Matthias Schimanowski, Brück

“Was bewegt dich?” – Interview mit Matthias Schimanowski aus Brück

Brück. Zauche 365 und Fläming 365 fragen 30 Menschen, was sie aktuell besonders bewegt. Unser Ziel ist eine Momentaufnahme des Denkens und Fühlens der Menschen in der Region, insbesondere vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der in der Folge auftretenden Probleme und Konflikte. Wir wollen Leserinnen und Leser zum eigenen Nachdenken anregen.

Interviewpartnerin in diesem Interview ist Matthias Schimanowski, 52 Jahre, Sozialpädagoge und ehrenamtlicher Bürgermeister der Stadt Brück.

Was bewegt Sie im Augenblick?

Ich denke, im Moment bewegt uns alle der Krieg in der Ukraine. Ich entnehme dies den vielen Gesprächen mit den Leuten. Die wünschen sich nichts mehr als Frieden und vermissen die Friedensbemühungen unserer Politik zum Ukrainekrieg. Wir reden immer nur von Krieg, aber derzeit sind wenig Friedensbemühungen zu sehen. Ich denke, dass ist das, was die Menschen und mich derzeit beschäftigt.

Was würden sich die Bürger für Lösungen wünschen?

Es geht nicht darum, dass der Bürger jetzt die Lösung hat. Die hab ich auch nicht. Aber Friedensbemühungen sind nicht zu sehen. Es sollten Gespräche geführt werden. Die Regierungschefs sollten sich zusammensetzen und nach Lösungen für diesen Konflikt suchen. Aus diesem Konflikt, so nimmt es die Bevölkerung wahr, resultieren auch alle anderen Probleme, die jetzt da sind, wie Energiepreissteigerung, Spritpreissteigerung, Inflation und andere Dinge. Und das ist das, was die Menschen derzeit sehr beschäftigt. Das haben die vielen Gespräche mit den Menschen gezeigt. Es fängt an, richtig weh zu tun, wenn es an den Geldbeutel geht.

Wo merken Sie es persönlich am stärksten?

Naja, ich bin ja auch ein Bürger, und ich merke es an den Energierechnungen, die neuen Abschläge, die jetzt kommen. Da kommen ja Energierechnungen, Gasabschlagserhöhungen, wir merken jetzt, die KFZ-Versicherung wird teurer. Es wird alles teurer. Ich merke es auch an den Lebensmittelpreisen, an den Handwerkerleistungen, es wird alles teurer, und das beschäftigt mich auch.

Was würden Sie sich wünschen?

Ich auch: Frieden, und dass wieder ein Stück weit Normalität einzieht. Gerade der Osten hat sich ordentlich aufgerappelt nach der Wende. Wir waren in der Situation, auch wieder Geld ausgeben zu können und nicht nur zu sparen. Wir hatten wieder mehr Gestaltungsspielraum. Ich sehe die Gefahr, dass uns dieser Gestaltungsspielraum durch die Politik wieder genommen wird. Die Angst haben die Menschen, und die Angst hab ich auch.

Thema Arbeitslosigkeit. Die Erhöhung des Bürgergeldes steht im Raum. Wie stehen Sie dazu?

Ja, das ist eine gefährliche Diskussion. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass allen Menschen ein Recht auf Arbeit eingeräumt wird. Arbeit sollte nach wie vor ein zentraler Lebensinhalt sein. Erwerbstätigkeit beinhaltet auf der einen Seite nicht nur den Gelderwerb, sondern auf der anderen Seite auch Bestätigung. Für mich ist es wichtig, dass alle Menschen ihren Beitrag leisten, in welcher Form auch immer. Das sollte nach wie vor ein Ziel der Gesellschaft sein.

Arbeitslosigkeit und das damit verbundene Bürgergeld oder ALG II oder wie man es auch immer nennen mag, darf nie eine große Gruppe von Menschen betreffen. Es wird immer Menschen geben in unterschiedlichen Lebenslagen, die unsere Hilfe brauchen, aber dann nur übergangsweise, ansonsten sollte Arbeit immer ein Thema sein.

Und gerade bei uns im Osten suchen wir auf allen Ebenen Leute. Auf Grund des demographischen Wandels fehlen uns an allen Ecken und Enden die Menschen. Die fehlen uns nicht nur in den klassischen Handwerkerberufen, sondern auch in der Verwaltung, in den Ministerien und sogar bei der Polizei. Wir kriegen es nicht mehr aufgefüllt. Wir haben nicht mehr so viele junge Menschen. Auf der einen Seite ist es schön, dass Leute wieder gesucht werden, die gebraucht werden.

Jetzt gilt es, dass wir die Menschen, an denen die Erwerbsmäßigkeit vorbeigegangen ist, wieder in Arbeit zu bringen. Das muss unser Ziel sein. Da müssen wir weiter unsere Energie reinstecken und nicht, die Menschen in Arbeitslosigkeit zu verwalten. Ob ich es jetzt Bürgergeld nenne oder ALG II, es darf nie unser Ziel sein, Menschen dort dauerhaft zu parken. Menschen in Arbeit zu verwalten, ist schwerer, als sie in Arbeitslosigkeit zu verwalten.

Ich war so stolz auf den Osten, dass wir uns so raus gekämpft hatten. In vielen Regionen waren wir auf einem guten Weg, auch in Regionen, die lange mit Strukturschwächen zu tun hatten, die waren gerade wieder auf dem Weg nach oben. Für den Osten ist es wie ein Nackenschlag. Viele Menschen haben Angst, dass das Erschaffene wegbricht. Das ist das größte Problem.

Vielen Dank für das Gespräch.

(Alle Was-bewegt-dich-Interviews auf Zauche 365 findest du HIER. Außerdem empfehlen wir dir auch die entprechenden Interviews auf Fläming 365)


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