Über den Mühlensteig zur Mühle – Brandenburger Müller:innen trafen sich im Zweimühlendorf Cammer

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Cammer. Rund 35 Müllerinnen und Müller und vor allem Mühlenkümmer:innen trafen sich zu ihrer Jahrestagung in Cammer. „Im Vorjahr mussten wir das Treffen verschieben, jetzt ist es endlich soweit“, begrüßte der Geschäftsführer der Mühlenvereinigung Berlin-Brandenburg, Torsten Rüdinger, die angereisten Mitglieder. Cammer wurde als Austragungsort ausgewählt da der Dorf- und Heimatverein des Dorfes auf einen Aufruf der Vereinigung sofort reagiert hat und das Gemeindehaus im Gutspark als Tagungsdomizil vorschlug.

Cammer ist als Zweimühlendorf bekannt, an beiden Orteingängen gibt es noch eine Windmühle. Aus Richtung Golzow kommend begrüßt die Reisenden eine Bockwindmühle. Das voll funktionsfähige Denkmal wird vom Dorfverein betreut. Dessen Vorsitzender Joachim Richter führt gern durch die Mühle.

Aus Richtung Brück kommend erkennt man die Struktur eines Erdholländers. Die Flügel sind schon seit Jahrzehnten nicht mehr vorhanden. Die 1833 errichtete Mühle erhielt einen Motor und wird bis heute von Eberhard Rosenmüller gewerblich betrieben.

Eine Jahreshauptversammlung, wie die in Cammer, bei der die Akteure aus ganz Brandenburg und Berlin kommen und da sich die einzelnen Aktiven nur selten begegnen, wird gern für eine Erfahrungsaustausch genutzt. Die Gespräche in den Kaffeepausen waren deshalb besonders intensiv.

In den ersten Stunden berichteten Mitglieder über den Stand der Dinge bei ihren Projekten.

Als erstes stellte Dietmar Sturzbecher seine Motormühle in Vehlefanz vor, bei deren Restaurierung die Mühlenvereinigung mit involviert war. Er sprach über die Geschichte der Mühle. „Die Erbauungszeit der Motormühlenanlage ist unbekannt. An den längsseitigen Gebäudefronten ist jedoch ablesbar, dass zur Einrichtung der Motormühle ein Teil eines an die Backstube anschließenden Wirtschafts- bzw. Stallgebäudes umgebaut und erweitert wurde. Die massiv ausgeführte Decke vom Erdgeschoss zum 1. Obergeschoss blieb erhalten, das 1. wie auch das 2. Obergeschoss erhielten einen für Mühlen üblichen Dielenfußboden. Bei der Einrichtung wurde mit hoher Wahrscheinlichkeit auf z.T. gebrauchte Müllereimaschinen zurückgegriffen, da der technische Stand eher einer Getreidemühle zu Beginn des 20. Jh. entspricht, der Einbau aber später erfolgte“, heißt es in einem von Torsten Rüdinger und Frederic Schüler angefertigten Gutachten. Sturzbecher hat nicht nur die Mühle zugänglich gemacht, sondern auch Ferienwohnungen errichtet und einen Wanderreiterstützpunkt eingerichtet. Gefördert wurden die Maßnahmen unter anderem aus dem europäischen LEADER-Programm.

Anschließend sprach Günther Hasenberg über sein Projekt der Sanierung der Britzer Mühle. Er hatte kein schriftliches Konzept und eine Abbildung mitgebracht. Die Stechansche Mühle wurde für die Buga Berlin im Jahr 1985 grundsaniert und ist seit Jahrzehnten als Ausbildungsstätte für Hobby-Windmüller bekannt. Nach über 35 Jahren ist eine erneute Sanierung notwendig.

Jürgen Wolff, ehemals Vorsitzender der Mühlenvereinigung und Müller in Berlin-Marzahn, berichtete ausführlich über die Arbeiten an der Motormühle in Fahrland, den beiden Mühlen auf dem Gelände des Deutschen Technikmuseums in Berlin und der Klostermühle in Boitzenburg. Die drei Projekte illustrierten den Aufbau einer im Aufbau befindlichen Mühlendokumentation.

Die Fahrlander Mühle befindet sich im unaufgeräumten Zustand. Der Besitzer der Mühle konnte eine Reihe von Informationen über die Geschichte der Mühle einbringen, die nach 1920 als Nachfolgerin der Bockwindmühle am örtlichen Friedhof entstand.

Bei der Bockwindmühle musste die sichere Statik wiederhergestellt werden. Die Mühle wurde 1820 in Köpenick erbaut und um 1870 nach Bohnsdorf versetzt.1920 erhielt sie eine elektrisch angetriebene Mahlanlage unter Verwendung älterer Maschinen der Firma Wetzig, Wittenberg. Später Kriegsschäden und langsamer Verfall, bis die Ruine 1986 abgebaut und ins damalige Museum für Verkehr und Technik umgesetzt wurde. Die Mühle ist überwiegend ein Neubau, woraus die durch Trocknung des Holzes ausgelösten Probleme herrühren. Dabei ist der Bock bis auf die beiden Kreuzschwellen original mit einigen historischen Reparaturstellen überkommen. Aufgabe war die Anhebung des etwas 30 t schweren Mühlenkörpers um rund 25 cm, um den Hausbaum so frei zuschneiden, dass er nicht mehr auf die Kreuzschwellen drückt.

Bei „Foline“ wurden Zeichnungen des Flügelkreuzes angefertigt. Die Mühle stammt ursprünglich aus dem ostfriesischen Poghausen und wurde 1986 ins Museum für Verkehr und Technik Berlin transloziert. Es handelt sich um einen kleinen dreigeschossigen Galerieholländer. Die Flügel wurden im Museum gebaut und waren ab 1996 in Betrieb.

Die Wassermühle in Boitzenburg wird museal genutzt und wurde für die Aufnahme in die Denkmalsliste begutachtet. Es   handelt sich um eine seit Langem denkmalgeschützte Wassermühlenanlage, zu der einst noch ein Sägewerk gehörte. Das Fachwerkgebäude von 1740 steht mit seinem Erdgeschoß und dem noch höheren Walmdach auf einem geräumigen Keller, der durch mächtige Ziegelmauern geprägt ist. Dem historischen Wasserrad folgte eine Francisturbine, die auch heute noch die Mühlentechnik zur Vorführung antreibt.

Horst Fichtmüller berichtete darüber, dass die neue Kappe auf die 1830 errichtete Holländer-Mühle in Greiffenberg aufgesetzt wurde.

Susanne Marok sprach über Förderprojekte und auch die Arbeit der Geschäftsstelle, vor allem bei der Digitalisierung. Unter anderem forscht sie zu Mehlsackanhängern und ihrer Entwicklung.

Es wurde berichtet, dass Sammlungen erworben werden konnten, wie die von den Mühlenwerken Dresden, oder die Wiederaufbaupläne der Historischen Mühle in Potsdam-Sanssouci aus den 1970er und 1980er Jahren. Eher Kurios ist die Sammlung „Romantischer Blick auf die Mühlen“, die zeigt, dass sich viele für Mühlen begeistern auch jenseits der Technik und die Souvenir-Industrie das auch bedient.

Der Cammersche Chronist Andreas Koska nahm die Teilnehmer dann auf eine Exkursion über den Mühlensteig mit, die zur Bockwindmühle führte. Dabei zeigte er den Ort von seiner Gartenseite. Schmale Durchlasse, wo nur eine Person bequem durchgehen konnte, und versteckte Pfade wurden beschritten. Es ging am Storchenhorst vorbei zur Mühle, wo Joachim Richter die Gäste in Empfang nahm und die Bockwindmühle präsentierte.

„Danke für die Gastfreundschaft und den tollen Tag“, bedankte sich Torsten Rüdinger bei den Veranstaltern zum Abschied.

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