Auch in Zukunft Wald. Podiumsdiskussion der Bürgerinitiative Naturwald

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Beelitz. Kein Stuhl blieb unbesetzt bei der Podiumsdiskussion im Deutschen Haus am 20.08.2019 in Beelitz. Nicht nur die sieben Kandidatinnen und Kandidaten, die wir aus unserem Wahlkreis 18 eingeladen hatten, waren der Einladung unserer Bürgerinitiative Naturwald in den Saal des Deutschen Hauses gefolgt, auch über 100 Bürgerinnen und Bürger, darunter zahlreiche Waldbesitzer, war es doch die einzige Möglichkeit, mit allen Direktkanditaten des Wahlkreises 18 ins Gespräch zu kommen.

Wir freuen uns, dass so viele das Thema Wald und seine Zukunft in Zeiten des Klimawandels für wichtig halten und die Gelegenheit nutzten, die Positionen der einzelnen Parteien und ihre Pläne für die Brandenburger Wälder kennenzulernen.

Waldumbau

Die höhere Stressresistenz von Mischwäldern gegenüber sich verändernden klimatischen Bedingungen und auch die höhere Abwehrkraft dieser Wälder gegenüber Massenkalamitäten von Insektenarten wurde von keinem der Kandidaten in Frage gestellt. Alle hoben die Wichtigkeit der Anpassung unserer Wälder und der Biodiversität hervor. Die Geschwindigkeit des Umbaus im Land Brandenburg wurde allerdings sehr unterschiedlich von den Kandidaten eingeschätzt. Die Gründe dafür, warum der Umbau vor allem bei den kleinen Waldbesitzern so gar nicht vorangeht, sah Anja Schmollak (CDU) vornehmlich in dem großen bürokratischen Aufwand und der mangelnden Personalausstattung der Forst, die über Jahre immer mehr Stellen abbauen musste.

Es herrschte Konsens darüber, dass kleinere Waldbauern nicht gezwungen werden können, den Waldumbau anzugehen. Hier wollen alle auf Förderanreize setzen. Konkreter wurde aber keiner der Kandidaten. Schnell wurde klar, dass z. B. Günter Baaske (SPD) Totholz hässlich und Urwald für nicht erstrebenswert hält – während Andreas Koska (Bündnis90/Die Grünen) lieber 10% als 5 % der Landesfläche sich selbst überlassen würde. Dass aber der Wald natürlich auch Rohstofflieferant ist und auch so genutzt werden sollte betonten u.a. Tim Kehrwieder (FDP) und Kai Laubach (AfD).

Auch zum Insektizideinsatz gab es weitestgehend Konsens. Niemand sprach sich für ein Totalverbot aus. Neben Claudia Sprengel (Die Linke) sehen alle Kandidaten den Einsatz von Insektiziden als letztes Mittel.

Windkraft im Wald

Natürlich kam auch das Thema Windkraftanlagen im Wald zur Sprache. Hier stimmten fast alle Kandidaten Dr. Winfried Ludwig (BVB/Freie Wähler) zu, dass es absolut widersinnig ist, für Windkraftanlagen, die als Emissionsbremse dienen sollen, großflächig Bäume zu schlagen, die als CO2 Speicher dienen. Einzige Ausnahme war Herr Baaske von der SPD, der für den weiteren Bau von Windkraftanlagen im Wald plädierte.

Biodiversität und Selbstheilung der Natur

Viel Beifall erhielt auch einer der anwesenden Waldbesitzer, der dazu ermunterte, doch den Kräften der Natur mehr Raum zur Entfaltung zu geben. Dem Beifall nach zu urteilen sprach er vielen Anwesenden aus der Seele, als er bemängelte, wie rigoros allerorten und völlig ohne Not die natürlichen Blühstreifen entlang unserer Straßen immer wieder gemäht werden würden oder welch sterile Vorgärten mittlerweile selbst in Waldsiedlungen zu finden wären. Jeder kann bei sich anfangen und Biodiversität fördern.

Ein Waldbesitzer beklagte, dass der Grundwasserspiegel viel zu niedrig sei, um dem Wald genügend Feuchtigkeit zu bieten. Dafür müsste aber Totholz im Wald verbleiben und der Waldumbau vorangetrieben werden, damit das Grundwasser auf ein gewisses Niveau gehalten werden kann und auch wieder steigt. Auch die Landwirtschaft muss in diesem Zusammenhang in die Pflicht genommen werden.

Der Waldumbau ist ein Projekt für Generationen und, darüber waren sich alle Politiker einig, muss unbedingt vorangetrieben werden. Die Förderanträge sollten einfacher gehalten werden. Die Brandenburger Wälder gehören zu 61 % privaten Waldbesitzern und diese gilt es am Waldumbau zu beteiligen.

Herr Henke, Förster der Stadt Treuenbrietzen, steht für naturbelassenen Wald und meint, dass das unbedingte Abholzen von Waldbrandflächen gar nicht sofort notwendig sei und er sich selbst überlassen werden sollte. Auf einem Teil des ehemaligen Waldgeländes bei Frohnsdorf wurden einige Hektar zum Cleverwald ernannt. Dort werden von Professoren der Fachhochschule Eberswalde, der Fachhochschule für Hydrobiologie Potsdam und vielen anderen Beobachtungen durchgeführt, wie sich die Fläche nach dem Waldbrand von selbst entwickelt. Wann kehren die ersten Kriechtiere, Insekten oder auch Pflanzen zurück? Was kann man daraus für die Zukunft lernen?

Das beste Beispiel ist die Waldbrandfläche an der A9 bei Fichtenwalde. Dort wächst ein kleiner Wald, ohne großes Zutun des Försters. Höchstwahrscheinlich waren so viele Baumsamen in der Erde, die auch noch über die Jahre überleben, die nach dem Pflügen wieder an die Erdoberfläche gekommen und aufgekeimt sind. Es bleibt spannend, wie sich das weiter entwickelt.

Fragen aus dem Publikum

Zum Abschluss schenkte die BI Naturwald allen sieben Kandidatinnen und Kandidaten als Dankeschön ein Insektenhotel – bei welchem sie anhand der Rindenstruktur die Baumart raten mussten.

Die Fragen des Publikums, für die der Abend dann doch zu kurz war, wurden gesammelt und den Kandidaten zur Beantwortung zugesandt.

Diese, sowie die Antworten der Wahlprüfsteine werden über die Webseite https://waldkleeblatt.de/ veröffentlicht.

(Verfasser: Bürgerinitiative Naturwald)

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