Waldfriedhof Beelitz, Reinald Anklamm, Ingrid Linke

Wo Tod und Leben aufeinander treffen – Interesse am Waldfriedhof Beelitz ungebrochen

Beelitz. Reinald Anklamm hat seinen Platz gefunden – jetzt im Leben, aber auch für die Zeit danach. Vor rund zweieinhalb Jahren ist der Rentner von Berlin nach Beelitz gezogen, weil er hier in der Nähe seiner Lebensgefährtin, einer Ur-Beelitzerin, sein kann und weil er die Stadt mag. In Beelitz möchte er auch seine letzte Ruhe finden: Unter den Kiefern auf dem neuen Waldfriedhof.

Waldfriedhof Beelitz, Reinald Anklamm, Ingrid Linke
Ingrid Linke, Reinald Anklamm

„Das ist genau was ich gesucht habe. Wir sind schon immer gern in der Natur gewesen, waren im Wanderverein“, sinniert der 80-Jährige bei einem Besuch auf dem Areal im Beelitzer Stadtwald. Die Januarkälte lässt einen frösteln, aber die tiefstehende Sonne wirft durch die astlosen Stämme ein beeindruckendes Licht auf den Andachtsplatz. Kein Laut ist zu hören, auch die Natur scheint entschlafen. Wenn auch nur vorübergehend. Anklamm und seine Lebensgefährtin Ingrid Linke stehen hinter einer der drei großen Bänke und schauen sich um. Die Bänke, auf denen die Gäste bei Trauerfeiern Platz nehmen können, wurden vom Langerwischer Holzkünstler Bernd Anhoff mit symbolträchtigen Schnitzereien gestaltet. Reinald Anklamm und Ingrid Linke haben die Kosten übernommen und die Bänke der Stadt zum Geschenk gemacht. Weil sie das Engagement gut finden.

Ende Oktober war der erste kommunale Waldfriedhof Brandenburgs in der Spargelstadt eröffnet worden. Und allein bis jetzt hat es hier 23 Bestattungen gegeben. „Überwiegend sind es Beelitzer, die sich bei uns anmelden“, berichtet Yvonne Höfler, die in der Stadtverwaltung für die Vergabe der Ruheplätze zuständig ist:

„Wer von außerhalb einen Platz auf dem Waldfriedhof möchte, muss seinen Antrag schriftlich begründen.“

Damit soll gewährleistet werden, dass der Ruheort vor allem den Bürgern der Stadt zur Verfügung steht. Möglich ist auch der Erwerb eines sogenannten Stammbaumes durch Familien oder Freundeskreise, um den herum bis zu zwölf Urnengrabstellen angelegt werden können. Einer ist bereits vergeben, vier weitere sind reserviert.

Der starke Zuspruch gibt dem Projekt Recht. „Mit unserem Waldfriedhof erfüllen wir einen riesigen Bedarf, den andere offenbar nicht erfüllen können“, erklärt Bürgermeister Bernhard Knuth. Natürlich sei die Stadt im Vorfeld auch mit privaten Betreibern im Gespräch gewesen:

„Deren Voraussetzung war aber gewesen, dass der Waldfriedhof in einem Mischwald entsteht. Dabei gibt es keinen typischeren Baum für Brandenburg als die Kiefer.“

Das sieht auch Reinald Anklamm so:

„Ich habe früher im Grunewald gelebt, rund um den Schlachtensee und die Krumme Lanke gibt es jede Menge Kiefern. Es sieht annähernd so aus wie hier.“

Seitdem die Idee eines Waldfriedhofes in Beelitz vor zwei Jahren aufkam, hat er das Projekt mit großem Interesse verfolgt. Für sein Ableben habe er schon alles Nötige geregelt. „Die meisten würden das Thema gern beiseiteschieben. Aber der Tod gehört nunmal zum Leben dazu“, bemerkt er schulterzuckend. Nachdem er sich den kirchlichen Friedhof in Beelitz angeschaut hatte und feststellen musste, dass der als letzte Ruhestätte für ihn nicht in Frage kommt, setzte er seine Hoffnungen in das Projekt der Kommune – und ist froh darüber, dass es gelungen ist. „Wir haben den Bürgermeister gefragt, wie wir die Stadt unterstützen können und er wusste sofort eine Möglichkeit“, berichtet der.

Dass das Interesse an Naturbestattungen allgemein wächst, kann Ingrid Linke verstehen:

„Die Angehörigen müssen nichts pflegen, sie können in Ruhe trauern und sich erinnern. Kinder und Enkel leben ja oft ganz woanders. Und so können sie einmal im Jahr herkommen und sich freuen, dass alles so schön grün ist.“

Waldfriedhof Beelitz, Reinald Anklamm, Ingrid Linke
Ingrid Linke und Reinald Anklamm

Dank der Nadelbäume, der Farne und Moose ist es selbst im Januar grün auf dem Beelitzer Waldfriedhof. Für einen würdigen Rahmen sorgen nicht nur der Andachtsplatz, sondern auch dessen Umfeld: Drei von Holzstämmen eingefasste Wege führen von der Lichtung aus in den Wald, über Schreddergut gelangt man zu den Bestattungsbäumen, an denen einzig Plaketten oder stilisierte Bücher mit Namen auf die Verstorbenen hinweisen. Der Wald ist Wald geblieben, prinzipiell sind auch nur Feuerbestattungen in abbaubaren Urnen möglich, Grabschmuck ist nicht erlaubt.

Zwischen den Wegen, weiter zurück gesetzt, ragen schmiedeeiserne Kreuze aus dem Boden. Ein Zeichen dafür, dass der Friedhof für Konfessionen offen ist, diese aber nicht im Mittelpunkt stehen. Im Frühjahr, wenn die Temperaturen wärmer sind, wird man hier auch wieder Blumen auf dem Waldboden blühen sehen – zwischen den Setzlingen neuer Bäume. Der Tod gehört zum Leben dazu, und manchmal kommen sie an einem Ort auch unmittelbar miteinander in Berührung.

Informationen zum Waldfriedhof in der Stadtverwaltung unter (033204) 39183.

(Thomas Lähns)

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