Die Kulturverwaltungen des Landes Brandenburg haben auch in diesem Jahr wieder in allen vierzehn Landkreisen und in den Städten Potsdam und Cottbus zum Blick in die Ateliers eingeladen. Auch in der Zauche beteiligten sich am letzten Wochenende Ateliers, Galerien und Künstler an der Aktion: in Beelitz-Heilstätten, in Borkheide, in Ferch, in Fichtenwalde, in Fresdorf, in Glindow, in Kanin, in Krahne, in Lehnin, in Petzow, in Trechwitz und in Wildenbruch.
Im Waldparadies Borkheide unweit des Bahnhofs mit seiner Kulturscheune hatten die Eigentümer Klaus Herrmann und Marlies Langrock zwei Fotografen eingeladen. Wie im Vorjahr ist der Käferexperte und Fotograf Ronald Gerhardt dabei. Seine riesigen Käferfotos überraschen durch ihre Tiefenschärfe. „Das schafft man nicht mit einem Foto“, erklärt Gerhardt dazu. Vielmehr fotografiert er die Tiere schichtweise und kombiniert die Fotos dann am Rechner. Für einzelne fertige Fotos benötigt er schon mal dreißig bis vierzig Einzelaufnahmen und drei Wochen Bearbeitungszeit.
Der zweite Fotograf ist Herbert Piechulek. Er hat mit Gerhardt trotz aller Unterschiedlichkeit der ausgestellten Fotos einiges gemeinsam. Beide stammen aus West-Berlin. Piechulek wohnt allerdings seit 1991 in Borkheide. In der Waldgemeinde kann er wunderbar entspannen. Beide haben das Handwerk Fotografie von der Pike auf gelernt. Piechulek hat sogar noch mit Platten und Blitzpulver gearbeitet. Früher war er als Industriefotograf tätig und hat beispielsweise für Borsig Schiffsmotoren fotografiert. Beide suchen eine fotografische Nische. Bei Piechulek gehört dazu die Verfremdung am Computer:
„Bei Beherrschung der Materie, ist die Kreativität endlos.“

Einige seiner Bilder sind nur noch schwer als Fotografien zu erkennen und sind doch zunächst mit der Kamera entstanden, wie er anhand eines Getreidefeldes demonstriert. In anderen Fotos demonstriert der Künstler, wie klassische Gestaltungsinstrumente wie Fluchtlinien und goldener Schnitt zur Bildgestaltung eingesetzt werden können. Andere Fotos zeigen den guten Naturbeobachter. Drei miteinander verwachsene Baumstämme sehen aus wie Elefantenfüße. Eine düstere Wolke über dem Wasser zieht den Betrachter auf fast magische Weise in das Bild hinein. „Man muss einen Blick für die Motive haben“, meint Piechulek und setzt hinzu:
„Das kann man nicht lernen.“
Auf einem anderen Bild flimmern die Blätter im Wasserlauf im Park Sanssouci. Ein gekonntes Spiel mit Farben und der Bewegungsunschärfe.
Gerhardt und Piechulek haben aber noch eine Gemeinsamkeit. Beide sind mit Klaus Herrmann und seiner Lebensgefährtin befreundet. Auch deshalb haben sie die beiden zum Offenen Atelier eingeladen, an dem sie zum zweiten Mal teilnahmen. Im Vorraum der Kulturscheune hängen Beispiele von Herrmanns eigenen Arbeiten, von denen einige ebenfalls nicht ohne Computer vorstellbar sind. Beispielsweise hat er typische Kritzeleien während irgendwelcher Besprechungen stark vergrößert, ausgedruckt und farblich ausgestaltet. Eine Einladung zum eigenen Interpretieren und Träumen, die an diesem sonnigen Wochenende gut angenommen wurde. Stetig kamen Leute vorbei, die die Kunst, den Kaffee und den Kuchen sowie die Natur und das schöne Wetter genossen.
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