Winfried Glazeder

Verwandtschaft und Schauspiel – was Winfried Glatzeder mit Beelitz verbindet

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Beelitz. Dieser Tage steht er als Schauspielschüler Eugen in der Komödie „Pension Schöller“ in Beelitz auf der Bühne und sorgt mit einem Sprachfehler für jede Menge Lacher. Außerhalb der Auftritte nutzt Winfried Glatzeder die Zeit mitunter, um ein wenig durch die Spargelstadt zu streifen. Denn der Aufenthalt hier ist zugleich Rückkehr an einen einprägsamen Ort seiner Kindheit.

Der berühmte Schauspieler, der im April seinen 75. Geburtstag feiert, hatte einen Onkel in Beelitz und kann sich noch erinnern, wie er als Zwölfjähriger hier einige Tage verbrachte. „Zwei Dinge hatten meinen Onkel ausgezeichnet: Er war Zahnarzt – und er sammelte Uhren“, erinnert sich Glatzeder. Und ob Dr. Werner, der in der Mühlenstraße wohnte und praktizierte, nun einen Patienten behandelte oder eine seiner wertvollen Objekte reparierte – das Werkzeug war manchmal dasselbe:

„Er mochte uns nicht besonders, weil wir in seinem Uhrenzimmer untergebracht wurden. Meine Mutter sagte, dass bei dem Ticken niemand schlafen kann, und so musste er alle Uhren anhalten.“

Über 60 Jahre ist das jetzt her, und doch kann sich Glatzeder, den die meisten aus Defa-Filmen wie „Die Legende von Paul und Paula“ oder „Der Mann, der nach der Oma kam“ kennen, gut an die Stadt erinnern. „Den Geruch des Konsums im Erdgeschoss habe ich noch in der Nase. Und ich weiß, wie wir durch die Wiesen hinter dem Haus getobt sind“, berichtet er:

„Wenn man älter wird, kommt einem das nicht mehr so weit weg vor, wie es tatsächlich ist.“

Zumal er auch jemanden in Beelitz getroffen hat, der sich ebenfalls noch an seinen Onkel erinnern kann: Fleischermeister Richard Becker, der mittlerweile über 90 ist, war einst bei Dr. Werner in Behandlung. „Er konnte mir sogar eine Goldfüllung zeigen, die er heute noch von ihm hat“, schmunzelt Glatzeder.

Während der Tage in Beelitz – er hat sich ein Zimmer genommen, um nicht pendeln zu müssen – kommt der Schauspieler ins Gespräch mit den Leuten, die ihn natürlich auch erkennen. Aus Film- und Fernsehrollen und durch die Beelitzer Festspiele vor zwei Jahren:

„Was sich seither wieder in der Stadt getan hat, ist wirklich beachtlich. Und die Atmosphäre mit den vielen sanierten Häusern und der Beleuchtung zurzeit ist einfach toll.“

Aufgewachsen ist Winfried Glatzeder in Berlin, wo sein Großvater nach dem Krieg Bezirksbürgermeister wurde und wo er selbst heute lebt. Seine Erinnerungen an diese bewegte Zeit, aber auch die Jahre danach, beim Film, Fernsehen und am Theater, hat er in seiner Autobiografie festgehalten. Mit dem Buch „Paul und ich“, erschienen im Aufbau-Verlag, ist er auch oft auf Lesereisen unterwegs. Beelitz habe ihn immer ein bisschen begleitet, sagt Glatzeder, auch nach der Wende, als die Spargelstände wieder auf den Berliner Wochenmärkten das Edelgemüse von der Nieplitz verkauften.

Pension Schöller
Pension Schöller

Und dann kamen die Beelitzer Festspiele 2017, bei denen die „Pension Schöller“ das erste Mal unter freiem Himmel aufgeführt wurde und ein riesiger Erfolg wurde – auch dank Glatzeders Spiel. Seinem „Eugen“ verleiht er eine bisweilen tragische Note, eine aberwitzige Verzweiflung, die durch den Sprachfehler – er bringt das „L“ nicht über die Lippen – aber wiederum urkomisch wird: „Er nässt mich nicht, er nässt mich nicht, oh sieht er nicht mein Neiden?“, ruft er klagend in Richtung seines Onkels, gespielt von Herbert Köfer, der das schauspielerische Bestreben von Eugen als fixe Idee abtut.

Rund 1400 Mal spielte er die Rolle in dem Stück, das er selbst als „brenzlig“ beschreibt. Denn einige der Akteure, die in früheren Jahren darin spielten, sind mittlerweile verstorben: Edith Hancke, Elisabeth Wiedemann, Friedrich Schoenfelder. „Die Leute sagen ja immer, dass der Tod auf der Bühne der schönste ist“, sinniert Winfried Glatzeder:

„Ich glaube das nicht unbedingt. Aber andererseits ist es auch nicht so erstrebenswert, zu Hause aufs Aquarium zu starren.“

Aber davon ist er weit entfernt. Auch wenn der MDR zum Jahresanfang mit ihm einen Beitrag zum 75. Geburtstag drehen möchte. Auch in Beelitz, in der Mühlenstraße. Das Motto: Legenden:

„Ich habe gesagt, dass ich da mitmache – aber nur, wenn ich danach weiterleben darf.“

Der Schwank „Pension Schöller“ mit Winfried Glatzeder, Herbert Köfer, Achim Wolff und vielen anderen ist noch bis 5. Januar täglich (außer Neujahr) im Deutschen Haus in Beelitz zu sehen. Karten gibt es an der Abendkasse. Zeiten: Täglich um 19.30 Uhr, Silvester 19 Uhr, sonntags um 16 Uhr.

(Thomas Lähns)

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