Friedenseiche, Werder

Frischzellenkur für Werders Friedenseiche

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Werder. „Frischzellenkur“ für die Friedenseiche auf dem Markplatz der Inselstadt von Werder (Havel): Eine Baumpflegefirma ist seit Montag damit beschäftigt, die oberste Bodenschicht auf der Baumscheibe des 150 Jahre alten Baumes zu erneuern. Der verkrustete Oberboden hat kaum noch Wasser an die Wurzeln gelassen, das soll sich mit einem spatentiefen Bodenaustausch ändern. Teilweise ist der Boden so fest, dass maschinelle Erdbohrer zum Lösen benötigt werden.

Die Eiche hat ihren großen Wert als sommerlicher Schattenspender in den vergangenen Jahren etwas eingebüßt. Das Blattwerk ist lichter, die Blätter sind teilweise kleiner geworden und einige Äste trockneten ein. Schon vor einigen Jahren war die Krone der Stiel-Eiche, die 1871/72 gepflanzt wurde, um etwa ein Drittel eingekürzt worden. Der Bodenaustausch in Kombination mit einer Tiefendüngung ist der nächste Schritt, um es dem Baum etwas leichter zu machen. Im Mai wird ergänzend dazu eine Flüssigdüngung erfolgen.

Außerdem soll die Bewässerung des alten Baums, der ein eingetragenes Naturdenkmal ist, weiter verbessert werden. Alle Maßnahmen dienen dazu, die Lebenserwartung der alten Eiche zu verlängern. Der Baumsachverständige Roland Dengler taxiert sie mit diesen Maßnahmen auf mindestens 15 bis 20 Jahre. „Wenn das hier alles gut funktioniert und der Baum die nächsten 20 Jahre schafft, dann lebt er auch noch deutlich länger“, sagte er am Montag vor Ort auf dem Marktplatz.

Friedenseiche, Werder, Roland Dengler
Baumsachsverständiger Roland Dengler, im Hintergrund die Friedenseiche

Der Baum hatte es von Anfang an nicht leicht

Roland Dengler hat ein Gutachten zum Zustand des Baums erstellt und die Schritte empfohlen, die durch die Stadt jetzt abgeschlossen werden. Der Baum hatte es auf seinem Standplatz dem Gutachten zufolge von Anfang an nicht leicht: Er steht genau auf dem Fundament des früheren Rathauses. Das Fundament wurde einst mit Abraummaterial und Sand, später mit Humus verfüllt. Ursprünglich stand die Eiche offenbar in einem mit Mauerwerk eingefasstem Rondell, das von den Wurzeln wohl irgendwann gesprengt worden ist, wie aus dem Gutachten hervorgeht.

Die Eiche wuchs auf dem ungünstigen Standort zur Freude der Werderschen also recht munter vor sich hin. Bei der Sanierung des Markplatzes 1994/95 wurde die Baumscheibe im Durchmesser von knapp 10 Metern freigelassen. Die Vermutung mancher Einwohner, dass die Eiche unter den damaligen Baumaßnahmen gelitten haben könnte, teilt Roland Dengler nicht. Vielmehr habe sich am Jahresringeverlauf gezeigt, dass die Vitalität besonders in den Trockenjahren 2003 und 2006 nachgelassen habe:

„Davon hat sich der Baum dann nie wieder richtig erholt.“

Nur 10 bis 15 Prozent Wasser kamen durch

Er suchte nach weiteren Faktoren, die das Wachstum beeinträchtigen. Er fand sie in der etwa spatentiefen Erdschicht auf der Baumscheibe. Sie wurde bei der Platzsanierung als Kompost-Mulchdecke aufgebracht, die durch Überlaufen und Überfahren allerdings mit den Jahren massiv verfestigt wurde. Bei Versuchen zeigte sich, dass die bei Feuchtigkeit aufquellende Schicht nur noch 10 bis 15 Prozent des Regenwassers an die Baumwurzeln gelassen hat. Zudem war die Luftzufuhr zu den Wurzeln und damit die Wurzelatmung eingeschränkt.

Künftig darf die Baumscheibe nicht mehr in Anspruch genommen werden – zum Baumblütenfest muss sie zukünftig abgesperrt werden. Der Bereich Grünflächen denkt über eine geeignete Sommerbewässerung und über eine schützende Bepflanzung der Baumscheibe nach – damit die Besucher des Marktplatzes im Sommer noch lange den Schatten des prächtigen Baumes genießen können.

Hintergrund/Historie

Die Friedenseiche gehört zu den prächtigsten Bäumen in der Altstadt. Mit dem Markt bildet sie ein geschlossenes Ensemble, und das seit dem 19. Jahrhundert. Eine erste Eiche wurde nach dem deutsch-französischen Krieg am 12. März 1871 gepflanzt, als „Erinnerung an die großen Ereignisse“ und „aus Anlass des glorreichen Friedens“, wie es in einem in der Werder-Chronik veröffentlichten Verwaltungsbericht heißt. Sie war ein Geschenk des Petzower Rittergutbesitzers von Kaehne, vertrocknete jedoch. Unmittelbar darauf wurde eine neue Eiche „aus der Kämmerei-Forst“ gepflanzt – der heutige Baum.

(Pressemitteilung der Stadt Werder (Havel) | Henry Klix | Artikelfoto: Die Baumpfleger am Montag bei der Arbeit)

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