Stromtal. Am Wochenende feierten die Stromtaler das 100jährige Bestehen ihres Ortes. Der ganze Ort packte mit an. „Ganz im Sinne der Gründungsziele der Baugenossenschaft ‚Märkischen Scholle’, die hier in Stromtal ihr erstes Projekt verwirklichte“, bemerkte der Pressesprecher der Genossenschaft, Dirk Lausch, gleich zu Beginn der Feierlichkeiten.
19 Siedlerstellen und Doppelhäuser entstanden damals. Die „Märkische Scholle“ war am 4. August 1919 von dem Schlosser Wilhelm Bader, dem Müller Paul Obrikat, dem Bauaufseher Max Rehbein und dem Kaufmann Max Schadewald gegründet worden, um etwas gegen die damalige grassierende Wohnungsnot nach dem 1. Weltkrieg zu tun. Bereits 1929 zog sich die Genossenschaft zwar wieder aus Stromtal zurück und konzentriert sich bis heute auf innerstädtische Wohnungen. „Es ist 90 Jahre her, dass wir hier gewesen sind.“ Doch an die zehn Anfangsjahre erinnert bis heute ein Gedenkstein in Stromtal, den die Siedler 1929 aufstellten. Als Höhepunkt der Feier wurde er jetzt mit wieder lesbar gemachter Inschrift enthüllt.
Die Stadt Brück, zu der Stromtal seit 1930 gehört, spendierte eine Tafel mit historischen Fakten zu Stromtal. Als Vertreter der Stadt erinnerte sich Mathias Ryll (CDU), dass er als Kind oft in der Wehranlage bei Stromtal gebadet hatte. „Heute“, so Ryll, „suchen und finden die Stadtverordneten Rat und Tat bei den Stromtaler Handwerkern“.
Ortschronistin Karin Hanusch wollte nicht zu viel über die Geschichte des Ortes verraten, schließlich erscheint demnächst der zehnte Band der Brücker Geschichte, in dem sieben Seiten zu Stromtal enthalten sein werden. Aber sie verwies darauf, das der kleine Ort schon zu DDR-Zeiten berühmt war. In der damals beliebten Sendung „Außenseiter – Spitzenreiter“ wurde 1972 gefragt, in welchem Ort die Pfannkuchen nur auf einer Seite gebraten werden. Die richtige Antwort lautete Stromtal, denn hier stehen die Häuser nur auf einer Seite der Straße. Gabi Schüler, die im Haus Nr. 1 wohnt und die Feierlichkeiten wesentlich mitinitiiert hat, bedankte sich bei Hanusch für ihr Engagement und bat die Anwesenden: „Wer hat noch Bilder und andere Zeugnisse von früher? Der möge doch auf Frau Hanusch zugehen.“ Das wurde allem Anschein nach befolgt.
Fragt man Schüler selbst, was ihr an Stromtal am besten gefällt, so muss sie nicht lange überlegen: „Die Natur und dass ich meine Ruhe habe.“ Deshalb hat sie sich auch einen besonderen Kuchen für das Fest ausgedacht, in Form einer „100“. Wolfgang Anspach, Chef der Brücker AWO-Ortsgruppe und Stromtaler, wohnt ebenfalls gern hier: „Es ist ein schöner Flecken Erde, überall Grün, freie Flächen und Wald.“ Wie schön es in Stromtal ist, zeige sich auch daran, „dass, sobald ein Haus frei wird, gleich jemand da ist, der es nimmt“. Es interessieren sich auch junge Leute für den kleinen, ruhigen Ort.
Der neu enthüllte Gedenkstein bekam übrigens an diesem Tag sogar einen Kuss. Bodo Schulze aus Brück, der demnächst heiratet, musste zu seinem Junggesellenabschied diese kleine Aufgabe erfüllen.
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