisch:

„Da fehlen noch die Rahmenbedingungen. In Bad Belzig steht gar nicht so viel Elektrizität zur Verfügung.“

Hans-Georg Baaske, Lehniner Gespräch, Evangelisches Diakonissenhaus, Lehnin
Hans-Georg Baaske vom Umweltbüro der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Hans-Georg Baaske vom Umweltbüro der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz weißt darauf hin, dass für den Kampf gegen den Klimawandel „Kopf UND Herz entscheiden“. Aber er sieht sich dabei selbst vor große Herausforderungen gestellt:

„Ich habe nicht gelernt, mich fleischlos zu ernähren.“

Seine zweite Herausforderung ist noch gewaltiger: Er will zur Hochzeit nach Thailand.

„Wie soll ich das machen ohne zu fliegen? Ich bin nicht Greta, die sofort ein Schiff gestellt bekommt.“

Aber er will es versuchen. Es wird wohl ein Abenteuer werden.

Andre Möglichkeiten nutzt er dagegen schon länger. So beteiligt er sich aktiv am jährlichen „Klimafasten“. Dabei nimmt er sich immer eine konkrete, scheinbar kleine Sache vor, um sie auszuprobieren. Im letzten Jahr versuchte er plastikfrei einzukaufen, was sich insbesondere beim Fleischer als Herausforderung herausstellte:

„Aber nach einer Woche hatte ich meine Fleischerin so weit.“

Klar, dass er auch auf die Wasserflaschen aus Plaste verwiest, die die Veranstalter auf den Tisch gestellt haben. Sie geloben Besserung.

In diesem Jahr will Baaske vor 18 Uhr kein Fleisch und keine Wurst essen. Baaske setzt auf eine „Ökoroutine“, die man sich erarbeiten kann, und er fordert ein Semesterticket für alle und nicht nur für Studenten.

„Wenn man es bezahlt hat, will man es auch nutzen.“

Die Klimaschutz-Managerin für den Landkreis Potsdam-Mittelmark, Barbara Ral, stellt das Klimaschutzkonzept des Landkreises mit seinen sieben Handlungsfeldern vor. Sie setzt auf die Jugend, die ja vielfach mit dem Fahrrad unterwegs ist:

„Behaltet eure Gewohnheit bei! Technik ist das eine, der andere Faktor ist der Mensch.“

Als einen Höhepunkt der Veranstaltung zeichnet sie das Diakonissenhaus mit dem Umweltpreis des Landkreises Potsdam-Mittelmark „Blauer Planet“ aus. Für das Diakonissenhaus, das in den letzten Jahren bereits viel für den Klimaschutz getan hat und den CO2-Auststoß deutlich verringern konnte, nimmt Lutz Ausserfeld den kleinen blauen Erdball und die Urkunde entgegen.

Umweltpreis "Blauer Planet", Lutz Ausserfeld, Lehniner Gespräch, Evangelisches Diakonissenhaus, Lehnin
Lutz Ausserfeld nimmt den Umweltpreis “Blauer Planet” entgegen

„Macht euch die Erde untertan“ (1. Mose 1,28)

Die bisher gängige Interpretation, dass der Mensch alles zu seinem Zwecke umgestalten dürfe, hält Hans-Georg Baaske für falsch verstandene Theologie. Dafür führt er zwei Gründe an.

  1. In der Bibel ist der Mensch das letzte, was geschaffen wird. Das bedeutet aber nicht, dass der Mensch die Krone der Schöpfung ist, sondern, dass er von allem abhängig ist, was vor ihm geschaffen wurde.
  2. Es gibt auch eine andere Übersetzung des Wortes, das gewöhnlich mit „untertan machen“ aus dem Hebräischen übersetzt wird. Eine andere lautet: „seinen Fuß auf die Erde setzen.“

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