Borkwalde. „Wir wollen die Breite der Gesellschaft ansprechen“, so sieht Nikolaus Fröhlich seine Aufgabe als Deutscher Baumkönig. Er studiert Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur und übt das Amt coronabedingt bereits ein zweites Jahr aus. Auch im Tempelwald ist er bereits zum zweiten Mal. Im letzten Jahr pflanzte er hier eine Stechpalme, die prima gedeiht. Auch in diesem Jahr wird er wieder einen „Baum des Jahres“ pflanzen. Das ist 2022 eine Rotbuche. Fröhlich kommt gern hierher:
„Ich freue mich darauf, Menschen zu treffen, zu erfahren, wie sie ihren Wald empfinden. Ich bin immer wieder fasziniert, wieviel Kinder wissen und wie neugierig sie auf die schönen Dinge um sich herum sind.“
Rotbuchen für den Tempelwald
Fröhlich verbindet mit dem Waldbesitzer Karl Tempel, der leider selbst nicht dabei sein konnte, die Leidenschaft für den Wald und das Verständnis für seine wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Funktionen.
Die Buche ist für den Baumkönig ein besonderer Baum:
„Sie ist, seit sie nach der letzten Eiszeit eingewandert ist, die Mutter des Waldes. Immerhin nimmt sie 15 Prozent der Fläche des deutschen Waldes ein. Sie wurde gebraucht als Brennstoff, für die Glasherstellung und für die Produktion von Holzkohle. Aus ihr ließen sich Öl und Mehl sowie Streu für das Vieh gewinnen. Diese Verbindung zwischen Mensch und Baum macht die Buche für mich so besonders.“
Bevor er gemeinsam mit Baumprinzessin Vici Renner und Baumprinz Nico Renner tatsächlich eine Rotbuch unter dem Beifall zahlreicher Borkwalder, Borkheider und Fichtenwalder in den märkischen Kiefernwald pflanzte, hatte Organisator Gerhard Schubert noch ein wichtiges Anliegen:
„Noch nie hat jemand hier etwas über Herrn Tempel gesagt. Dieser Privatbesitzer leistet etwas für die Profiteure, für uns Einwohner der umliegenden Orte. Es gibt hier viele Inititativen, die etwas für die Umwelt tun wollen. Dass immer mehr Menschen mitmachen, das hat auch etwas mit dem Wirken von Herrn Tempel zu tun.“
Karl Tempel verschenkte, auch wenn er nicht selbst da sein konnte, 50 Buchen an Interessierte mit der Bitte, sie in ihren Gärten zu sogenannten Heistern heranzuziehen. Natürlich kann nicht jeder später eine Rotbuche in seinem Garten stehen haben. Aber man könne sie dann gern an geeigneten Orten pflanzen, gern auch in den Tempelwald.
Und noch ein Anliegen hatte Schubert, das er dem Borkwalder Bürgermeister Egbert Eska mit auf den Weg gab:
„Wenn das neue Borkwalder Gemeindezentrum gestaltet wird, gehören auch Bäume dazu. Lasst uns dass gemeinsam machen. Initiativen können viel machen und sogar Geld dabei sparen.“
Schließlich gingen die fast 40 Leute in den Wald, und die versammelten Hoheiten setzten gemeinsam mit dem Sohn von Karl Tempel, Markus Tempel, mehrere Rotbuche in den Wald. Demnächst wird sicher – wie auf die anderen hier stehenden „Bäumen des Jahres“ – ein Schild auf sie hinweisen.
Karl Tempel kann sich auch, wie er Schubert mitteilte, eine dauerhafte Kooperation vorstellen. Immerhin steht Ende April 2023 die nächste Pflanzaktion an.
Zukunftswald im Umbau
Gemeinsam ging es anschließend entlang des Siebenbrüderweges zum Borkwalder Zukunftswald, ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde Borkheide/Borkwalde und der Interessengemeinschaft Tipidorf.
Hier übergab die vorherige Baumprinzessin Caroline Ast das Zepter endgültig an die beiden Renner-Zwillinge. Gemeinsam mit dem deutschen Baumkönig pflanzte das neue Baumprinzenpaar auch hier eine Rotbuche. Außerdem mehrere Haselbäumchen. Doch auch alle anderen warteten schon darauf, endlich aktiv werden zu können.
Die Bürgerinitiative Naturwald aus Fichtenwalde und die Bürgerinitiative Im Gegenwind aus Borkheide und Borkwalde hatten 100 Strauchsetzlinge für eine Wildfruchthecke gespendet. Die kleinen Setzlinge, die jetzt kaum zusammen einen Eimer füllen, sollen einmal eine prächtige Hecke aus Holunder, Liguster, Hasel, Schlehen, Felsenbirnen und Kirsche werden. Britta Bayer von der Bürgerinitiative Im Gegenwind und Daniela Herstowski von der BI Naturwacht sind überzeugt:
„Der Reesdorfer Wald, der unsere Gemeinden verbindet, ist für uns da. Und wir sind für diesen Wald da, um ihn zu pflegen und etwas für die Zukunft zu tun.“
Und Bayer setzt hinzu:
„Mit dem Ukraine-Krieg bekommt der Begriff Zukunftswald noch einmal eine ganz neue Bedeutung.“
Eine weitere Spende für den Zukunftswald in Höhe von 500 Euro kündigte Hanna Röder von Team Tree an. Das Unternehmen, das vor allem Trainings zur Teamentwicklung anbietet, engagiert sich schon länger für den Zukunftswald. Auf eigenen Veranstaltungen sammelt das Berliner Coaching-Unternehmen Geld für den Borkwalder Zukunftswald und hat zuvor schon 2.000 Euro an die hiesige Kirchengemeinde für diesen Zweck gespendet.
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Die andere Seite
Wer von den Borkwaldern durch das Neubaugebiet nach Hause ging, dem wird noch ein weniger baumliebendes Borkwalde bewusst geworden sein. Eine weite baumlose Fläche mit Häusern, wo früher Wald war. Anders als noch vor zehn Jahren die Grundstücke jetzt frei von Kiefern. Vier Motorsägen, die zwei weitere Grundstücke kahlschlagen. Anders als in den benachbarten Waldgemeinden Borkheide und Fichtenwalde gibt es in der selbsternannten Waldgemeinde Borkwalde keine Baumschutzsatzung.
Einen weiteren Bericht findest du HIER.
Eine Antwort
Leider konnte ich nicht dabei sein. Aber mit diesem wundervollen Artikel konntet ihr es mir nahe bringen! Vielen Dank dafür.
Zu dem Thema gibt es noch ein schönes Gedicht:
Ich bin der Wald.
Ich bin uralt.
Ich hege den Hirsch.
Ich hege das Reh –
ich schütz Euch vor Sturm,
ich schütz Euch vor Schnee.
Ich wehre den Frost,
ich war die Quelle,
ich hüte die Scholle –
ich bin immer zur Stelle.
Ich bau Euch das Haus,
ich heiz Euch den Herd –
darum, Ihr Menschen,
haltet mich wert!
Inschrift an einem niedersächsischen Forsthaus aus dem 17. Jhdt.