Stadt Beelitz, Zauchwitz, Körzin. Man findet sie auf Schildern an den Ortseingängen, auf Briefköpfen oder den Trikots der Vereine: Jeder Ortsteil der Spargelstadt Beelitz verfügt mittlerweile über ein eigenes Ortswappen, mit dem er und seine Bürger sich präsentieren können – und mit dem sie sich identifizieren. Über umfangreiche Findungsphasen haben die Einwohner und Ortsbeiräte in den vergangenen Jahren ihre örtlichen Besonderheiten ausgemacht und von Profis in heraldische Form bringen lassen. Mit Zauchwitz und seinem Gemeindeteil Körzin haben nun auch die letzten beiden ihre Wappen beschlossen.
Die Stadtverwaltung hat diese Prozesse von Anfang an unterstützt und zum Teil selbst angestoßen. „Wir sind seit fast 20 Jahren eine gemeinsame Stadt, aber jeder unserer Orts- und Gemeindeteile hat seine Eigen- und Besonderheiten, die er auch pflegen und bewahren soll“, unterstreicht Bürgermeister Bernhard Knuth. Denn gerade die Vielfalt unter dem Dach der Spargelstadt sorge dafür, dass sich die Menschen wohl in Beelitz fühlen und es auch für Besucher immer wieder Neues zu entdecken gibt:
„Bei uns gibt es kleine Dörfer, die zum Teil 800 Jahre und älter sind, aber auch Wohnorte, die erst in der Moderne entstanden sind. Sie alle sind Beelitz und machen die Stadt aus.“
Begleitet wurden die Ortsteile bei der Wappenfindung von dem Heraldiker Michael Holstein, der gemeinsam mit seinem Schulfreund Ismet Salahor aus Frankfurt (Main) auch die Gestaltung übernahm und für die Eintragung in die Deutsche Ortswappenrolle sorgte. „Es war sehr spannend, in die Dorfgeschichten einzutauchen und deren Historie kennenzulernen. Die Herausforderung dabei war immer, ein Alleinstellungsmerkmal mit den Bürgern zu finden“, erinnert er sich. Denn Spargel, Pferde und Landwirtschaft hätten schließlich alle. Und so wurden Besonderheiten wie die Saline in Salzbrunn, die Ziegelfassaden der Höfe in Buchholz, der Turm des Heizkraftwerks in Heilstätten oder der Fisch in Rieben in die entsprechende heraldische Form gebracht. „Gerade das macht die Faszination der Wappen aus: Eine eigene Form- und Bildsprache, die seit jeher unverändert geblieben ist“, so Holstein.
Während die die Beelitzer Kernstadt sowie Fichtenwalde, Elsholz, Wittbrietzen und Busendorf (mit Kanin und Klaistow) bereits seit Langem über eigene Wappen verfügten, wurde in Schäpe, wo Michael Holstein lebt, vor fünf Jahren der Anfang für deren Ergänzung gemacht. Das silberne Pferd neben dem viersträngigen Ornament, das sich so auch in der Dorfkirche findet, ist seither omnipräsent – im Fünf-Minuten-Museum, auf Schildern und sogar auf den Autos der Einwohner. Für „Holstein & Salahor“ wurde aus dem einstigen Hobby dann auch schnell so etwas wie eine Berufung, denn auch andere Gemeinden und Familien streben eigene Wappen an. „Wir haben unsere Lehrzeit beendet, sind über das Gesellenstadium hinaus gekommen und haben mittlerweile viele schöne Ortswappen und Familienwappen gestaltet“, sagen die beiden.
In Beelitz wurde nun also der Abschluss mit Zauchwitz und dessen Gemeindeteil Körzin gemacht, die Einwohner konnten – wie überall – auf Versammlungen zwischen mehreren Varianten wählen. Die Körziner haben sich für eine goldene Eichel, umgeben von einem Sechseck aus Baumstämmen entschieden. Diese symbolisieren einen slawischen Burgwall, dessen Reste noch heute unweit des Ortes zu erkennen sind. Die Eichel wiederum verweist auf die Friedenseiche am Ortseingang und der blaue Hintergrund auf die Lage in den Feuchtwiesen, die in früheren Zeiten oft überflutet waren. Das Zauchwitzer Wappen indes zeigt im unteren Bereich die Lutherrose, die auch in der Dorfkirche am Kanzelaltar zu finden ist. Darüber ist eine Brücke über die Nieplitz abgebildet sowie drei goldene Pappelblätter, die auf den typischen Baumbestand entlang des Beelitzer Flüsschens verweisen.
Die Stadt wird die Ortswappen ebenfalls verwenden: In Publikationen, auf Einladungen, zu Festen. Und im Ratssaal, wo sie alle an den Wänden hängen – und bei Sitzungen und offiziellen Terminen zeigen, dass Beelitz nicht nur Stadt, sondern auch jede Menge Land ist.
Info: Ortswappen
Die Deutsche Ortswappenrolle des HEROLD begutachtet und registriert seit 2011 Wappen von kommunalrechtlich nicht selbstständigen Ortschaften und Ortsteilen. Durch Kommunalreformen in den Ländern werden immer mehr traditionsreiche Orte Teil größerer Verwaltungseinheiten. Ihre historisch gewachsene Identität wollen deren Bewohner oftmals mit einem überlieferten oder neu zu schaffenden Wappen zum Ausdruck bringen. Derartige Wappen sind keine Hoheitszeichen, sondern werden auf privatrechtlicher Grundlage geführt. Sie sind aber wichtige Zeichen regionaler Identifikation und örtlicher Selbstdarstellung.
(Thomas Lähns)
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