Das Deutschen Haus in Beelitz – Ein Schatzkästchen voller Erinnerungen

Anzeige (Für mehr Informationen bitte anklicken)
Lass dich inspirieren! Besuche unsere Extra-Seite voller Geschichten zum Klimawandel!

An den ersten Tanz mit seiner Gerda kann sich Wilhelm Gedicke noch heute gut erinnern: Es war 1949 gewesen, im Großen Saal des Deutschen Hauses. Er – damals noch in der Zimmererlehre – war mit einem Freund da gewesen und hatte sich gleich die junge Frau ausgeguckt, die er vom Sehen her schon aus der Schule kannte:

„Ich war ein bisschen frech, denn als das Lied ‘Kleine Mädchen müssen schlafen gehen’ gespielt wurde, sagte ich zu ihr: Jetzt musst Du aber nach Hause.“

Sein Charme scheint gewirkt zu haben, denn seither sind die beiden ein Paar.

Deutsches Haus; Beelitz, Städtebauförderung
Deutsches Haus in Beelitz

Es sind viele persönliche, spannende und auch rührende Geschichten, welche die Beelitzer mit der einstigen Traditionsgaststätte in der Berliner Straße 18 verbinden. Zum Tag der Städtebauförderung am vergangenen Samstag streiften viele Neugierige durch die historischen Mauern – und es machten viele Anekdoten die Runde, denn die meisten der Besucher haben das Ensemble seit Jahren nicht mehr von innen gesehen. Seit gut einem Jahr wird das Objekt durch die Stadtwerke Beelitz rekonstruiert, auch unter dem Einsatz von Städtebaumitteln. Und so war auch Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD) in die Spargelstadt gekommen, um sich ein Bild vom Baufortschritt zu machen. „Wir wollen, dass sich Bürgerinnen und Bürger über die Stadtentwicklung vor der eigenen Haustür informieren und werben gemeinsam mit den Kommunen für mehr Beteiligung“, hatte Frau Schneider im Vorfeld gesagt. In Beelitz nahm sie sich dann viel Zeit, auch um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Foto 05: Bürgermeister Bernhard Knuth, Infrastrukturministerin Kathrin Schneider, Stadtwerke-Chef Jürgen Hollop und die Projektverantwortliche bei der Stadtkontor GmbH, Siegrid von der Heiden.
Foto 05: Bürgermeister Bernhard Knuth, Infrastrukturministerin Kathrin Schneider, Stadtwerke-Chef Jürgen Hollop und die Projektverantwortliche bei der Stadtkontor GmbH, Siegrid von der Heiden.

Bürgermeister Bernhard Knuth, der sich lange für die Sanierung des Objektes persönlich eingesetzt hat, gab auf Wunsch Führungen durch das Gebäude. „Wenn man sieht, mit welchen Emotionen die Menschen durch die Räume gehen, hat sich die Mühe gelohnt“, sagte er. Vor allem der Große Saal sein ein wahres Schatzkästchen, in dem viele Erinnerungen aufbewahrt sind:

„Und wenn das Objekt erst einmal fertig ist, werden sich wieder viele neue Momente ergeben, an welche die Beelitzer lange zurückdenken werden.“

Der Saal mit knapp 200 Plätzen, dem historischen Tresen und der Bühne wird künftig wieder für Veranstaltungen genutzt, Mieter wird die Stadt Beelitz, die ihn dann auch anderen zur Verfügung stellen wird. Für das Restaurant gibt es ebenfalls bereits einen Betreiber und auch für die sieben Gästezimmer im Obergeschoss ist die Nutzung bereits geklärt. Fertig gestellt wird das Objekt voraussichtlich zum Jahresende.

Deutsches Haus; Beelitz, StädtebauförderungDie Besucher nahmen die Nachricht mit Freude auf – so wie Dieter Johnsson, der den Verfall des Deutschen Hauses über Jahre auch mit dem Fotoapparat dokumentiert hat. Er kennt den Großen Saal ebenfalls noch aus eigenem Erleben:

„Als ich noch Lehrer an der Diesterweg-Schule war, wurde hier 1964 die Abschlussfeier veranstaltet.“

Auch die letzte private Eigentümerin kannte er noch persönlich:

„Ich habe ihr des Öfteren gesagt, dass es schade wäre, wenn das Haus weiter verfällt.“

Und auch der Beelitzer Gerd-Jürgen Vorwerk verbindet mit dem Haus besondere Erinnerungen: Seine Großmutter hatte bis 1959 den Tabakladen an der Straßenseite betrieben:

„Meine Mutter arbeitete ebenfalls in dem Laden und nach der Schule bin ich immer hier her gekommen und habe meine Hausaufgaben gemacht.“

Deutsches Haus; Beelitz, Städtebauförderung

Errichtet wurde das Hauptgebäude vermutlich um 1772 als Fachwerkbau, seither wurde es erweitert, um 1910/11 entstanden der große Saal und der Zwischenbau. Er wurde zu einem der ersten Lichtspieltheater in der Region, schon kurz nach der Eröffnung wurden hier Stummfilme gezeigt. Später wurde er auch zur Filmkulisse – und zwar für die Defa, die hier aufgrund der Raumhöhe optimale Bedingungen fand. Noch bis 1973 wurde die Gaststätte weiterbetrieben. Danach verfielen die Gebäude zusehends, nachdem die Stadt das Objekt 2014 übernommen hat, konnte die Sanierung durch die Stadtwerke vorbereitet werden. Seit nunmehr gut einem Jahr läuft nun die Sanierung und Rekonstruktion.

Deutsches Haus; Beelitz, StädtebauförderungMittlerweile ist stehen das Hauptgebäude und der Verbindungsbau auf dem Hof wieder im Rohbau, demnächst wird der Boden im Großen Saal verfüllt, wie Siegrid von der Heiden berichtete, die das Projekt für die Stadtkontor GmbH managt. Der Potsdamer Sanierungsträger ist mit der Bauausführung betraut worden. Nachdem jetzt auch alle Fenster eingebaut sind, würde auch der Innenausbau demnächst beginnen. Im Moment sieht es so aus, als könnte es mit der Eröffnung noch in diesem Jahr klappen. Und wer weiß – vielleicht werden sich dann auch Wilhelm Gedicke und seine Gerda noch einmal aufs Parkett wagen. (Autor: Thomas Lähns)

Visits: 3

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Hol dir die App

Ab sofort kannst du Zauche 365 ganz bequem auf deinem Smartphone lesen.

Login
Jeder veröffentlicht seins.

Deshalb freuen wir uns sehr, dass du mitmachen möchtest. Bevor du jedoch auf Zauche 365 Artikel veröffentlichen kannst, musst du dich registrieren lassen. Das dient deiner und unserer Sicherheit. Fülle deshalb bitte das folgende Formular aus: