Kloster Lehin, Rädel. „Ein Jahr lang haben wir darum gekämpft, und es hat sich gelohnt“, erzählt die studierte Materialforscherin und heutige Rädeler Ortschronistin Marianne Hadan. Die Ortschronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark e.V. (CPM) und der Heimatverein Naturdorf Rädel e.V. wollen sich die Ortskampfanlage „Rauhberg“ und den Kaisergrund Damelang auf dem Truppenübungsplatz Lehnin ansehen.
Truppenübungsplatz Lehnin – Ein weißer Fleck
„Für uns ist das ja sonst ein weißer Fleck auf der Landkarte“, begründet Chris Rappaport vom CPM das Interesse. Mit zwei Kremsern fahren die Vereine unter Führung von Stabsfeldwebel Olaf Behrens durch das sonst für die Öffentlichkeit streng gesperrte Gebiet. Wegen der Hitze der letzten Tage werden die Wagen allerdings nicht von Pferden, sondern von Traktoren durch die Kiefernwälder, über abgebrannte Heide und an prächtigen Eichen vorbei gezogen.
Unterwegs erzählt Hadan detailreich über die Geschichte des Truppenübungsplatzes Lehnin. Gemeinsam mit der Vorsitzenden des Heimatvereins, Susann Golke, hat sie das dritte Rädeler Heimatheft herausgebracht, dass sich unter anderem mit diesem Thema beschäftigt. Der Truppenübungsplatz wurde 1956 von der NVA auf der Hackenhausener Heide angelegt und unter dem Namen „Dunkelkammer“ geführt. Zu der Holzbaracke für die zunächst provisorische Kommandantur kamen bald ein Infanterie-Schießplatz, ein Panzer-Schießplatz, eine Panzer-Fahrschulstrecke und ein Wippengebäude mit drei Panzerwippen.
Die Ortskampfanlage „Rauhberg“
Im Jahr 1980 wurde mit dem Bau der Ortskampfanlage „Rauhberg“ begonnen, der 1988 beendet wurde. Wie Behrens, der den Bau miterlebte, informiert, diente sie tatsächlich der Vorbereitung auf den Häuserkampf in Westberlin. Anders als viele Gerüchte besagen, waren aber keine konkreten Ortsteile nachgebaut worden. Nach der Wende übernahm bekanntlich die Bundeswehr das Gelände, das in der Ost-West-Ausdehnung immerhin neun Kilometer erreicht und in der Nord-Süd-Richtung sogar zehn. Damit ist der Platz fast ein Drittel so groß wie das Amt Brück.
An über 70 Häusern mit Unterführungen, Kanalnetz, Schule, Post, Hotel und Flugplatz kann heute der Häuserkampf geübt werden. Ganz neu ist eine Art Legosystem aus Beton, mit dem schnell neue Gebäude errichtet werden können. Auf hohem technischen Niveau werden Gebäudebrände, Gefechtslärm und plötzlich erscheinende Feinde simuliert, wie Behrens den interessierten Chronisten auf einem Gebäudedach erzählt. Der Platz dient jedoch nicht allein militärischen Übungen. In der frei verfügbaren Zeit trainieren dort auch zivile Organisationen wie die Feuerwehren, das Technische Hilfswerk, Polizei oder das Deutsche Rote Kreutz. Wie auf vielen Truppenübungsplätzen haben sich auch auf dem Lehniner inzwischen Wölfe angesiedelt.
Die Grenze zwischen Sachsen und Preußen
Mit auf der Tour war auch der engagierte Vorsitzende des Vereins der Heimat- und Naturfreunde Ragösen, Günther Franz. Für ihn ist es nicht der erste „Besuch“:
„Ich habe hier mehrfach als Reservist gedient, zuletzt zweimal im Wendejahr 1989.“
Die OKA bekam er als Funker jedoch damals nicht zu sehen. Auch später nicht, als er als Angestellter einer Firma für Automatisierungstechnik ab und zu auf dem Platz war.
Besonders lebhaft erinnert er sich daran, wie er gemeinsam mit seinem Freund Bernd Meyer in Begleitung des Kommandanten die alte Grenze zwischen Preußen und Sachsen abschritt, die unter anderem im Gebiet des heutigen Truppenübungsplatzes verlief. Für Meyer und Franz gehörte das zu einem Vorhaben, bei dem beide die gesamte ehemalige Grenze um die „drei sächsischen Dörfer“ Busendorf, Kanin und Klaistow suchten und abliefen.
Der Kaisergrund bei Damelang
Das zweite Ziel der Ausflugsgruppe ist der Kaisergrund bei Damelang. Am Rande einer prächtigen Eichenallee erinnert eine Pyramide aus acht Findlingen an ein Ereignis vom 2. Januar 1826. Damals fand eine fürstliche Treibjagd statt. Genau an dieser Stelle überbrachte ein königlicher Kurier dem damaligen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV die Nachricht, dass dessen Schwager als Nicolaus I. den russischen Thron bestiegen hat. Zwei Jahre später ließ Oberförster Schmidt das Denkmal errichten, um das aus seiner Sicht bedeutsame Ereignis zu würdigen. Im zweiten Weltkrieg wurde das Denkmal zerstört. Die Bundeswehr und die Bundeforstverwaltung errichteten es 1992 nach Vorlagen aus einem Kloster Lehnin Führer von 1914 neu.
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