Glindow. Eigentlich weiß ein jeder, dass zu einem Dorf die Kirche und ein Krug gehören. Aus der Kirche zum Frühschoppen war in früheren Jahren der sonnvormittägliche Gang. Inzwischen ist es seltener der Fall, zum einen da es kaum noch Kirchgänger gibt, zum anderen gibt es in den wenigsten Dörfern noch Gaststätten.
Während jedoch die Kirchen unter Denkmalschutz stehen und weiterhin das Ortsbild prägen, sieht es bei Gasthöfen anders aus. Nach Schließung werden die Gebäude häufig umgenutzt. Und so findet man in den Sälen häufig Handwerkerwerkstätten. Die Trinklokale werden zur Wohnlokalen und Wohnungen, manchmal auch zu Seniorenheimen und anderen Wohnresidenzen ausgebaut.
Deshalb verschwinden mit den Gaststätten auch ihre Geschichte und die dazu gehörigen Geschichten.
Die Lehrerin Brigitte Wilhelm ist passionierte Chronistin im Werderaner Ortsteil Glindow. Hier steht seit acht Jahren im Zentrum des Dorfes die Gaststätte „Deutsches Haus“ leer. Ein Wohnprojekt ist geplant, allerdings passiert seit Jahren nichts.
Wilhelm hat die Geschichte des Hauses in einem reich bebilderten Büchlein auf 86 Seiten dokumentiert und festgehalten. Sie versteht ihr Buch als Einladung, die Geschichte des „Deutschen Hauses“ neu zu entdecken, und sieht darin auch den Spiegel der Zeit und Zeugen gelebter Geschichte.
Rund 130 Jahre Gaststättengeschichte von 1887 bis zur Schließung im Jahr 2017 hat Frau Wilhelm aufgezeichnet und mit der Geschichte der regelmäßigen Nutzer, wie zum Beispiel der Sportschützen, der Turner und der Karnevalisten verknüpft.
„Die Zukunft scheint offen zu sein und deshalb ist die Geschichte noch nicht abgeschlossen“, betont die Autorin und hofft dabei darauf, dass das Haus erhalten bleibt.
Brigitte Wilhelm, Deutsches Haus-Glindow – Ein Haus mit Geschichte und Geschichten, 86 Seiten, 15,00 Euro, Heimatverein Glindow
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