Rottstock, Rädel. Wie kam der Mühlstein in den Turm der Rottstocker Kirche? Na logisch, er wurde eingemauert, als dieser erbaut wurde. Der damalige Müller Wilhelm Schiering stellte ihn zur Verfügung, wahrscheinlich war er abgewetzt und taugte nicht mehr für die Mühle. Vielleicht galt er auch nur als normales Baumaterial, welches damals knapp war. Als Gegenleistung erhielt der Müller eine dauerhafte Grabstätte auf dem Friedhof. Anderen Quellen zufolge war der Mühlstein früher eine Sonnenuhr – ein plausible Erklärung auf Grund der runden Form. Aber wie kam er von der etwa zwei Kilometer entfernten Gömnigker Mühle bis dorthin?
Der Teufel war´s! Diese und andere Geschichten konnten Interessierte am vergangenen Sonntag in Rottstock hören. Pfarrer Helmut Kautz hatte gemeinsam mit Heiko Hesse eine „teuflische“ Wanderung von der Gömnigker Mühle bis zur Rottstocker Kirche organisiert. Auf dem Weg erzählte Heiko Hesse Geschichten aus seinem neuen Buch: Teuflische Orte, die man gesehen haben muss. In diesem erzählt er Sagen, aber auch wahre Begebenheiten über Orte in ganz Deutschland, an denen Luzifer angeblich gewirkt oder an denen er in Kirchen und Gebäude eingearbeitet wurde. Einige Geschichten spielen auch im Fläming. Über Felder und Waldwege machte sich die kleine Gruppe auf den Weg.
Zwischendurch wurde immer wieder angehalten, um eine neue Geschichte zu hören. Und auch den Teufel in sich selbst zu entdecken. Jedermann hat wohl so ein kleines Teufelchen in sich versteckt, und manchmal kommt es heraus, selbst Pfarrer Helmut Kautz hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass der Leibhaftige ihn verführen wollte. Mit dabei auf der Wanderung war auch Margarete Kahmann. Sie hat den größten Teil ihres Lebens in der Gömnigker Mühle verbracht, denn ihr Ehemann Max war dort der Müller. Seit den 20er Jahren war die Mühle in Familienbesitz. Am 17. September 2002 musste er schweren Herzens die Mühle anhalten – es gab einfach keinen Nachwuchs für den Beruf. So konnte Margarete Kahmann einiges zu Wegen und Ländereien erzählen, die damals zur Mühle gehörten, in der heute eine Wohngemeinschaft lebt.
Aber wie war das nun mit dem Mühlstein? Der damalige Müller hatte sich dem Gottseibeiuns, wie Heiko Hesse den Teufel in seinem Buch auch betitelt, verschrieben. Die Geschäfte liefen schlecht, was diesem auch nicht verborgen blieb. Also bot er ihm Hilfe an, verlangte dafür aber auch seine Seele. Fortan liefen die Geschäfte so gut, dass es den Menschen in Gömnigk bald spanisch bzw. teuflisch vorkam. Um Mitternacht traute sich keiner mehr an der Mühle vorbei, weil einige dort den Teufel gesehen haben wollten. Irgendwann kam der Teufel, um seinen Lohn einzufordern. Doch der Müller wusste, dass der Teufel innerhalb der Kirchenmauern keine Macht mehr hatte. Er bat ihn, noch einmal seine Ländereien und Mitmenschen besuchen zu dürfen, um Abschied zu nehmen. Der Teufel willigte ein. Der Müller jedoch nahm die Beine in die Hand und rannte in Richtung der Rottstocker Kirche. Als der Teufel den Betrug bemerkte, nahm er einen Mühlstein und warf diesen dem Müller hinterher. Der hatte jedoch inzwischen die Mauer zur Kirche überwunden und der Teufel verfehlte ihn. Der Mühlstein landete im Kirchturm, wo er heute noch steckt.
Ähnlich interessant ist die Geschichte der Kirche in Rädel bei Lehnin, sie steht verkehrt herum. Kirchen sind nämlich mit dem Kirchenschiff gen Osten ausgerichtet. Nicht so in Rädel, diese steht in Richtung Westen. Als die Einwohner die Kirche erbauten, gefiel das dem Teufel gar nicht. Was die Menschen tagsüber aufgebaut hatten, warf er in der Nacht mit Steinen ein. So ging das eine lange Zeit, die Rädeler waren schon verzweifelt. Ein altes Mütterchen kam auf die Idee, die Kirche nach Westen auszurichten. Dann würde sie der Leibhaftige nicht als Kirche erkennen. Gesagt getan, die Kirche wurde erbaut und der Teufel hat nie wieder auch nur einen Finger an sie gelegt. Wahrscheinlich wurde die Kirche aber aus geologischen Gründen so gebaut – unter ihr befindet sich eine Torfinsel, die das Gewicht des Turms nicht ausgehalten hätte.
Aber es gibt auch noch viele andere teuflische Geschichten in dem Buch. Heiko Hesse hat viele Orte in ganz Deutschland für sein Buch bereist, einige Informationen auch von Freunden und Bekannten erhalten. Eine unterhaltsame und interessante Lektüre. Wer also wissen möchte, warum Moses im Ratzeburger Dom Hörner trägt oder wie das mit dem Rattenfänger von Hameln war, sollte dieses Buch lesen.
Views: 533