„Da lacht sogar die Polizei“
Sebastian Unnasch vom Tuning-Treffen Berlin ist sichtlich zufrieden. Er und sein Team hatten aus etwa 1.600 Bewerbungen knapp 450 Fahrzeuge ausgewählt, die sich jetzt auf dem Gelände der Mapco Autotechnik GmbH in Brück präsentieren. Dabei ist das „Runter vom Hof“ benannte Treffen markenoffen. Mindestens 5.000 Besucher sind bei bestem Frühlingswetter in das Gewerbegebiet Brück gepilgert, um sich veredelte Autos anzusehen. „Wenn sich noch mehr herumsprechen würde, dass wir keinen Eintritt nehmen, wären es vielleicht noch mehr“, ist Unnasch überzeugt. Unter den Besuchern sind zahlreiche Familien, die ihren Kindern zeigen, was man alles aus einem Auto machen kann. Überhaupt ist die Atmosphäre ziemlich entspannt, alle sind ganz schnell beim „Du“.
Manche Fahrzeuge deuten nur dezent die neue Eleganz an, die ihnen ihr Besitzer verschafft hat. Andere protzen mit glitzernden Farben, wieder andere gefallen mit skurrilen Einfällen, z.B. mit Reptilien im Kofferraum. Nur wenige setzen auf eine hohe PS-Zahl wie der Polizist Christian Blümke aus Blankenfelde-Mahlow. Er hat aus den ursprünglichen 110 PS seines Golfs, Baujahr 1971 stolze 530 PS gemacht. Auch sonst ist sein Golf mit Magnesiumfelgen, Überrollkäfig und besonderen Sicherheitsgurten ganz auf Motosport getrimmt. Trotzdem dient das Auto wie übrigens viele hier vor allem als Ausstellungsobjekt. Für die lange Fahrt zum nächsten Treffen am Wörthersee lädt Blümke sein Auto auf einen Anhänger.
Zu den besonders auffallenden Autos gehört das Fahrzeug von Marco Wartig aus Berlin. Auf dem Rücksitzt sitzt ein Gerippe. Gefragt, was denn die Polizei dazu sagt, meint der Wartungstechniker für Klimatechnik nur: „Die hat auch gelacht.“ Das Knochengerüst fährt auch im Alltag mit. Anderes Beiwerk wie ein blinkendes Hirn und ein pumpendes Herz im Motorraum entfernt Wartig natürlich wieder, bevor er die Ausstellung verlässt.
Alle Autoaussteller erklären dem Laien geduldig, was sie an ihrem Fahrzeug alles getunt haben. Fahrgestell, Karosserie, Grill, Beleuchtung, Motor, Innenraum – kaum etwas bleibt wie es war. Das reicht von abnehmbaren Lenkrädern bis zu besonderen Auspuffanlagen. Kaum ein Scheinwerfer oder Rücklicht ist noch so, wie vom Hersteller standardmäßig eingebaut. Viel haben ihren Autos „dicke Backen“ verpasst. So werden in der Szene die besonders breiten Kotflügel bezeichnet. Selbst der Klang der Autos wird verändert. Vollfoliert, d.h. mit mehr oder weniger auffallender Folie beklebt sind sowieso fast alle der vorgeführten Autos. Wer mehr auffallen will, der baut sein Fahrgestell höhenverstellbar. Immer geht es um die Liebe zum Detail.
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