Rädel. Die Frau mit der Hucke, kam der Jury des Wettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft entgegen. Eigentlich sollte es mit dem Linienbus ins Dorfzentrum von Rädel gehen, aber die Teilnehmer des Rundgangs ließen sich in der Auffangstation für Papageien gern etwas länger über die bunten Exoten berichten. Immerhin 100 Vögel sind hier heimisch. Bus weg und Michaela Neubauer in historischer Bekleidung konnte beim ungeplanten Spaziergang länger über das Dorf berichten. „Früher war ich in Zivil unterwegs, aber als die Frau mit der Hucke ist es doch stimmungsvoller“, sagt die Dorfführerin.
Am Montag begannen die Wertungsspaziergänge des Wettbewerbs im Landkreis Potsdam-Mittelmark. In Rädel wurde am Mittwoch, dem 4. September 2024 der Startschuss gegeben, und man merkte den anwesenden Einwohnern an, dass sie gern dabei sind und die Vielfalt ihres Dorfes präsentieren.
Die Ortsvorsteherin Susann Golke berichtete aus dem Dorfleben, der Vereinsvielfalt und der Auszeichnung als Naturdorf. Ihr langjähriger Vorgänger Horst Juchert unterstützte sie dabei. „Keine Zukunft ohne Vergangenheit“, könnte in Rädel als Motto dienen. Der Rundgang offenbarte, dass man zwar sehr modern ist, aber auch die Vergangenheit im Blick hat und vieles, was daran erinnert, bewahren möchte. Für Juchert wäre eine Möglichkeit, sich für die Zukunft zu rüsten, die Errichtung von Kleinkläranlagen an den Grundstücken. Damit will er der Wasserknappheit begegnen. Historische Gebäude, nicht nur die Kirche werden gehegt und gepflegt und die äußere Erscheinung nach Möglichkeit bewahrt.
Der älteste Betrieb im Dorf ist gleichzeitig der größte, die Bäckerei Kirstein mit sieben Filialen und über 60 Mitarbeitern. Sie wird in vierter Generation betrieben, und die fünfte ist dabei, den Meisterbrief anzugehen.
In diesem Jahr wurde ein neuer Storchenhorst installiert. Der Stamm einer vom Blitz getroffenen Eiche dient dabei als Pfahl. Den Störchen gefiel es sofort, und es fanden sich im Frühjahr sofort Mieter. Zwei Jungvögel wurden flügge. Immerhin steckt der 550 Kilogramm schwere und 13 Meter hohe Stamm drei Meter in der Erde.
Von den 490 Einwohnern gehören 75 dem Heimatverein an. Der Sportverein hat neben einer Dart- und einer Fußballabteilung auch mehrere Kegelmannschaften. Besonders erwähnenswert ist, dass es auch eine Mannschaft mit behinderten Menschen gibt und mehrere in den regulären Teams die Kugel schieben.
Rund drei Stunden und über 10.000 Schritte war die Jury im Dorf unterwegs. Sie lernte dabei auch den alten Konsum kennen. Hier wird jetzt ein paar Mal im Jahr getrödelt (das nächste Mal am 6. Oktober). Perspektivisch möchte man das Gebäude im Dorfzentrum zum Gemeindehaus entwickeln. Vielleicht könnte dahinter ein neues Feuerwehrgerätehaus entstehen. Das alte entspricht nicht mehr den heutigen Ansprüchen. In zwei Jahren könnten die Planungen fertig sein.
Orchideenwiese, barocke Kirche, alter Mühlenstandort und Ringofen gehören genauso zum Ort wie das Vogelscheuchenfest. Alles Argumente, die für Susann Golke Grund genug sind, um den ersten Preis zu gewinnen. Auch Angelika Hermann ist dieser Meinung. Die Vorsitzende des Tourismusvereins Kloster Lehnin e.V. wies auf die drei Wanderwege, die den Ort kreuzen. Demnächst könnte gar ein Teil des Deutschen Jakobpilgerweges durch Rädel führen.
Trotz der großen Hitze zeigten sich die Jurymitglieder vom Dorfleben angetan. Eine Entscheidung, wer das Rennen macht, wird im November fallen.
Impressionen
Views: 73
