Gerhard Schubert

52 mal Zauche, Teil 8: Gerhard Schubert und das Tipidorf Borkwalde

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Der Mensch

Gerhardt Schubert packt gern zu, entscheidet, was zu entscheiden ist und spricht dabei möglichst wenig über sich. „Da ist nicht viel zu erzählen“, sagt er, auch wenn sein bisheriges Leben ganz sicher durch Höhen und Tiefen gekennzeichnet war. „Aber ich bin immer durchgekommen“, das muss als Erklärung reichen und man nimmt ihm die Beschiedenheit ab.

Gerhard Schubert
Gerhard Schubert

Geboren wurde er 1947 in Leipzig. Ein leichter sächsischer Dialekt ist bis heute zu hören. „Zu DDR-Zeiten war ich sehr, sehr stolz darauf, ein Sachse zu sein“, sagt er und ergänzt „vermutlich als Selbstschutz gegen die damaligen unterschwelligen Vorbehalte gegen uns Sachsen.“ Mit seinen Eltern zog er durch die Republik, erst nach Rheinsberg, später nach Potsdam, „immer rund um Berlin herum“. Zur Schule ging er in Potsdam. Nach der Schule lernte er ähnlich wie viele prominente Politiker der Wende- und Nachwendezeit Rinderzüchter. Nach der Ausbildung in Groß Kreutz ging er jedoch zur Armee und blieb bis zur Wende. Er hätte länger bleiben können, aber es kam ihm unredlich vor, „von einem Tag auf den anderen einen neuen Eid zu schwören.“ Lieber lernte er um und probiert sich neu aus. Zehn Jahre lang entwickelte er Grundstücke und verkaufte Häuser. Als das nicht mehr richtig lief, fing er wieder neu an, dieses Mal im Sicherheitsbereich. Zwischendurch war er auch mal arbeitslos, aber er ist nach eigenem Bekenntnis „immer zurechtgekommen.“ Für ihn eine Frage der Einstellung.

Es gab gute und es gab schlechte Jahre. Als es wieder gut lief, wollte er weg aus Potsdam und von den Geräuschen der nahen Autobahn. Er und seine Frau sahen sich im ganzen Umland um. Schließlich landeten sie in Borkwalde. Hier gab es damals noch große Grundstücke und viel Wald. Im Jahr 2012 kauften sie schließlich über einen Makler ein Grundstück von Angelika Justen, deren Großvater Heinrich Justen in den 1920er-Jahren mehrere Parzellen in der Busendorfer Gemarkung gekauft und so wesentlich zur Entstehung des neuen Ortes in der Zauche beigetragen hatte. Seit 2013 wohnen die Schuberts in Borkwalde: „Hinter dem Haus beginnt der Wald, der bis Busendorf reicht.“

Der besondere Ort

So zurückhaltend Schubert hinsichtlich seiner eigenen Person ist, so lebhaft spricht über das Tipidorf in Borkwalde: „Erst seit ich mich dafür engagiere, fühle ich mich in Borkwalde so richtig zu Hause.“ Begonnen hatte alles, als er Ulrike Petrus und anderen Mütter mit ihren Kindern im Wald begegnete. Sie kamen ins Gespräch über den Wald und seine Bedeutung für die Entwicklung der Kinder. Schubert war an dem Thema interessiert, zumal seine Enkelkinder zur gleichen Zeit in einen Waldkindergarten gingen. Bei jedem Wetter und ohne anderes Spielzeug verbrachte sie ihre Zeit im Wald. Warum sollte so etwas nicht auch in der selbsterklärten Waldsiedlung Borkwalde gehen? Immerhin gab es bereits einen Vorläufer des heutigen Tipidorfes.

Als das erste Tipidorf geräumt werden musste und die Tränen der Kinder kullerten, war es Schubert, der nach einem neuen Gelände suchte. Durch einen Zufall lernte er genau in dieser Zeit Angelika Justen kennen, der er schon sein eigenes Grundstück verdankte, und beide fanden sofort einen Draht zueinander. Schubert zögerte nicht lange und fragte Justen, ob sie helfen könne. Tatsächlich hatte Justen noch zwei zusammenhängende Grundstücke in idealer Lage zur Verfügung, nämlich ganz in der Nähe zur Kita Regenbogen. Da diese im Außenbereich liegen dürfen sie sowieso nicht ständig bewohnt werden. Also überließ sie die Grundstücke den Machern des Tipidorfs. Das heutige Tipidorf als Waldspielplatz für Kinder und deren Eltern konnte entstehen. „Für mich fühlt sich das ganz selbstverständlich an“, freute sich Justen.

Die Bungalows wurden in Ordnung gebracht, erste Treffen und schon bald erste Feste fanden statt. Inzwischen gehört das Tipidorf zum örtlichen Kulturverein Zauche e.V. Schubert selbst will wie so oft auch hier lieber im Hintergrund wirken:

„Vorn soll die nächste Generation stehen.“

Aber wenn er gebraucht wird, ist er da:

„Ich will mich raushalten, aber es gelingt mir nicht.“

Petrus sucht immer wieder seinen Rat, denn „er kann hervorragend organisieren und anpacken.“ Wenn die anderen noch getroffene Entscheidungen diskutieren, will Schubert längst loslegen. „Ich war halt beim Militär“, sagt Schubert nur, „mit Terminen gegen elf Uhr kann ich nichts anfangen.“ Konflikte sind also nicht ausgeschlossen, aber immer produktiv.

Gerhard Schubert, Baumkönigin 2018, Anne Köhler
Gerhard Schubert mit der Baumkönigin 2018, Anne Köhler

Dabei ist er ganz unmilitärisch voller Ideen. Als erstes brachte er zum Beispiel eine Eichhörnchen-Auswilderungsstation ins Tipidorf. Hier werden nicht nur junge und schwache Eichhörnchen auf ihr Leben in der freien Natur vorbereitet, sondern hier lernen schon die kleinsten Kinder, sich um die Tiere zu kümmern und Verantwortung zu übernehmen. Schubert selbst ist schon seit seinen Potsdamer Zeiten Mitglied in einem Verein zur Rettung von Eichhörnchen.

Flatter-Ulme, Baum des Jahres 2019
Flatter-Ulme (BDJ2019_c_A_Roloff)
Gerhard Schubert, Baumkönigin 2018, Anne Köhler
Gerhard Schubert mit der Baumkönigin 2018, Anne Köhler

Jetzt hat er mit den anderen zusammen eine neue Idee. Sie haben zum zweiten Mal eine deutsche Baumkönigin nach Borkwalde gelockt. Am 3. Mai um 15 Uhr wird die Baumkönigin 2019, Caroline Hensel, gemeinsam mit Kindern aus Borkwalde und Borkheide im Tipidorf den diesjährigen Baum des Jahres, eine Flatter-Ulme pflanzen. Daraus soll eine Tradition entstehen.

Doch Schubert und die anderen Aktiven wollen noch mehr für Borkwalde:

„Viele Bäume sind in den letzten Jahren Baumaßnahmen zum Opfer gefallen, viele Bäume sind in unserer Nähe Opfer der Flammen geworden, und viele Bäume sollen noch für Windkraftanlagen gefällt werden.“

Sie haben eine junge Borkwalderin als Baumprinzessin gewonnen. Später soll man sich für den Posten bewerben können. Wer auf seinem Grundstück einen Baum pflanzen möchte, kann sich von der Baumprinzessin assistieren lassen. Dafür können die Bäume kostengünstig erworben werden. Das muss nicht zwingend der Baum des Jahres sein, der dieses Mal für die meisten Grundstücke sowieso zu groß werden würde. Ein Waldbaum wäre allerdings schön. „Wir würden uns auch über eine Beteiligung der Gemeinde freuen“, so Schubert.

Wer also Interesse von den Borkwalderinnen und Borkwaldern daran hat, der kann sich unter anderem bei Schubert unter 0152-04414545 melden.

Die Reihe “52 mal Zauche” wird gemeinsam mit der “BRAWO/Ausgabe Bad Belzig” publiziert und stellt Menschen und ihre besonderen Orte vor. Jetzt alle Artikel lesen!

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